20’000 bis 25’000 ausländische Saisonarbeitskräfte beschäftigt die Schweizer Landwirtschaft jedes Jahr – sie helfen auf Gemüsebaubetrieben, bei der Obsternte oder auch bei der Alpsömmerung. Die Rekrutierung und das Halten der neuen Personen auf den Betrieben sei zuletzt aber zunehmend aufwändiger geworden, meint Markus Waber, stellvertretender Direktor des Verbands der Schweizer Gemüseproduzenten.

«Insbesondere zu Beginn dieses Sommers war es sehr schwierig, Personal zu rekrutieren, auch wenn die Situation im Verlaufe der Saison besser wurde», ergänzt er. Vor ein paar Jahren habe eine gut funktionierende Mund-zu-Mund Propaganda genügt, heutzutage müssten die Betriebe aktiver nach gutem Personal suchen, führt Markus Waber weiter aus.

Arbeitskräfte wurden anderswo fündig

«Nach der Coronaviruspandemie ist eine Vielzahl von Arbeitskräften verschwunden und zahlreiche Branchen haben grösste Mühe, ihre offenen Stellen zu besetzen», bestätigt auch Sandra Helfenstein vom Schweizer Bauernverband. Das sei auch in der Landwirtschaft nicht anders. Dass die Arbeitskraftrekrutierung in der Landwirtschaft allenfalls an Nachwehen von der Covid-19-Krise leidet, glaubt Markus Waber aber weniger.

«Dadurch, dass die Schweizer Landwirtschaft vom Bund als systemrelevanter Bereich eingestuft wurde als die Grenzen geschlossen waren, durften die Erntehelfer auch damals in die Schweiz einreisen – nach zwei Jahren Erfahrung liefen die Prozesse zum Saisonstart darum auch problemlos», erklärt er. Es könnte allerdings durchaus etwas mit der besseren wirtschaftlichen Situation in den Herkunftsländern der Saisonarbeitskräfte zu tun haben, vermutet Sandra Helfenstein: «Offenbar haben viele ausländische Saisonarbeitskräfte in ihrer Heimat Arbeit gefunden und kommen nun nicht mehr in die Schweiz zurück oder sie wurden in anderen Branchen fündig.»

Ukrainerinnen und Ukrainer als Erntehelfer

Nach der Coronaviruspandemie sind aktuell nun viele Branchen in vielerlei Hinsicht von den Auswirkungen des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt, betroffen. Für einige Länder bedeutete dies auch weniger Saisonarbeitskräfte aus der Ukraine. Weil es bisher aber nur für EU-Bürgerinnen und -Bürger möglich gewesen sei, in der Schweiz zu arbeiten, habe der Krieg in der Ukraine die Rekrutierung der Saisonarbeitskräfte hierzulande weniger beeinflusst als in anderen Ländern, sagt Sandra Helfenstein.

«Für die ukrainischen Flüchtenden, die in die Schweiz gekommen sind, machte man nun eine Ausnahme», erklärt sie. Und so arbeiteten zuletzt immerhin rund 330 Personen aus der Ukraine in der Schweizer Landwirtschaft, teilt das Staatssekretariat für Migration mit. Wie in der wöchentlichen Statistik ersichtlich ist, arbeiteten zuletzt 6 Prozent der Personen mit Schutzstatus S und aktivem Erwerb in der Landwirtschaft.

Konstante Ausbildungszahlen
Während die Schweizer Landwirtschaft grundsätzlich an Personalmangel leidet, konnte sich immerhin die Anzahl der Lernenden im Berufsfeld Landwirtschaft konstant halten. Die Anzahl Lernender ist in den letzten Jahren sogar gestiegen. Knapp 90 Prozent der Lernenden von Landwirtschaftsberufen lassen sich zur Landwirtin oder zum Landwirt ausbilden. Daneben gibt es aber auch die Spezialberufe Geflügelfachmann und -fachfrau, Obstfachmann und -fachfrau, Winzerin und Winzer, Weintechnologe und -technologin sowie Gemüsegärtnerin und -gärtner. In den meisten dieser Berufe blieb die Anzahl der Auszubildenden in den letzten Jahren stabil. Insbesondere die Gemüsebranche konnte in den letzten Jahren aber mehr Lernende gewinnen – dennoch sind derzeit zu wenige Personen in Ausbildung.