«So eine Küchenmaschine hat in unserem Haushalt noch gefehlt. Ich freue mich sehr über den Preis», strahlt Nicole Aschwanden aus Seelisberg UR. Die Bauerntochter hat den ersten Preis des Guetzli-Wettbewerbs der BauernZeitung gewonnen. 

Nebst der jungen Frau freut sich auch Nico, ein kleiner weisser Terrier. Er schwänzelt dem Besuch um die Beine und beschnuppert alles ganz genau. Nico ist ebenfalls zu Besuch bei Aschwandens.

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Mehrere kreative Talente

Nach dem Eintreten ins moderne Haus steht man schon fast in der Küche. «Am 26. Dezember 2014, bei sehr viel Schnee, sind wir ins neue Haus eingezogen. Davor lebten wir in einem sehr alten Haus, das ein Flickwerk war», erklärt Edith Aschwanden, die Mutter der Gewinnerin. Eingang, Stube und Küche bilden eine Einheit. In einer Ecke des Wohnzimmers steht eine selbstgemachte «Yffele» (traditionelle Laterne). Sie fällt auf, da eines ihrer Sujets Guetzli sind.

Vom Esstisch aus bietet sich eine Aussicht auf den Berg Niederbauen und zum Skigebiet Stockhütte NW. Auch entdeckt man frisch gebackene Spitz-mädchen, Zopf und einen Apfelkuchen auf der Küchenablage. Die Spitzmädchen sind eigentlich Spitzbuben, gebacken nach einem Rezept im «Tiptopf».

Für ein Guetzli benötigt Nicole Aschwanden die grössere der beschriebenen Teigmenge. Ausserdem fügt sie dem Teig ein Ei und etwas mehr Mehl bei, so hält das Ganze besser zusammen. Das Besondere bei ihren Guetzli ist, dass sie mit zweierlei Konfitüre gefüllt sind, das macht sie schön bunt.

Die Sujets, wie beispielsweise Edelweiss, Schneemann oder Fasnachtsclown, zeichnet die Bäckerin selber und überträgt sie dann auf den Teig. Auf die Frage, wie sie auf die Idee zum Wettbewerbs-Guetzli, dem Edelweiss, gekommen sei, meint sie: «Ich wollte ein besonderes Guetzli mit einem bäuerlichen Bezug kreieren.»

Bei Aschwandens bäckt nicht nur die Tochter gerne, auch die Mutter hat Talent. Sie machte letztes Jahr ebenfalls bei einem Backwettbewerb mit und schaffte es mit ihrem Apfelkuchen, mit Zutaten ausschliesslich aus der Zentralschweiz, unter die besten zehn.

An der Küchenwand hängen laminierte Zeitungsartikel über Erlebnisse, die der Familie besonders in Erinnerung bleiben sollen, so auch die Nomination beim Guetzli-Wettbewerb der BauernZeitung. «Wir lesen auch ‹Ueli dr Schribchnächt› sehr gerne. Und das Kreuzworträtsel lösen Nicole oder mein Mann Markus jeweils sofort», outet sich Edith Aschwanden fast ein bisschen als BauernZeitungs-Fan.

Zweimal Geburtstag

Nicole Aschwanden packt freudig die Küchenmaschine aus. Es ist für sie fast ein zweites Mal Weihnachten oder Geburtstag. Am 31. Dezember feierte die junge Frau ihren 18. Geburtstag. Gleich nach der Preisübergabe geht es zusammen mit der Mutter aufs Strassenverkehrsamt. Sie will sich für den Fahrausweis anmelden. Das ist nötig, denn der Hof der Familie liegt etwas abgelegen.

Bisher legt Nicole Aschwanden täglich den Weg von zu Hause zur Postautohaltestelle zu Fuss zurück. Je nach Tagesform dauert das eine Viertelstunde bis zwanzig Minuten. Der Weg ist stotzig. Bis nach Stans NW, wo sie die KV-Ausbildung bei der Nidwaldner Sachversicherung absolviert, dauert der Weg insgesamt dreiviertel Stunden. An der Arbeit ist sie zurzeit stark mit den Folgen der Stürme Burglind, Evi und Friederike beschäftigt.

Der Weg macht ihr nichts aus. Es gefällt ihr sogar, am Abend den Berg hinaufzugehen. Das hilft, den Kopf nach einem Tag im Büro zu durchlüften. «Manchmal gehe ich auch meinem Vater helfen. Das Erstellen der Zäune und z Alp fahren gefällt mir am besten. Oder ich begleite meinen Vater beim Wildbeobachten, da er auch noch als Jagdaufseher arbeitet.»

Obwohl sie gerne auf dem Bauernhof mit anpackt, ist es nicht ihr Ziel, den Hof einmal zu übernehmen. «Aber falls es sich ergeben sollte, bin ich der Landwirtschaft nicht abgeneigt», meint sie lachend. «Wir üben bei unseren Kindern keinen Zwang für eine Hofübernahme aus», sagt die Mutter. Den Eltern von Nicole, Remo (19) und Silvio (15) Aschwanden ist es wichtig, dass jemand mit Freude den Hof übernimmt, allenfalls auch von ausserhalb der Familie.

Landdienst war Ferien

Die Familie Aschwanden bewirtschaftet einen Hof in der Bergzone II. Zehneinhalb Hektaren Land sind eigen, zweieinhalb Hektaren sind gepachtet und vierzehn Hektaren Wald gehören auch dazu. Im Stall steht eine gemischte Mutterkuhherde mit 15 Kühen und 15 Kälbern. «Immer wenn eine neue Kuh auf den Hof kommt, will ich ihren Namen wissen», sagt die junge Frau.

Da die Eltern kein Bedürfnis nach Ferien haben, gab es bis anhin keine sogenannten Familienferien. Die Kinder gingen in den Ferien in den Landdienst (Agriviva). Selbst jetzt in der Lehre verbrachte Nicole Aschwanden die Sommerferien im Landdiensteinsatz. Sie ging nach Frankreich und nutzte die Zeit, ihr Französisch zu vertiefen. «Beim ersten Landdiensteinsatz, mit zirka 13,5 Jahren war ich noch sehr jung und hatte Heimweh. Ein andermal war mir langweilig, da putzte ich die Küche. Hat da die Bäuerin gestaunt», erzählt sie eine Anekdote nach der andern.

Diesen Sommer macht sie aber ganz anders Ferien. Sie will mit einer Freundin nach Griechenland auf die Insel Kos verreisen. Sozusagen als Lehrabschluss-Geschenk an sich selber. Aber bis es so weit ist, hat sie es noch streng. Sie absolviert nebst der Lehre auch noch die Berufsmittelschule.

Esther Thalmann