Was mich für diesen Text inspiriert hat, hat mit einer der meistgestellten Fragen zu tun: «Wir heiraten bald, wie seid ihr abgesichert? Was, wenn Kinder kommen? Seid ihr als Hausfrau/Mutter über den Betrieb angestellt usw.» Eine berechtigte Frage, denn Altersarmut von Frauen ist ein generelles Problem, das auch Landfrauen betrifft. Um diese Anliegen kümmert sich zum Glück unter anderem der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband.

Zurück zu meinem Erlebnis. Diese Frage wurde genauso auf einem privaten Kanal geteilt. Darunter eine sehr wütende Ansage. An die genaue Wortwahl kann ich mich nicht erinnern, aber ungefähr so hatte sie sich ausgedrückt: «Wieder eine, die es nur auf das Geld abgesehen hat. Die Kinder haben, aber nicht arbeiten will, sich den halben Betrieb schnappt und den Mann in den Ruin treibt!» Diese Worte wurden von einer Frau geschrieben. Wohlgemerkt! Das konnte ich nicht auf mir sowie allen anderen Müttern sitzen lassen. Bei solchen Aussagen werde ich ein wenig zum Hulk.

Kinder sind die Entscheidung zweier Menschen

Die Dame vergisst wohl, dass Kinder immer eine Entscheidung von zwei Menschen sind. Der Herr Gemahl kann seinen Betrieb nur genauso weiterführen, wenn er Vater wird, weil er eine verlässliche Frau hat, die sich um Haus und Nachwuchs kümmert. Bestenfalls «nur» um Haus und Nachwuchs. Während «Kinder haben» bereits mit einem ziemlich grossen Arbeitsaufwand verbunden ist, kommen auf einem Betrieb viele kleine zusätzliche Arbeiten dazu, die meist nicht wahrgenommen werden. Je nach Phase und Alter der Kinder ist der Betreuungsaufwand mal mehr, mal weniger. Begleitung auf Schulwegen, Fahrten zu ausserschulischen Aktivitäten, helfen bei Hausaufgaben, kümmern, sorgen, trösten, schlichten, zuhören, aushalten … die Liste ist endlos.

Nebenbei schmeisst man einen Haushalt, kümmert sich um den Garten, bewirtschaftet Angestellte, wäscht Wäsche en masse, ist Springer für den Mann, hat alle Termine im Kopf, organisiert, koordiniert und mitten in all dem Tun versucht man, sich selbst nicht zu vergessen. Liebe «nur Hausfrauen und Mütter» da draussen. Zur Erinnerung: Care-Arbeit ist auch Arbeit! Und es ist gerechtfertigt, dafür einen Lohn zu beziehen.