«Das geit de sicher nid», bekam Marcel Stähli während des Bauprojekts immer wieder zu hören, doch er liess sich davon nicht beeindrucken. Denn der 43jährige Lokführer und seine Frau wollten ihr denkmalgeschütztes Bauernhaus in Walkringen unbedingt zum Sonnenkraftwerk machen. Mittels Photovoltaik (Solarzellen) sollte Strom und mittels Solarthermie (Sonnenkollektoren) Warmwasser erzeugt werden. Und zwar all dies auf dem Dach. Doch der 1780 erbaute Holzständerbau ist ein sogenanntes K-Objekt. Für diese kantonalen Schutzobjekte sind die Auflagen bei Erweiterungen oder Umbauten besonders streng. [IMG 2]

Energiewende hilft

[IMG 4] Vor einigen Jahren wäre das «Nein» der Denkmalpflege schnell und endgültig gewesen. Doch wegen der Energiestrategie 2050 haben sich die Gewichte verschoben. Nicht nur der Denkmalschutz zählt, sondern auch die Energieproduktion. «Das macht es einfacher, auch geschützte Objekte mit moderner Technik auszurüsten», sagt Florian Flükiger von der RenoMa GmbH Bedachungen und Fassadenbau in Worb. Die Firma hat das Projekt geplant und ausgeführt. Ein zweites wichtiges Argument war die Sicherheit. Weil Stählis Haus am Hang liegt, ist es bei Sturmwinden besonders exponiert. Immer wieder flogen bei starken Stürmen Ziegel vom Dach.  Das neue Eternitdach ist nun sturmsicher, und die PV-Zellen und Sonnenkollektoren sind bündig eingepasst.

Doch bis das Projekt bewilligt wurde, mussten Bauherr und Dachdecker lange und ausdauernd für ihr Anliegen weibeln. «Die Denkmalpflege liess sich von unserem Anliegen überzeugen und bewilligte das Projekt. Das Entgegenkomen des Kantons wie auch die Unterstützung durch unseren Bauverwalter in Walkringen freut mich sehr, denn nun ist der Weg frei, um weitere ältere Gebäude mit Solaranlagen auszurüsten», sagt Marcel Stähli. Als gelernter Elektroinstallateur und Lokführer mit über 20 Dienstjahren kennt er sich bestens mit dem Thema Strom aus. Gemeinsam mit einigen Berufskollegen hat er ein «Solar-Grüppli» gebildet, das sich gegenseitig mit Rat und praktischer Mitarbeit für die Umsetzung von PV-Anlagen unterstützt. [IMG 3]

65 Prozent Sonne

Die Jahresproduktion der PV-Anlage wird auf gut 16'500 Kilowattstunden geschätzt. Damit können Stählis einen grossen Teil ihres Stromverbrauchs decken. Überschüsse werden für das Laden des neuen Elektrofahrzeugs oder das zusätzliche Aufheizen des Warmwasserboilers verwendet. Auch die Solarthermieanlage liefert eine respektable Leistung. Pro Jahr sind es rund 9'900 Kilowattstunden Wärmeenergie. Zusammen mit der Stückholzheizung können Stählis so den weitaus grössten Teil ihres Energiebedarfs mit erneuerbaren Energieträgern decken.

Wie geht es nun weiter? «Unser Haus ist umgerüstet. Doch wenn ich auf Walkringen blicke, sehe ich noch sehr viele rote Ziegeldächer. Wir haben noch sehr, sehr viel Potenzial für mehr Solarenergie», sagt Marcel Stähli. Einzelne Nachbarn und Bauern hat er bereits überzeugen können, ebenfalls auf Photovoltaik zu setzen. Denn für Stähli ist klar: «Wir haben nur diese eine Welt und müssen ihr Sorge tragen.»