Es ist erst April, doch die Zecken haben bereits Saison. «Erste Meldungen bekamen wir bereits im Januar», sagt Werner Tischhauser. «Seit Anfang Monat ist die Zeckensaison nun voll am Laufen.» Der Umweltingenieur ist Vizepräsident der Zeckenliga, einer Organisation für Zeckenkranke in der Schweiz.

Die Klimaerwärmung kommt den Parasiten entgegen. «Den Zecken passt es, ihre aktive Saison dauert länger.» Ein Indikator dafür sind unter anderem Hunde und Katzen: Sind sie schon früh im Jahr befallen, weiss man, dass die Parasiten aktiv sind.

Zecken gehören zur Ordnung der Milben und sind keine Insekten, sondern Spinnentiere. Sie ernähren sich von Blut und können Krankheiten übertragen. Weltweit sind rund 980 Arten bekannt. «Die Urzecke lebte schon vor 270 Millionen Jahren, sie hat sich immer wieder angepasst», erklärt Werner Tischhauser. In der Schweiz kommt ihr nicht nur das veränderte Klima entgegen, sondern auch die Zunahme der Waldflächen. «Doch vermehrt finden sich Zecken auch in Gärten.»

Mehr Tiere oder mehr Zeit?

Noch sei nicht klar, ob es durch die höheren Temperaturen auch mehr Zecken gibt oder ob sie nur länger aktiv sind, so der Fachmann weiter. «Vielleicht beschleunigt das Klima auch den Zeckenzyklus.» Ein Zeckenzyklus – die Entwicklung von der Larve bis zum ausgewachsenen Tier – dauert bislang in der Regel drei bis fünf Jahre.

In jedem Entwicklungsstadium nimmt der Parasit eine Blutmahlzeit zu sich: Erst bedient er sich bei kleinen Nagetieren oder Vögeln, dann bei grösseren Nagern oder Säugetieren wie Katzen, aber auch häufig bei Menschen. Nur die ausgewachsene weibliche Zecke sticht dann grosse Wild- und Säugetiere. Der Saugvorgang der kleinen Nymphen dauert rund zwei Tage, die adulten Weibchen saugen sieben bis elf Tage am Blutswirt. Das Zeckenweibchen nimmt in dieser Zeit das Zweihundertfache des eigenen Körpergewichts zu.

Krankheiten übertragen

Wenn Zecken stechen, können sie Krankheiten übertragen, vor allem Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose (siehe Kasten). «Nur FSME ist meldepflichtig», erklärt Werner Tischhauser. «Im letzten Jahr wurden seit Jahresbeginn zehn Fälle gemeldet. In diesem Jahr sind es bereits jetzt 30. Das ist auffällig viel.» Inzwischen gilt für beide Krankheiten die ganze Schweiz als Risikogebiet, mit Ausnahme von Genf und dem Tessin. Aber nur drei von 100 Zeckenstichen verursachen Lyme-Borreliose, weil der Erreger nicht bei jedem Stich übertragen wird.

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Zecken mögen es gern feucht-warm, bevorzugen Gestrüpp, Waldränder und hohes Gras. Sie bleiben in Bodennähe. Am besten schützt man sich mit langen Hosen, langärmligen Oberteilen und geschlossenen Schuhen. Knöchel kann man schützen, indem man die Socken über die Hosenbeine zieht.

Sprays zur Abwehr

Als Alternative oder Ergänzung bieten sich Zeckenschutzsprays an. Sie können auch auf die Kleidung gesprayt werden. «Denn die Zecken reagieren auf die Ausdünstung des Körpers», sagt Werner Tischhauser. Knoblauch und Bärlauch helfen übrigens auch, wenn man das seinem Umfeld zumuten will und kann.

Ganz wichtig ist, den Körper nach einem Tag in der Natur von Kopf bis Fuss nach Zecken abzusuchen. Das gilt vor allem für Kinder, die gern dort spielen, wo Zecken leben. Zudem besteht aufgrund ihrer Grösse ein erhöhtes Risiko für einen Stich. Schleppen Hund oder Katze Zecken ins Haus, besteht ein geringes Risiko – ausser die Haustiere dürfen mit ins Bett. Doch generell ist das Klima im Wohnraum zu trocken für Zecken. Findet man einen der Blutsauger am Boden: mit einem Stück Klebestreifen aufnehmen und im Hauskehricht entsorgen.

Wird man gestochen, sollte man die Zecke schnellstmöglich mit einer Pinzette hautnah beim Stechapparat herausziehen – ohne Drehung, ohne die Zecke zu quetschen. Geeignet sind auch spezielle Zeckenhaken. «Keine Angst vor dem Entfernen», sagt Werner Tischhauser. «Nur nichts machen ist gefährlich.»

Weniger Zecken im Garten

Über ein Fünftel der gemeldeten Zeckenstiche fanden in Gärten statt. Mit folgenden Massnahmen kann man die Zeckendichte eindämmen:

  • Entlang von Wegen regel­mäs­sig mähen und überhängende Zweige zurückschneiden.
  • Gehölze aufasten und zurückschneiden, damit der Boden darunter rascher abtrocknet.
  • Häufig genutzte Rasen- oder Wiesenflächen kurz ­schneiden.
  • Zeckenrollen im Garten auslegen, sie können die Zeckendichte um rund 30 Prozent ver­ringern. 

Zecken und Krankheiten

Die Abkürzung FSME steht für Frühsommer-Meningo­enzephalitis. Die Krankheit wird durch das FSME-Virus übertragen, das sich im Speichel der Zecke befindet. Die Zecke überträgt das Virus sofort nach dem Stich in den menschlichen Körper. Dort vermehrt es sich.

Schutz vor FSME bietet die vom Bundesamt für Gesundheit empfohlene Impfung. Ohne Impfschutz kommt es oft zu einem milden Verlauf der Infektion, die als Sommergrippe wahrgenommen wird und ohne weitere ­Schäden bleibt. In 5 bis 15 Prozent der Fälle kommt es zu einem schweren Verlauf der FSME-Erkrankung. Zu den Symptomen gehören Entzündungen der Hirnhaut, des Hirns und des Rückenmarkgewebes. Dies kann zu Lähmungen der Atemmuskulatur führen, zu Invalidität und zum Tod.

Noch keine Impfung

Lyme-Borreliose wird durch Bakterien übertragen, die sich im Darm der Zecke befinden. Sie gelangen mit einer Verzögerung von 16 bis 24 Stunden in den menschlichen Körper. Die meisten Infektionen verlaufen unbemerkt und falls Symp­tome auftreten, sind sie unterschiedlich.

Bei über 50 Prozent der Fälle tritt allerdings die sogenannte Wanderröte auf: eine ringförmige Hautrötung um die Stichstelle, die sich 5 bis 30 Tage nach der Infektion zeigt. Dann sollte man eine ärztliche Praxis aufsuchen. Antibiotika verhindert ein Fortschreiten der Erkrankung. Ein Impfstoff ist in Entwicklung, doch ob und wann er kommt, ist noch ungewiss.

Die Tierkrankheit Tular­ämie oder Hasenpest wird nur gelegentlich auf Menschen übertragen.

Die App «Zecke»

Was tun bei einem Zeckenstich? Wie sich schützen? Die Präventions-App «Zecke» liefert Antworten. Eine dynamische Gefahrenkarte kennzeichnet zudem Risikogebiete. Entwickelt hat die kostenlose App die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

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