«Wenn Bäuerinnen Körbe austeilen» titelte 1996 eine Zeitung über die Bäuerinnen, die sich nach einem Kurs für Selbstvermarktung zusammentaten. Was heute mit Hofläden und Food-Waste-Konzepten gang und gäbe ist, war damals ein mutiger Schritt. Die Bäuerinnen kannten sich aus mit Backen und Trocknen, doch wohin mit dem Überschuss? Hofläden waren noch selten und die Direktvermarktung fand vor allem auf dem Wochenmarkt statt. Die Mengen pro Hof waren nicht allzu gross, doch zusammen stellten sie ein schönes Sortiment dar.

Ein harziger Anfang

Am 14. November 1995 gründeten acht Frauen den «Bärner Burechorb» mit den beiden Standorten Kirchdorf BE und Emmenmatt BE, ein Jahr später kam der Standort Oberaargau hinzu. Die Standorte werden unterdessen selbständig geführt, mit dem einheitlichen Auftritt bei der Verpackung vermarkten sie gemeinsam erfolgreich ihre Hofprodukte. Mittlerweile sind für den Standort Emmenmatt 16 Frauen tätig, das Sortiment umfasst um die Hundert verschiedene Produkte, von Güetzi zu Teigwaren bis zu Likören, Tees und Eingemachtem.

Die Anfangszeit war harzig und mit viel Aufwand verbunden. Neben dem Austüfteln der bis heute bestehenden Rezepten wurden noch die Konfigläser von Hand ausgewaschen und wiederverwendet. «Heute bestellen wir die Gläser und Flaschen palettenweise», sagt Margrit Gerber, eine der beiden «Ladenfrauen», wie sie genannt werden möchten. Ihre Rezepte behalten sie geheim, sie gehören dem «Bärner Burechorb» und werden nur von Backfrau zu Backfrau weitergegeben. Durch den Verzicht auf Zusatzstoffe sind die Produkte stets frisch gemacht. Dies bedingt eine grosse Flexibilität auf allen Seiten. Da kann es auch mal vorkommen, dass eine Bäuerin anruft: «Du, es wird etwas später, es will noch grad eine Kuh kalben». Der Zusammenhalt in der Gruppe ist gross. «Letztes Jahr fiel eine Frau für längere Zeit aus», führt Margrit Gerber aus, «wir konnten innerhalb von zwei Stunden die 250 kg bestellten Güetzi auf die Backfrauen verteilen.» Beeindruckend, wie die Genossenschafterinnen nebst ihren vielfältigen Hofaufgaben den «Bärner Burechorb» führen. [IMG 2]

Der Brätzelitraktor

Ihre Männer müssen ebenfalls dahinterstehen, es kann gerade in solchen Situationen vorkommen, dass sie mit anpacken müssen. Dafür können die Bäuerinnen von zu Hause aus ein zusätzliches Einkommen erwirtschaften. «Den neuen Traktor haben wir auch mit meinem Lohn bezahlt», erzählt die Präsidentin Barbara Zaugg schmunzelnd, «deshalb ist es jetzt der Brätzelitraktor.» Sie bäckt pro Jahr 3700 Portionen Brätzeli.

In der alten Käserei Längenbach, in Emmenmatt, ist der «Bärner Burechorb» seit 2014. Da ist genügend Platz für die Logistik und ein hübsch eingerichtetes Verkaufslokal. Zwei Frauen sind fest angestellt und für den Laden zuständig. Ist gerade keine Kundschaft im Laden, sind sie am Herrichten der Bestellungen und Pakete. In Spitzenjahren können das durchaus an die 1500 Pakete sein. Auf die Weihnachtszeit hin geht es richtig los, da werden drei Viertel des Jahresumsatzes gemacht. Körbe stehen in allen Grössen bereit. Zwischen 20 und 300 Franken kostet ein mit einem vielseitigen Sortiment bepackter Korb. Die Spankörbe werden von der Lebensart Bärau hergestellt, auch da hat der regionale Bezug Vorrang. Die Produkte des «Bärner Burechorb» sind ausserdem in weiteren Verkaufsstellen wie dem «Früschmarkt», der «Landi» und in einigen Käsereiläden erhältlich. Zudem sind sie an vielen regionalen Märkten präsent. [IMG 3]

Die Zahlungsmoral ist gut

«Seit 2014 sind wir mehrwertsteuerpflichtig», erklärt Salome Kupferschmid, die das Amt der Vizepräsidentin innehat, «und die Zahlungsmoral ist sehr gut, was heutzutage nicht selbstverständlich ist». Ihre Kundschaft ist sehr unterschiedlich, neben Privatkundinnen und -kunden gehören ebenso viele Geschäfte zu der regelmässigen Stammkundschaft. «Wir durften schon für einige Bundesräte einen Korb zusammen stellen», erzählen die Frauen stolz. «Unser längster Dauerauftrag besteht seit 2008», erläutert Margrit Gerber. Da liefert der «Bärner Burechorb» seither mehrmals jährlich einen Korb aus. Ihr Konzept, dass die Inhaltsstoffe zu mindestens 80 % aus der Region stammen und auf dem Hof produziert werden müssen, hat sich bewährt. Laut Statuten müssen die Produzentinnen einen bäuerlichen Hintergrund haben, und vor allem ihre Hofprodukte verarbeiten. Mit ihrem grossen Netzwerk finden sie immer genügend Bäuerinnen, die den Grundgedanken, Überschüssiges zu verwerten, weiterführen. So schaut der «Bärner Burechorb» als Pionierin mit solidem Fundament der Zukunft entgegen.