Der Dokumentarfilm Fair Traders ist ab dem 14. Februar 2019 in den Kinos zu sehen. Er befasst sich mit brennenden Fragen der Landwirtschaft. Ist ein fairer Handel möglich? Wird dabei die Umwelt nicht zu sehr belastet?

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Erstmal langsam

Das erste Bild, das auf der Leinwand erscheint, ist ein Getreidefeld. Die Ären bewegen sich langsam im Wind und eine Hand fährt durch die Ären. Es sollte nicht das letzte langsame Bild im Film sein. Schritt für Schritt erfährt der Zuschauer die Geschichten von drei Menschen, die aus ihrem Alltag ausbrechen.

Neue Perspektiven

Da hätten wir erstmal die kurrlige Sina Trinkwalder. Aus Frust über die Sinnlosigkeit ihres Alltags, entscheidet sie aus der Werbebranche auszusteigen, um etwas Relevantes für die Gesellschaft zu machen - ein Textilunternehmen zu gründen. Sie holt Langzeitarbeitslose aus ihrem Trott und bindet sie in die Arbeit der Fabrik ein. Aber nicht nur der soziale Aspekt ist ihr wichtig, sie setzt bei ihren Produkten auch auf biologische Rohstoffe.

Auch Claudia Zimmermann setzt auf Bio. Mit Ehemann Matthias führt sie einen Biohof in Küttigkofen (SO). Doch nicht immer lebte sie ihren Traum als Biobäuerin. Zehn Jahre arbeitete sie als Kindergärtnerin, was ihr zwar Freude bereitete, sie aber nicht voll erfüllte.

Und dann ist da noch Patrick Hohmann, Gründer der Remei AG, ein Unternehmen, das Biobaumwolle anbaut und nachhaltige Textilien in Indien und Tanzania herstellt. Hohmann ist schon lange im Business. Das Unternehmen wurde 1983 gegründet. Beim Baumwoll-Einkauf stellte er fest, dass die Bauern ihren Verdienst in teure Pestizide investierten. Dies wollte er ändern und so wurde er zum Pionier des Biobaumwoll-Anbaus.

Produzenten fair behandeln

"Die Produzenten sollen soviel bekommen, wie das Material wert ist", sagt Patrick Hohmann in dem Dokumentarfilm. Die Zwischenhändler dürften nicht ihren Gewinn maximieren. Die Remei nehme zwei bis drei Prozent, um die Löhne zu bezahlen, zu spenden und Rückstellungen zu bilden, sagt er weiter.

Auch bei der Bio-Bäuerin Claudia Zimmermann bekommen die Bauern, die für ihren Hofladen liefern, einen fairen Preis. "Ich frage die Bauern, was sie für ihre Ware verlangen", meint sie. Viele seien erstaunt, dass sie den Preis mitbestimmen könnten und fragten nach, ob der Preis wirklich in Ordnung sei.

Qualität anstatt Gewinn

"Der Gewinn muss nicht gesteigert werden, sondern die Qualität", meint die Unternehmerin Sina Trinkwalder. Die Textilien sollen nachhaltig sein. Aus diesem Grund verwertet sie auch Textilien von grösseren Textilverarbeitern, welche diese nicht mehr brauchen.

Biobäuerin Claudia Zimmermann rechnet ihren Gewinn gar nicht erst aus. "Wenn man all die Arbeitsstunden rechnen würde, wäre das frustrierend", meint sie. Sie seien aber trotzdem reich, meint sie weiter. "Halt nicht mit Geld, aber mit guten Produkten aus der Region." Mit dem Hofladen peppen sie auch das Dorfleben auf und schaffen einen Ort, wo sich die Leute treffen können: Wie einst die Dorfläden.

Zusammen etwas erreichen

Fairer Handel ist längst nicht Standard. Da lohnt es sich zusammenzuarbeiten. Wie auch das Beispiel auf dem Hof der Zimmermanns zeigt. Die Bio-Bauern konnten eine Kartoffelernte wegen kleinen Mängeln nicht in den Grosshandel geben. Über Facebook fanden sich dann private Abnehmer.

Auch Sina Trinwalder wünscht sich ein besseres Miteinander:"Wie es einer Gesellschaft geht, sieht man daran, wie sie ihre Schwächsten behandelt". Sie wolle die soziale Arbeit nicht alleine machen, andere Unternehmen müssten mitziehen. Besonders die kleinen Unternehmen stellten keine sozial Benachteiligten ein, meint sie in der Dokumentation. "Ich will die Welt nicht allein retten", erklärt Trinkwalder weiter.

Rückschritt als Fortschritt

Wenn der Film dann langsam zu Ende geht, bleibt ein gutes Gefühl zurück. Drei Beispiele zeigen, dass die Utopie von fairem Handel und fairem Umgang mit der Umwelt schon heute möglich ist und gelebt werden kann. Fortschritt bedeutet nicht immer vorwärts gehen, sondern auch mal einen Schritt zurück machen, etwa wie Sina Trinkwalder, die Textilien in Deutschland herstellt, was heute eigentlich keiner mehr tut.

Was der Film aber komplett ausblendet, ist die gigantische Industrie, die weltweit Ressourcen verschleudert. Den Verbrauch in Relation mit den guten Beispielen im Dokumentarfilm zu setzen, würde wohl die schöne Utopie kaputt machen.

asa