Gestern Donnerstag trafen sich am Wallierhof im Kanton Solothurn die Delegierten des Schweizerischen Freibergerverbands (SFV). 122 Delegierte und zahlreiche Gäste folgten der Einladung. Präsident Jean-Paul Gschwind führte zügig durch die Traktanden. Besonders erfreulich: Nach jahrelangem Abwärtstrend geht es erstmals wieder aufwärts: Mehr Fohlengeburten, mehr Feldteste, mehr aktive Hengste. Man könne nur hoffen, dass diese Trendumkehr anhalte, sagte der abtretende Geschäftsführer Stéphane Klopfenstein.

Statutenänderung

Die Delegierten stimmten drei Änderungen der Statuten zu. Neu sollen Rassenrichter einen Grundkurs besuchen, der zusammen mit dem Nationalgestüt durchgeführt wird. «Aktuell bestehen keine Anforderung an die Rassenrichter», führte Zuchtkommissionspräsident Albrecht Dreier aus. Der Kurs solle neu die Grundlage für die Vereinheitlichung der Richterarbeit bilden. Wenn ein Richter bei seiner Wahl diesen Kurs nicht hat, muss er ihn nachholen.

Zweitens wurden die Statuten dahingehend angepasst, dass neu eine Einzelmitgliedschaft direkt beim Verband und nicht nur via Genossenschaft möglich ist. Diese kostet 200 Franken. Im Vergleich: Der Beitrag für die Genossenschaften beträgt 400 Fr. Diese Anpassung war eine Forderung des Bundes, um die Anerkennung als Zuchtorganisation zu erfüllen.

Aufgrund der dritten Statutenänderung müssen Hengste, die bei der Präsentation in Glovelier bereits vier Jahre alt sind, neu einen Feldtest bestanden haben. Es gebe bezüglich vierjährigen Hengstanwärtern kaum Vorgaben. Mit dieser Statutenänderung wolle man bereits eine gewisse Vorselektion gewährleisten, erklärte Dreier.

Von den Delegierten abgelehnt wurde der Vorschlag des Vorstands, die lineare Beschreibung anstatt wie bisher mit den Zahlen 1 bis 9, neu durch Buchstaben zu ersetzen. Bei der linearen Beschreibung (also nicht bei der Beurteilung von Gang, Typ und Exterieur) sei oftmals fünf das gesuchte Ideal. In Folge dessen sei also eins nicht zwingend das Schlechteste und neun das Beste. Das werde jedoch oftmals so wahrgenommen. Die Votanten waren aber der Meinung, dass eine Änderung immer auch eine Vereinfachung mit sich bringen müsse. Das sei bei diesem Vorschlag nicht der Fall.

Vorschläge aus den Genossenschaften

Interessant waren auch die Vorschläge aus den Genossenschaften. Die Genossenschaft aus der Zentralschweiz forderte die Mitgliedschaft des SFV beim Schweizerischen Verband für Pferdesport. Dadurch wird es den Mitgliedern der einzelnen Genossenschaften ermöglicht, ohne weitere Verbands- oder Vereinszugehörigkeit an Sportprüfungen teilzunehmen. Denn für die Sportprüfungen besteht eine Verbandspflicht. Neu müssen also SFV-Genossenschaftsmitglieder nicht bei einem weiteren Verband Mitglied sein, um an Sportprüfungen teilzunehmen. Der Beitrag beim SVPS beträgt 1000 Franken und wird vom SFV übernommen. Der Vorschlag wurde angenommen.

Die Genossenschaft Thurgau forderte einen zweiten Richter bei Fohlenschauen mit über 25 Fohlen. Vier Augen würden mehr sehen als zwei, so die Begründung. Der Vorstand schlug vor, den zweiten Richter als fakultativ zu ergänzen. Zudem soll der zweite Richter die durchführende Genossenschaft nicht 300 Franken wie üblich, sondern lediglich 150 Franken kosten. Dadurch entstehe ein eventueller Mehraufwand für 10 000 Franken für den Schweizerischen Verband, erklärte Präsident Gschwind. Der Vorschlag wurde angenommen.

Ebenfalls angenommen wurde der Antrag der Genossenschaft Franches-Montagnes, die eine Wiedereinführung des Verhaltenstest im bestehenden Feldtest fordern. Das gehe in die gleiche Richtung, in die die Zuchtkommission ebenfalls abziele, erklärte Albrecht Dreier. Der Antrag stosse daher offene Türen ein.

Neuer Rassenrichter

Nachfolger des Rassenrichters Herrn Martin Stegmann, der nach 12 Jahre das Ende seines Mandats erreichte, haben die Delegierten Bernhard Wüthrich aus Rubigen ernannt, der sein Amt per sofort übernimmt. Die Mandate der Rassenrichter Heinz Mägli und Roland Stadelmann wurden für eine dritte und letzte Periode von vierjähriger Dauer verlängert.

Verhärtete Fronten

Gar kein Konsens zeichnet sich bei der Diskussion mit den Vertretern der Urfreiberger ab. Obwohl der Bundesrat wie auch der SFV eine Abspaltung deutlich ablehne, sei eine konstruktive Diskussion schwierig geworden. Der eidgenössische Verband reiner Freiberger schlage in den Briefwechseln «einen böswilligen Ton an und lege eine an Mobbing grenzende Aggressivität an den Tag», führte Gschwind weiter aus. «Sollte dieser Konflikt weiterbestehen, wird der SFV die Konsequenzen ziehen und jegliche Zusammenarbeit stoppen», so Gschwind. Das Traktandum 12 «Konsultative Abstimmung über die Aufrechterhaltung der Kategorie SBU» wurde daher vom Vorstand zu Beginn der Veranstaltung zurückgezogen, um die Diskussion nicht noch weiter anzuheizen.

Ausserdem wurden die Jahresberichte des Präsidenten, des Geschäftsführers und der Kommissionspräsidenten sowie das Aktivitätenprogramm des Jahres 2019, die Jahresrechnung 2018, die einen Gewinn von rund 22 000 Franken aufweist und das Budget 2019 genehmigt.