2013 wurde die damalige Präsidentin der Schweizer Bäuerinnen und Landfrauen, Christine Bühler, zur Vizepräsidentin des SBV gewählt.

Ein Stimme für die Bäuerinnen auf höchster Ebene

Das neu geschaffene Vizepräsidium sollte den Bäuerinnen und Ladfrauen erstmals eine Stimme auf höchster Ebene in der Dachorganisation der Schweizer Landwirtschaft geben, 116 Jahre nach der Gründung des SBV.

Nach ihrem Rücktritt beim SBLV Anfang 2019 gab Bühler auch die beiden Posten als Vorstandsmitglied und Vizepräsidentin im SBV an ihre Nachfolgerin Anne Challandes weiter.

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Einstimmig gewählt

An der SBV-Delegiertenversammlung vom 21. November 2019 wurde die Neuenburgerin Challandes einstimmig gewählt. Zusammen mit Liselotte Peter wird sie im Vorstand tätig sein und neben Präsident Markus Ritter, Vizepräsident Fritz Glauser und Vizepräsident Hans Frei als Vizepräsidentin die Anliegen der Bäuerinnen und Landfrauen im SBV einbringen.

Lid: Christine Bühler hat mit ihrem Engagement für die Frauen in den letzten Jahren vieles erreicht. Das Erbe, das Sie antreten, wiegt schwer. Wie gehen Sie damit um?

Anne Challandes: Ich bin Christine Bühler sehr dankbar für ihr grosses Engagement für uns Frauen in der Landwirtschaft. Gleichzeitig spüre ich keinen Druck. Ich werde versuchen, bestmöglich unsere Anliegen weiter im SBV einzubringen.

Welche Themen haben dabei höchste Priorität?

Dass die soziale Absicherung für Lebenspartnerinnen in der AP 22+ verankert sein wird. Der Erwerbsausfall und die Risikovorsorge sind erste Schritte, die dringend nötig sind. Nächste Schritte sind beispielsweise eine Vereinfachung der Bürokratie im Scheidungsfall.

Da haben Sie als Anwältin sicherlich die richtige Kompetenz.

Die Themen sind mir wichtig. Es gibt so viele Frauen, die zur Entwicklung der Betriebe mithelfen. Sie haben alle eine Stimme, die ich vertreten will. Mit meinem Jura-Studium habe ich mich damals für eine männerdominierte Branche entschieden. Aber ich spürte, dass eine weibliche Sicht auf die Dinge guttut. Genau das braucht auch der Bauernverband.

Was meinen Sie mit der weiblichen Sicht?

Ich fühle vielleicht anders als ein Mann. Diese Gefühle geben mir einen gewissen Reichtum, machen es aber auch schwer, weil ich Dinge abwägen muss. Schlussendlich erledige ich allerdings das, was in meiner Funktion als Vertreterin der Schweizer Bäuerinnen und Landfrauen von mir erwartet wird.

Frauen haben noch nicht lange eine Stimme beim Bauernverband. Was sagen Sie dazu?

Es ist nicht mein Ziel, Frauen gegen Männer aufzuspielen. Untersuchungen haben gezeigt, dass besonders erfolgreiche Betriebe von einem Paar geführt werden. Da müssen wir gute Rahmenbedingungen schaffen. Und wir müssen versuchen, dass wir der jungen Generation den Weg ebnen für eine Betriebsübernahme. Ausserdem fände ich es schade, wenn die verschiedenen Landwirtschaftsbranchen aufgrund der aktuellen politischen Diskussionen auseinanderdriften würden. Es ist mir ein Anliegen, die gemeinsamen Interessen der Landwirtschaft zu fördern. Gemeinsam sind wir stark.

 

Zur Person

Anne Challandes ist verheiratet, Mutter von 4 Kindern und diplomierte Anwältin. Im Neuenburger Fontainemelon führt sie gemeinsam mit Ehemann Stéphane und Sohn Simon einen 65-ha Betrieb mit Mutterkühen. Der Betrieb befindet sich momentan in der Umstellungsphase und wird Anfang 2020 bio-zertifiziert sein.

Die Familie baut Weizen, Gerste, Raps, Mais, Hafer, Lupine, Quinoa und die ostafrikanische Zwerghirse Teff an. Das Holl-Rapsöl und Quinoa werden direkt vermarktet.

 

Wie wollen Sie sich Gehör verschaffen?

Ich will aufzeigen, dass sich eine gründliche Analyse bezüglich Anstellungsverhältnis der Frau auf jeden Fall lohnt. Jeder verdient Respekt für seine Arbeit. Dazu gehört ein Anstellungsverhältnis inklusive Sozialleistungen. Das ist nicht nur für die Frau ein Vorteil. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, mein Mann würde das bestätigen.

Haben Sie denn überhaupt Zeit, Zuhause mitzuhelfen?

Bei der täglichen Hofarbeit brauchen sie (Sohn Simon und Ehemann Stéphane, Anm. der Red.) mich nicht. Ich erledige administrative Dinge und berate mit meinem Mann über die strategische Ausrichtung. Mein Mann hat viele Ideen, neue Herausforderungen reizen ihn. Wir sind ein gutes Team und arbeiten eng zusammen, aber jeder hat seine Tätigkeit.