Die IP-Suisse ist gewachsen. Im 75-seitigen Geschäftsbericht sind die zahlreichen Tätigkeitsfelder ersichtlich. Die Marktlage präsentiere sich vielerorts gut, sei aber sehr unterschiedlich. Während bei den Schweinen eine Überproduktion zu verzeichnen sei, die zu stagnierenden oder gar sinkenden Preisen geführt habe, sei die Entwicklung bei Rind und Kalb sehr erfreulich. Geschäftsführer Christophe Eggenschwiler erinnerte an der Delegiertenversammlung der IP-Suisse im emmentalischen Langnau aber daran, dass nicht nur ein zu hohes Angebot herausfordernd sei, sondern auch das Gegenteil. «Wenn die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, dann ist es für alle frustrierend», fasste der Geschäftsführer beispielsweise die Suche nach Kälbern zusammen.

Grosse Nachfrage nach Milch und Eiern

Stark wachsend ist die Nachfrage nach Wiesenmilch, die Christophe Eggenschwiler mit einer exponentiellen Geraden abbilden konnte. Weiter berichtete er von neuen Tätigkeitsfeldern, wie den Eiern. «Legehennen sind seit diesem Jahr bei Migros mit IP-Suisse-Eiern. Die 285 Mio. Eier entsprechen dabei einem riesigen Wachstum», so der Geschäftsführer.

Der gebürtige Jurassier hatte seine erste DV als Geschäftsführer der IP-Suisse zu bestreiten. Obschon er geplant hatte, zumindest einen Teil der Versammlung in seiner Muttersprache abzuhalten, blieb er beim Deutsch und bewies dort seine Sattelfestigkeit.

(Zu) guter Abschluss

Eggenschwiler ist erst etwas mehr als 100 Tage in der neuen Funktion und hat daher nur einen guten Viertel des letzten Geschäftsjahrs zu «verantworten», der Rest geht quasi noch auf die Kappe seine Vorgängers Fritz Rothen, der an der DV seinen definitiven Abschied hatte.

Die beiden Geschäftsführer brauchen sich aber nicht zu verstecken – die Geschäfte der IP-Suisse liefen gut. Zu gut vielleicht. Denn mehrere Voten der anwesenden Delegierten aus dem Saal zeigten in eine ähnliche Richtung: Ein Jahresgewinn von 1,9 Millionen Franken empfanden manche als zu viel. 

50 Rappen von 7 Franken und 10 Rappen

Der Solothurner Markus Dietschi unterliess es zwar, der IP-Suisse einen Vorwurf zu machen, richtete aber deutliche Worte an den Handel. So empfinde er einen gemeinsamen Weg «bei dem die einen viel verdienen und die anderen ums Überleben kämpfen, nicht als Partnerschaft.» Im Kilogramm Brot, das 7,10 Fr. koste seien für 50 Rappen Getreide enthalten. «Ich weiss nicht, was da sonst noch drin ist, vielleicht Hefe», sagte Dietschi lakonisch.

Keine schlüssige Antwort

Der anwesende Denner-Chef Mario Irminger hatte für die Bauern keine schlüssige Antwort auf die unterschiedlichen Voten, die zusammengefasst monierten, dass die Bauern zu wenig vom Kuchen des Handels abbekommen. Stattdessen lobte er ihre Arbeit und erinnerte an den Erfolg der Bauernorganisation. Wenn Detailhändler zugunsten des Käfers ihre eigenen Marken aus den Gestellen nehmen, sei das ein Riesenerfolg.

Der Kilmawandel macht zu schaffen

Weniger auf den Erfolg der Bauernorganisation und ihrer Mitglieder ging schliesslich Präsident Andreas Stalder ein. Er wurde, zusammen mit dem gesamten Vorstand, an der DV für eine weitere Amtszeit bestätigt. [IMG 2]

Ihm macht der Klimawandel zu schaffen. «Die Erderwärmung geht munter weiter», so Stalder. Und obschon gerade die IP-Suisse sich hier sehr stark engagiere, empfinde er als langjähriger Präsident eine sogenannt «ökologische Trauer». Aber im Grunde sei das Ganze vielmehr eine Katastrophe, «und vielleicht können das andere einfach auch besser verdrängen als ich», erklärte der IP-Suisse-Präsident. Auf die Frage, welche unsere Nachkommen dereinst stellen könnten, was wir uns gedacht hätten dabei, eine solche Katastrophe nicht abzuwenden, sagte Stalder: «Was sollte die Antwort enthalten? Dass wir es einfach verdrängt haben?»

Die Schwinger und Fritz Rothen

Die DV der IP-Suisse war nicht nur geprägt von nachdenklichen Beiträgen sondern auch von feierlichen Momenten. Zum einen galt es, die vier «IP-Suisse-Schwinger» zu ehren. Curdin und Armon Orlik, Romain Collaud und Michael Ledermann, die von einem Sponsoring durch die Bauerorganisation profitieren, haben allesamt am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Prattelns BL, diesen Sommer, den Kranz gemacht.

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Weiter wurde Fritz Rothen zum allerletzten und für viele gefühlt 100. Mal verabschiedet. Sein Abgang läutet bei IP-Suisse ein neues Zeitalter ein, das in Langnau mit Treichelklängen untermalt wurde. Rothen hat die IP-Suisse an der Seite von Andreas Stalder nicht nur geprägt, sondern schliesslich auch gemacht und im Grunde im Kreise von Freunden erfunden.

Ein Film über IP-Suisse entsteht

Zu den ersten, besten, schwierigsten und wohl auch kämpferischsten Momenten der IP-Suisse wird es im kommenden Frühling einen Dokumentarfilm geben. Darin kommen alle wichtigen, noch lebenden Exponenten zu Wort und berichten von der Anfangszeit bis zu den aktuellen Herausforderungen. Im Lead ist ein Partner: Denner. An der DV gab es einen kurzen Einblick in den Dokumentarfilm, der von Emotionen gezeichnet ist. Einen der wohl wichtigsten Sätze für die Schweizer Bauernfamilien sagt der neue Geschäftsführer Christoph Eggenschwiler im Film: «Wir dürfen nicht still bleiben.»