In Schweden hat am 2. Januar 2023 die grösste Wolfsjagd seit Wiedereinführung der Lizenzjagd 2010 begonnen. 75 Tiere dürfen nach Angaben des schwedischen Fernsehsenders SVT in diesem Jahr getötet werden. Damit will das Land die Ausbreitung der Tiere bremsen.
Die grösste Population
«Die Jagd ist absolut notwendig, um den Zuwachs an Wölfen zu verlangsamen», sagte Gunnar Glöersen vom schwedischen Jagdverband dem Sender. «Die Wolfspopulation ist die grösste, die wir in moderner Zeit gehabt haben.»
Versuche zur Störung
Im Rahmen der Lizenzjagden sind nach SVT-Angaben seit 2010 insgesamt 203 Wölfe getötet worden. Tierschützer versuchten am Montag laut dem Sender, die Jagd zu stören. Nach Schätzungen leben in Schweden rund 460 Wölfe in freier Wildbahn.
300 Wölfe als Grenze
Nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) haben sich Schweden und Norwegen gemeinsam auf 300 Wölfe als kleinste überlebensfähige Population geeinigt. An diesem Referenzwert und dem geschätzten Wolfsbestand orientiert sich die Lizenzjagd. Entsprechend sei sie 2019 und 2020 ausgesetzt worden, da man von weniger als 300 Wölfe in den beiden Ländern ausging.
Gerichtsverfahren wird angestrebt
Das Vorgehen Schwedens ist erstaunlich, da das Land die Berner Konvention ratifiziert hat. Diese stuft den Wolf als «streng geschützte» Art ein und auch die EU hat entsprechende Regelungen. Tatsächlich hat laut Nabu die EU-Kommission Schweden bereits mehrmals dazu aufgefordert, sich beim Wolfsschutz an EU-Recht zu halten. Norwegen hingegen gehört nicht zur EU. In beiden Ländern sollen aber Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) gegen die Jagd vorgehen, in Schweden werde versucht, ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof anzustreben.
Wölfe sind zu nahe verwandt
Aus Sicht des Artenschutzes sieht man die geringe genetische Vielfalt der Wolfspopulation in Skandinavien als Problem an. Da bei der legalen zusätzlich zur illegalen Jagd in Schweden und Norwegen auch zugewanderte Wölfe getötet werden, verschlimmere sich die Inzuchtlage eher.
Bestandsregulation in der Schweiz
Mit der Revision des Jagdgesetzes hat das Parlament beschlossen, den Wolfsbestand in der Schweiz analog zum Steinbock zu regulieren. Noch läuft die Referendumsfrist zu dem Entscheid. Die Umsetzung des Gesetzes auf Verordnungsebene und damit das genaue Vorgehen zur Bestandsregulierung beim Wolf wird Sache des Bundesrats sein.