In der Schweizer Agrarpolitik sind Interessenkonflikte ein sensibles Thema. Umso mehr Aufmerksamkeit weckt es, wenn eine Person gleichzeitig beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) im Bereich Klima arbeitet und Co-Präsident einer kantonalen Sektion des WWF ist.

Im Zentrum stehen dabei heikle Punkte: Wie kann sichergestellt werden, dass keine Vermischung zwischen der Arbeit beim Bund und dem Engagement im WWF entsteht? Wie wird verhindert, dass Positionen der Umweltorganisation Einfluss auf Entscheide im BLW haben – oder umgekehrt? Und wie gehen beide Institutionen mit dem Vorwurf um, dass eine solche Doppelrolle die Glaubwürdigkeit strapazieren könnte? Wir haben beim BLW und beim WWF nachgefragt.

«Keine Interessenkonflikte»

Der WWF betont, die Co-Präsidentschaft sei ein ehrenamtliches Mandat, das rein strategische Begleitung auf kantonaler Ebene beinhalte. Überschneidungen mit der Bundesebene gebe es nicht, bei agrarpolitischen Fragen trete die Person in den Ausstand. Es sei eine Bereicherung, dass im Vorstand auch eine landwirtschaftliche Stimme vertreten sei. Wörtlich heisst es: «Mit Projekten wie ‹Natur verbindet› zeigen wir, dass Naturschutz und Landwirtschaft nicht Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig stärken können.»

Auch das Bundesamt sieht keinen Grund zur Sorge. Man sei über das Engagement im WWF-Vorstand informiert, Interessenkonflikte seien keine erkennbar. Zudem habe die betroffene Person keine Leitungsfunktion im Amt und versichere, bei agrarpolitischen Entscheiden des Vereins jeweils in den Ausstand zu treten.

Auf ausdrücklichen Wunsch des BLW verzichten wir auf eine Namensnennung sowie auf die Erwähnung der betroffenen kantonalen Sektion. Der Persönlichkeitsschutz sei hier vorrangig, betont das Amt.

Alles in Butter?

Damit ist für beide Institutionen alles geklärt: Es gibt keine Interessenkonflikte, der Ausstand genügt, und die Rollen bleiben angeblich sauber getrennt.

Für die Landwirtschaft bleibt allerdings ein schaler Beigeschmack. Auf nationaler Ebene attackiert der WWF regelmässig agrarpolitische Positionen, während auf kantonaler Ebene plötzlich von Dialog, Partnerschaft und gegenseitigem Verständnis die Rede ist. Und mitten drin sitzt jemand, der einerseits beim Bund an Klimathemen mitarbeitet und andererseits in einem Umweltverband mit agrarkritischem Profil Strategien begleitet.

Vielleicht ist das tatsächlich der grosse Brückenschlag zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Oder vielleicht ist es einfach eine dieser schönen Konstruktionen, bei denen alle beteuern, dass alles in bester Ordnung ist – solange man nicht allzu genau hinschaut.