Mehr Anerkennung, Höhere Preise, keine Sparprogramme und keine neuen «gratis»-Umweltauflagen. Der Schweizer Bauernverband hat zusammen mit der westschweizer Produzentenorganisation Agora eine Petition lanciert. Adressaten sind die Politik und die Marktpartner.

Gehen bald auch die Schweizer Bauern auf die Strasse?

Bauernproteste«Der Frust der Bauern muss gehört werden», fordert der Schweizer BauernverbandDonnerstag, 25. Januar 2024 Hintergrund der Petition sind die zahlreichen Bauernproteste in ganz Europa. Auch in der Schweiz hätten viele Landwirtschaftsbetriebe die gleichen Probleme wie die europäischen Kollegen, sagte der Vizepräsident des Schweizer Bauernverbandes (SBV) Francis Egger gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Bauernproteste wie im europäischen Umland seien auch hierzulande möglich, aber nicht zielführend, stellte Egger klar.

«Die Einkommen sind zu tief und wir haben eine administrative Überbelastung des Agrarsektors», sagte Egger. Es werde zwar immer mehr gemacht, aber auch immer mehr kritisiert. Das Ergebnis sei eine «Orientierungslosigkeit», wird Egger in der Mitteilung zitiert. Die Agrarpolitik sei komplexer geworden und erreiche nun eine Grenze, heisst es in der Meldung weiter. Auch in der Schweiz bestehe die Gefahr, dass Bauern mit ihren Traktoren Strassen blockieren, sagte demnach Francis Egger. «Das wollen wir nicht in der Schweiz. Hier muss das Gesetz respektiert werden.»

Die Einkommenssituation für viele Bauernfamilien sei auch hierzulande ungenügend, betonte Egger. «Wir arbeiten im Durschschnitt für 17 Franken pro Stunde.» Besonders jungen Menschen müsse man eine Perspektive bieten, deshalb sei eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation dringend nötig. 

Laut Egger braucht die Landwirtschaft jetzt ein Signal aus Politik und Gesellschaft, das zeigt, dass es Einkommensverbesserungen und Vereinfachungen in der Verwaltung geben wird.

Forderung nach billigen Produkten wirkt sich aus

Vom Preisdruck betroffen sei indes die ganze Branche, so Egger weiter. «Man kann sich die Frage stellen, ob die Grossverteiler oder die Konsumenten dafür verantwortlich sind. Wir befinden uns in einer Situation, in welcher der Kauf von Produkten mit Gütesiegel zurückgeht, um Billigprodukte zu niedrigen Preisen zu bekommen.»

Der Markt müsse mit Preisen funktionieren, die die Produktionskosten decken. Der Bundesrat sieht im Rahmenkredit 2026-29 für die Landwirtschaft eine Kürzung um 347 Millionen Franken vor. Das sei vor dem Hintergrund steigender Anforderungen für den SBV nicht akzeptabel, heisst es in der SDA-Meldung.

Herausforderungen der Schweizer Landwirte 

AboGesellschaft«Hallo du elender Scheisskerl...» – so müssen sich Bauern und Lohnunternehmer beschimpfen lassenDonnerstag, 20. Juli 2023 Gemäss der Medienmitteilung stehe die Schweizer Landwirtschaft in einem grossen Spannungsfeld, so werde betont, dass: 

  • Sie sich seit Jahrzehnten für eine hochwertige und nachhaltige Lebensmittelversorgung einsetzt
  • Sie mit grossem zeitlichen Einsatz zahlreiche geforderte Massnahmen umsetze, die eine besonders umwelt-, biodiversitäts- und tierfreundliche Schweizer Lebensmittelproduktion sicherstelle. 
  • Sie sich gleichzeitig weiterentwickle, innovativ bleibe, diversifiziere und technologisch auf neustem Stand bleibe.

Gleichzeitig stehe sie aber von mehreren Seiten unter starkem Druck. Erwähnt wird, dass:

  • Bauernfamilien viel Kritik ausgesetzt seien, jedoch selten Anerkennung erhalten.
  • Durch die mangelnde Wertschätzung der Überdruss bei den Produzentinnen und Produzenten steige.
  • Sie unter der Komplexität und dem administrativen Aufwand der Agrarpolitik ersticke.
  • Sie wirtschaftlich stark bedrängt sei, weil die Produzentenpreise den Aufwand nicht ausreichend abgelten würden

Das sind die Forderungen der Petition

Damit die Schweizer Landwirte, wie alle anderen Berufstätigen leben können, stellt die Petition folgende fünf Forderungen:

  1. Eine bessere Anerkennung der Landwirtschaft, ihres Engagements, sowie der nachhaltigen und tierfreundlichen Lebensmittelproduktion.
  2. Keine zusätzlichen Sparprogramme. Das Budget 2025 und der landwirtschaftliche Rahmenkredit 2026-2029 sollen beibehalten werden.
  3. Die Produzentenpreise sollen in diesem Jahr mindestens um 5 bis 10 % steigen. Zusätzlich sollen die Preise in Zukunft an die Produktionskosten gekoppelt werden. 
  4. Es sollen keine neuen Auflagen mehr eingeführt werden, die nicht entschädigt sind.
  5. Die Bundesverwaltung und Politik soll auf die Probleme der Landwirtschaft vor Ort eingehen und Praxis- und dem regionalen Kontext angepasste Lösungen liefern.

Die Petition kann hier online unterstützt werden.