Zurück an den Absender wollen die Lehrmeister und Meisterlandwirte das ausgearbeitete Bildungsmodell der Landwirtschaftlichen Berufe schicken. Sauer stossen ihnen die starke Spezialisierung im dritten Lehrjahr und der Abbau der Pflichtlektionen auf. Präsident Roland Nussbaumer,  wies an der Jahresversammlung darauf hin, dass die Lehrlinge in ihrem jungen Alter kaum wissen würden, wie sie ihren Betrieb in Zukunft einmal ausrichten wollen. In der Grundbildung auf eine so starke Spezialisierung zu setzen sei daher unseriös und nicht zielführend. Verschiedene Votanten erwähnten die Breite des Berufsfeldes Landwirt/in. Die Anforderungen an den Beruf werden laufend noch grösser und ier st kaum zu vergleichen mit einem anderen Beruf. Es könne doch nicht sein, dass man gegenüber der heutigen Ausbildung Lektionen im Umfang von 120 streichen wolle.

Vier Jahre sinnvoll – aber nicht für alle

Vorschlag geht in VernehmlassungDas vierte Jahr Grundbildung für Landwirt/in soll freiwillig seinDienstag, 6. Dezember 2022 Petra Sieghart, Geschäftsführerin Oda AgriAliForm, führte in ihrem Referat aus, dass eine Umfrage zu Beginn der Bildungsreform als Resultat eine breitgefächerte unterschiedliche Meinung betreffend der zukünftigen Grundbildung zu Tage gefördert habe. Das sei aufgrund der Heterogenität der Landwirtschaftlichen Betrieb nicht weiter erstaunlich aber eben sehr herausfordernd, für alle, für Berg und Tal, für Tierhalter und Ackerbauer usw. eine zufriedenstellendes Bildungsmodell zu erarbeiten. Das Fazit nach der internen Klausurtagung habe ergeben, dass es eigentlich vier obligatorische Lehrjahre brauchen würde, um den zukünftigen Anforderungen im Beruf gerecht zu werden. Diese vier Lehrjahre werden aber nicht von allen gewünscht respektiv benötigt. Für spezialisierte Betriebe und Nebenerwerbsbetriebe reichen drei Jahre; sie werden nicht freiwillig ein weiteres in Angriff nehmen, führte Sieghart aus. Daher sind die Bildungsverantwortlichen zum Schluss gekommen, dass das Modell 3+1 weiterverfolgt werden soll. Drei Pflichtlehrjahre und ein freiwilliges viertes Lehrjahr mit einer weiteren Spezialisierung/Fachrichtung.

Weniger Lektionen, mehr ÜK-Tage

Ebenso soll die Zweitausbildung weiterhin problemlos möglich sein und es sollen alle Modelle für die Bioausbildung kompatibel werden. Auch ist die Ausbildung zum Agrarpraktiker Fachrichtung Landwirt/in EBA von der Reform nicht betroffen. Für das dritte Lehrjahr sieht das neue Modell folgende Fachrichtungen vor:

  • Ackerbau
  • Rindviehhaltung
  • Geflügelhaltung
  • Schweinehaltung
  • Biologischer Ackerbau
  • Alp und Berglandwirtschaft

Die Lektionentafel im obligatorischen Teil soll um 120 Lektionen abgebaut und die ÜK-Tage verdoppelt werden von acht auf rund 14 bis 16 Tagen in Zukunft.

Mehrere Bauernverbände haben interveniert

Demnächst steht die interne Konsultation des ausgearbeiteten Modell an. Nach Interner Konsultation werden Anpassungen vorgenommen und anschliessend eine breitere Konsultation auch extern durchgeführt. Schon jetzt will man aber Überlegungen anstellen, ob die Attraktivität für das 4. Lehrjahr genug hoch ist, ob die Inhalte der Fachrichtungen richtig gewählt wurden und wie das aktuell angedachte Qualifikationsverfahren noch vereinfacht werden kann, so Sieghart. Auch die Lektionentafel solle noch einmal genau überprüft werden. Diese Überlegungen kommen nicht von ungefähr, haben doch verschieden kantonale Bauernverbände bei den Bildungsverantwortlichen insistiert, darunter auch der Solothurner Bauernverband SOBV mittels eines Briefs mit formulierten Fragen zum angedachten Modell. Die Bildungskommission SOBV ist überzeugt, dass mit der internen Konsultation noch zugewartet werden solle und das vorliegenden Modell noch wesentlich angepasst werden muss. Insbesondere die starke Spezialisierung sei in der Grundbildung nicht zielführend und auch der Lektionenabbau nicht der richtige Weg.

Neue Solothurner Meisterlandwirte

Die statutarischen Geschäfte der Jahresversammlung der Lehrmeister und Meisterlandwirte indes gingen rasch und ohne Diskussion über die Bühne. Den neuen Meisterlandwirten der Jahre 2020/21/22 wurde gratuliert und applaudiert. Es sind dies: Reto Hauser, Beat Mägli, Matthias Stampfli, Roman Vogt, Lukas Pfefferli, Annekäthi Schaffter, Nicole Affolter, Valentin Biedermann, Manuel Stampfli, Sarah Zuber. Für das abtretende Vorstandsmitglied Beat Roos wurde Annekäthi Schaffter aus Metzerlen als Nachfolgerin gewählt.