«Es ist fast wie im Ständerat», stellte Jakob Stark am vergangenen Dienstagabend mitten in den intensiven Diskussionen an der Herbstversammlung des Branchenverbandes Thurgauer Wein (BTW) auf dem Weingut der Familie Hausammann in Uesslingen fest. Seit rund zwei Monaten führt der Thurgauer Ständerat den BTW als Präsident.

Es sei eine interessante, aber auch herausfordernden Arbeit, da sein Start mitten in eines der schwierigsten Rebjahre der Geschichte fällt, so Stark. Zugleich sei er bestrebt, dass zukünftig auch wieder ein selbsteinkellernder Weinbauer im Vorstand Einsitz nimmt.

Die Ausgaben wurden hinterfragt

Für Diskussionen sorgte die vom Branchenverband Deutschschweizer Wein (BDW) eingeforderte Beitragserhöhung von 30 Franken je Hektare. Der BTW-Vorstand tat sich im Vorfeld mit diesem Antrag schwer und beantragte, die Erhöhung vorerst abzulehnen. Zuerst seien beispielsweise alle Ausgabensteigerungen gründlich zu hinterfragen, so der Vorstand. BDW-Präsident Martin Wiederkehr war angereist, um die Thurgauer trotzdem für eine Zustimmung zu gewinnen. «Der BDW sorgt dafür, dass dank übergeordneter Verkaufsförderung Voraussetzungen dafür geschaffen werden, diese Gelder auf Bundesebene gar zu verdoppeln». Der Verband kümmere sich zudem um die Ausbildung des Berufsnachwuchses und übernehme Aufgaben rund um die Nachhaltigkeit des Weinbaus. Dass die Arbeit bereits Früchte trägt, zeigte Wiederkehr an den neusten Absatzzahlen des Deutschschweizer Weinbaus im Detailhandel auf, welche 2020 um 13,5 Prozent gesteigert wurden. In der Diskussion wurden grundsätzlich die Leistungen des BDW wie auch die erfolgreich lancierte Werbearbeit von Swiss Wein Promotion (SWP) anerkannt.

Antrag kommt zu einem schlechten Zeitpunkt

«Die geforderte Beitragserhöhung fällt in einen extrem schlechten Zeitpunkt», hielt ein Mitglied mit Blick auf die aktuelle wirtschaftliche Situation in den Thurgauer Reblagen fest. Schlussendlich fiel der Entscheid mit 9 zu 16 ablehnenden Stimmen deutlich aus, so dass der Thurgau vorerst die Beitragserhöhung ablehnt.

«Der Weinbau steht vor grösseren Herausforderungen», sagte der Rebbaukommissär Markus Leumann. Er nannte dabei neue Krankheiten und Schädlinge, Strukturen, die Technik, der Konsum und auch die Politik. Mit Covid-19 und dem Falschen Mehltau seien zwei weitere Punkte dazugekommen.

Es gibt einen Trend zu PiWi-Sorten

Bezüglich Trend zu neuen Rebsorten stellte Markus Leumann im Thurgau, wo aktuell rund drei Prozent der Rebanlagen laufend erneuert werden, eine erfreuliche Entwicklung zu mehr PiWi-Sorten fest. Er gehe davon aus, dass sich dieser Trend aufgrund der aktuellen Lage mit dem Falschen Mehltau noch verstärken wird. Über das genaue Ausmass der diesjährigen Ertragsausfälle lasse sich vorerst nur spekulieren, wobei er und die Fachstellen von einer kleinen Ernte ausgehen. Leumann hofft nun, dass mit trockenem und sonnigen Wetter schlussendlich doch noch eine gute Qualität geerntet werden kann.