Absenkpfad NährstoffeDie Branche sieht einen grossen Hebel beim Wissen um HofdüngerDonnerstag, 26. Mai 2022 Bis 2030 müssen die Nährstoffverluste aus der Schweizer Landwirtschaft um 15 Prozent (Stickstoff) bzw. 20 Prozent (Phosphor) sinken. So hat es der Bundesrat im Rahmen des Absenkpfads beschlossen und die Branche zugleich aufgerufen, eigenverantwortlich Massnahmen zu ergreifen. Anhand der nationalen Nährstoffbilanz zeigt Agroscope auf, dass sich die Menge verlorenen Stickstoffs und Phosphors seit der Periode 2014/2016 bereits um 10 Prozent reduziert haben.

Es braucht weitere Anstrengungen

Als Hauptgründe für die bisherige Reduktion der Nährstoffverluste nennt Agroscope tiefere Futtermittelimporte und beim Stickstoff zusätzlich einen geringeren Mineraldüngerverbrauch. Ob sich die Abnahme aber weiter fortsetzen wird, sei unklar: «Aufgrund der teilweise starken Jahresschwankungen wird man erst in einigen Jahren sehen, ob es sich um eine stabile Entwicklung handelt». Um die neuen Ziele bis 2030 zu erreichen, brauche es fraglos weiterhin Anstrengungen von allen Akteuren.

Systemansatz ist wichtig

Wie diese Anstrengungen aussehen können, will Agroscope in einer Merkblatt-Serie aufzeigen. Darin sollen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zur Optimierung von Nährstoffkreisläufen für die Praxis kompakt zusammengefasst werden, inklusive Vor- und Nachteilen sowie wirtschaftlichen Aspekten.

In einer Mitteilung betont Agroscope den Systemansatz: Es sei wichtig, Tierhaltung und Pflanzenbau gemeinsam zu betrachten. «Unkoordinierte, einzelne Massnahmen in einem Bereich bergen das Risiko, die dort erreichten Verbesserungen andernorts wieder zu verlieren.»

Erste Merkblätter sind bereits verfügbar, die Sammlung werde laufend ergänzt.

Hier finden Sie die Agroscope-Merkblätter zur Vermeidung von Nährstoffverlusten


Beispiele: Minimale P-Fütterung und Nmin

Unter den bereits publizierten Merkblättern ist eines zur Fütterung von Wiederkäuern mit minimalem Phosphor-Einsatz.

Gehalt im Grundfutter beachten
«Wenn der P-Gehalt der Ration die Fütterungsempfehlungen übersteigt, ist dessen Anpassung ein grosser Hebel, um den P-Eintrag in die Landwirtschaft zu reduzieren», heisst es darin. Es wird empfohlen, Grundfutter wie Grassilage oder Dürrfutter auf ihren P-Gehalt analysieren zu lassen bzw. auf bestehende Referenzdaten zurückzugreifen. In gewissen Situationen, etwa in Vollweide-Systemen oder Grassilage-betonten Rationen aus intensiv genutzten Beständen, könne auf eine P-Ergänzung verzichtet werden.

Auf Vorräte im Boden achten
Ein anderes Merkblatt erklärt Wirkungsweise und Effekte der Nmin-Methode für die Ermittlung des Düngebedarfs. Dabei wird kurz vor dem Düngetermin der im Boden vorhandene Nitrat- und Ammonium-Stickstoff gemessen und unter Einbezug weiterer Faktoren (etwa der Kultur) die noch zuzuführende N-Menge bestimmt. Gesamtschweizerisch schätzt Agroscope das Reduktionspotenzial der Stickstoff-Verluste mit diesem Vorgehen als hoch ein. Ein Nachteil sei allerdings der zusätzliche Arbeits- und Planungsaufwand. Dafür verringert man mit der exakter bemessenen Düngung auch das Risiko von Kulturschäden durch eine N-Überversorgung.