BauernZeitung: Herr Vetterli, die TMP sieht sich mit einer weiteren Klage konfrontiert. Welche Haltung vertritt der Vorstand?

Daniel Vetterli: Wir haben in Kontakt mit unserer Basis festgestellt, dass kein Verständnis vorherrscht, wenn wir mit namhaften Beiträgen den Forderungen entgegenkommen würden. In diesem Sinne kann ich kein substanzielles Angebot machen, weil das meine Basis nicht akzeptiert. Das hat man auch an den Regionalversammlungen gemerkt.

Die Kläger werfen Ihnen vor, Sie hätten nie das Gespräch für eine einvernehmliche Lösung gesucht.

Das stimmt so nicht. Mit dem ersten E-Mail letzten Sommer wurde mir mit der Rückforderung der letzten zehn Jahre gedroht. Ich hatte schlichtweg nie eine Chance zu einer einvernehmlichen Lösung.

Ende Februar haben Gespräche zwischen Ihnen und der Klägergruppe stattgefunden. Mit welchen Erwartungen sind Sie dort hingegangen?

Ich hatte mir erhofft, dass man sich nebst dem konstruktiven Gespräch – und das war tatsächlich der Fall – näher kommt und sich eine aussergerichtliche Lösung abzeichnet. Diese Hoffnungen haben sich zerschlagen.

Wie realistisch ist die Forderung der Klägergruppe?

Das entscheiden die Gerichte. Ich möchte betonen, dass es sich hier um ordentliche Marketingbeiträge an den Dachverband SMP handelt, die alle Mitglieder gezahlt haben. Ich bin gerne bereit, an der Generalversammlung über die Höhe dieser Beiträge zu diskutieren. Für mich und für unsere Basis ist nicht nachvollziehbar, warum man gegen diese Beiträge  Klage einreicht.

An der Regionalversammlung in Istighofen am 4. März sagte ein Mitglied, es gehe den Klägern nur noch darum, der TMP eins auszuwischen.

Die Kläger haben offensichtlich die Absicht, der TMP möglichst grossen Schaden zuzufügen. Am Schluss entscheiden unsere 800 Mitglieder, wie es weitergeht. Bis auf wenige Ausnahmen sind diejenigen, die klagen, nicht mehr Mitglied bei der TMP. Sie können nicht mehr mitreden, also auch nicht über das Vermögen verfügen.

Als Sie vor einem Jahr zum Präsidenten gewählt wurden, sagten Sie, Sie wollen nicht den rechtlichen Weg gegen Berufskollegen beschreiten. Nun tun Sie aber genau das.

Das ist immer noch so, ich habe niemanden eingeklagt oder betrieben. Ich hätte auch viel darum gegeben, den rechtlichen Weg nicht beschreiten zu müssen.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass die TMP dieses Mal vor Gericht Recht bekommt?

Das ist völlig offen. Aus meiner Sicht ist die Ausgangslage eine andere als bei der Lactofama-Klage. Im schlechtesten Fall gibt es noch einmal eine finanzielle Einbusse, die für die TMP allerdings verkraftbar ist. Die Zukunft liegt am Schluss in den Händen der Mitglieder. Ich finde es bedauerlich, dass einem Streit,  an dem fünf Prozent der aktiven Milchproduzenten beteiligt sind, so viel Platz eingeräumt wird.

Wie interpretieren Sie die Funktion der TMP?

Der TMP vertritt seine Mitglieder gegenüber dem Kanton, der Kontrollstelle, dem Arenenberg und den Milchverarbeitern. Wir unterstützen unsere Bauern im Rahmen unserer Strategie bei der Kommunikation mit der Bevölkerung und mit Profi Milk die zukunftsgerichteten Milchproduzenten. Als Mitglied beim SMP vertreten wir die Thurgauer Bauern, die zu den innovativsten und professionellsten der ganzen Schweiz gehören.

Als Präsident  kämpfe ich für unsere Bauern, setze mich ein für Massnahmen gegen die Trockenheit, für vorgezogene Direktzahlungen, Futterbörse und aktuell für den Austausch mit Veterinäramt und Kontrollstelle mit mehreren Anlässen über den ganzen Kanton. Ich bin es leid, mich gegenüber Personen rechtfertigen zu müssen, die mit grösstem Einsatz in der Vergangenheit, die  notabene nicht meine ist,  wühlen, mit dem Ziel, Schaden auf ­allen Ebenen anzurichten und dadurch das Image des Bauernstandes zu schädigen.

Interview Stefanie Giger

Auch Oppositionsführer Roland Werner hat sich den Fragen der BauernZeitung gestellt. Das Interview lesen Sie hier.