Es sind unsichere Zeiten, nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für das Messewesen. Pierre-Alain Rom, Verantwortlicher der Agrama-Ausstellungskommission erinnerte an die jüngsten News: Grosse Messen wie Züspa, Muba und Comptoir stellen ihre Ausstellungen ein, der Autosalon kriselt und Baselworld verlor ihren grössten Aussteller.

Stabile Zahlen trotz allgemeiner Messekrise

Die Agrama ist vorläufig noch verschont geblieben von diesen Entwicklungen. Zwar hat man es hie und da rumoren gehört im Vorfeld, aber die Zahl der Aussteller und die belegte Fläche seien mit 263 Ausstellern und 58 000 m2 gegenüber der letzten Durchführung im Jahr 2016 stabil, so Rom. Darüber könne man sich glücklich schätzen angesichts des Strukturwandels in der Landwirtschaft sowie in der Land- und Forstmaschinenbranche.Trotz dieses erfreulichen Standes halte man aber Augen und Ohren offen, so Rom, damit man rechtzeitig auf die neuen Aufgaben und Herausforderungen werde reagieren können.

Sorgen macht sich auch Jürg Minger. Der Präsident des Schweizerischen Landmaschinenverbands erinnerte an die bevorstehenden politischen Auseinandersetzungen, namentlich die Trinkwasser-Initiative werde verheerende Auswirkungen haben, sollte sie angenommen werden. Stadt und Land entfremdet? Minger konstatierte eine zunehmende Entfremdung von Landwirtschaft und Gesellschaft. "Die Stadt kennt das Land nicht mehr und das Land kennt die Stadt nicht mehr", so Minger. Die Konsumenten kennten vermehrt nur noch die Produkte, wüssten aber nicht mehr, wie sie hergestellte werden.

"Teilen ist das neue Haben"

Davon wollte der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried in seinem Referat allerdings nichts wissen. Er sei viel auf dem Land unterwegs, und zwar nicht nur passiv, gerade vergangenes Wochenende haber er Holz gespalten. Er fokussierte auf die allgegenwärtige Digitalisierung und in diesem Zusammenhang an die sogenannte Sharing Economy (Teil-Wirtschaft). "Teilen ist das neue Haben", sagte von Graffenried. Die wichtigsten Player auf diesem Markt sind Giganten wie Uber und Airbnb, in der Schweiz am bekanntesten ist wohl der Autoteil-Dienst Mobility.

Von Graffenried erinnerte mit dem bewährten Ricola-Werbespruch daran, dass die Landwirtschaft diese Teilwirtschaft erfunden habe, in Form von Genossenschaften und später von Maschinenringen, man tue gut daran, deren Innovationskraft nicht zu unterschätzen, so der Stadtpräsident. Allerdings dürfe man nicht alles nur noch teilen, sonst werde es auch für Messen wie die Agrama schwierig.

Parmelin sieht "langen steinigen Weg"

Prominentester Gast war Bundesrat Guy Parmelin, der eingangs mit etwas Erstaunen feststellte, dass er nach Rudolf Minger und Paul Chaudet erst der dritte Landwirt in der Landesregierung sei. Der Landwirtschaft prognostiziert er schwierige Zeiten: "Es steht ein langer und steiniger Weg bevor", erklärte er, ohne allerdings ins Detail zu gehen, wieso. Vielmehr konzentrierte er sich auf sein Tätigkeitsgebiet als Verteidigungsminister und die nötige Beschaffung von neuem Material in der Luft und am Boden. Hier gab es dann immerhin noch einen Bezug zur Landwirtschaft: "Für die Bauern ist die Technik so wichtig, wie für den Soldaten die Logistik", meinte Parmelin.

akr