«Es ist ein wunderbares Gefühl, in einem Haus aus eigenem und vor allem sichtbarem Holz zu wohnen», ziehen Adolf und Marianne Koller vom Tschuepis in Rain nach zehn Monaten eine positive Bilanz.

Viel selber geplant

Schon sein Grossvater baute 1922 die Scheune mit eigenem Holz, das faszinierte ihn und es war Adolf Koller ein Anliegen, auch für den Ersatzbau seines Wohnhauses möglichst das eigene Holz zu nutzen. Intensiv und jahrelang hat er sich damit beschäftigt und seine Vorstellungen skizziert. Bauen mit Holz war denn auch klare Vorgabe für die Planungsfirma LBG Sursee. Das Ziel haben Kollers erreicht: 95 Prozent allen verbauten Holzes von rund 140 m3 stammten aus dem eigenen Wald, je zur Hälfte und ausschliesslich Fichte und Tanne. Und was ihnen besonders Freude macht: Das war eine nachhaltige Bauweise, mit sehr kurzen Transportwegen von wenigen Kilometern.

Raumplanerisch gab es keine Hürden, der Art. 24 c des Raumplanungsgesetzes ermögliche Besitzstandswahrung, und eine Erweiterung der Wohnfläche um 30 Prozent oder 100 m2 wurde Kollers zugestanden. So konnten sie einen wesensgleichen Ersatzneubau am gleichen Standort mit drei statt wie bisher zwei Wohnungen realisieren, insgesamt 280 m2 Wohnfläche.

«Die Herkunft zu kennen, gibt ein gutes Gefühl.»

Marianne Koller schätzt es, das eigene Holz verwendet zu haben.

Nahe Holzverarbeitung

Eine regelmässige Waldnutzung und -pflege ist Adolf Koller ein grosses Anliegen, deshalb ging er jährlich mit seinem Vater in den Wald. Von grösseren Käferschäden und Sturmschäden blieb der Fichten-Tannenbestand bisher verschont. Im August 2017 wurde in seinem Wald gezeichnet, im Oktober besorgte das beauftragte Forstunternehmen Bättig Neudorf den Holzschlag. Im Dezember wurde das Holz im nahen Sägewerk Lang in Urswil gesägt und nach der anschliessenden Trocknung verarbeitet. Dies aufgrund der Holzliste der Firma Tschopp Holzbau aus Hochdorf, für die benötigten Holzelemente. Mit dem Bau des Wohnhauses wurde im April 2018 gestartet, Bauzeit war sieben Monate. Betoniert wurden lediglich Keller und Treppenhaus, alle weiteren Decken und Wände wurden in vorgefertigten Holzelementen erstellt. Vier Tage dauerte das Aufrichten. Die Fassaden- und Dachelemente sind gut isoliert mit gepresster Holzwolle. Das wirke sich auch im Sommer positiv aus. Die Temperaturen sind angenehm kühl. Im Winter sorgen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und – weil das Holzfeuer eben heimelig ist – ein Schwedenofen für behagliche Wärme bei wenig Energieverbrauch.

Überzeugt von Bresta-Haus

Kollers entschieden sich auch bei den Decken für die Massivholzbauweise, konkret das System Bresta von Tschopp Hochdorf mit Holzlamellen. Dafür wurden die schöneren Bretter verwendet. Koller weist auf den Vorteil hin, dass die Sägerei Lang über eine Keilzinkmaschine verfügt, so konnten schlechtere Holzstellen wie Äste und Harzgallen herausgeschnitten und die Bretter wieder zusammengefügt werden. Eine Kalksplittfüllung sorgt für Gewicht und Schalldämmung der Böden. Für die Aussenfassade wurde Weisstanne verwendet, die Bretter sind imprägniert vorvergraut, verfärben somit später nicht mit der Witterung. Kollers berücksichtigten für ihren Bau Unternehmen aus der Region und legten Wert auf Nachhaltigkeit. So beispielsweise auch bei der Wahl des Küchenbauers, deshalb entschieden sie sich für die Firma Luro aus Dagmersellen, Spezialist für Schweizer Küchen in der Zentralschweiz.

Geringe Mehrkosten

Im Detail abgeklärt, ob ein Verzicht auf einen Holzbau kostenmässig etwas günstiger gekommen wäre, haben Kollers nicht. Für sie war immer klar, dass sie ein Holzhaus wollen, weil das eben mehr Freude bereite. «Es kam aber nicht billiger, mit eigenem Holz zu bauen», erklärt Marianne Koller. «Aber genau zu wissen woher das Holz kommt, ist ein gutes Gefühl» bestätigt Adolf Koller. Die Nachhaltigkeit sei ihnen eben ein grosses Anliegen, erklären beide übereinstimmend.

«Es fasziniert, was heute mit Holz alles möglich ist.»

Adolf Koller über die grossen technischen Fortschritte.

Technische Fortschritte

Wieso bauen denn nicht mehr Waldeigentümer mit eigenem Holz? Es brauche eben eine innere Überzeugung und Freude, meint Adolf Koller. Und man müsse den Sinn sehen, dass sich eine Waldpflege lohne, wenn so schliesslich schöne Bäume wachsen, die für eigene Bauten verwendet werden könnten, ergänzt seine Frau. «Man sollte nicht nur auf den Preis schauen, sondern auch auf das Herz achten. So lassen sich über Generationen Kreisläufe schliessen.» Der Bauherr weist zudem auf die enormen technischen Fortschritte beim Holzbau in den letzten Jahren hin, auch beim Brandschutz. «Es ist faszinierend, was mit Holz alles machbar ist.»

 

Betriebsspiegel Tschuepis

Nutzfläche: 6 ha LN, 50 Hochstammbäume, 2 ha Wald.
Tierbestand: 10 Mutterkühe, vor zwei Jahren Aufgabe der Schweinehaltung.
Nebenerwerb: Adolf zu 60 Prozent Chauffeur für Tiertransporte. Marianne 30 Prozent Kinderbetreuung bei der Schule in Hochdorf.
Familie: Vier erwachsenen Töchter. 

 

 

Bauen mit eigenem Holz

Waldeigentümer, die selber bauen, sollen dafür mehr eigenes Holz verwenden. Dazu ruft Wald Luzern auf und weist darauf hin, dass dafür einige Voraussetzungen zu beachten sind. Die Verwendung von eigenem Holz oder solchem aus der Region muss zwingend als Anforderung schon sehr früh in die Planung einbezogen werden. Die am Projekt beteiligten Unternehmen müssten in der Lage und auch bereit sein, mit dem Bauherrn solch ungewohnte Wege zu beschreiten. Dazu brauche es vorausschauende und flexible Berater und kompetente Planer, welche diese Anforderungen der Bauherren akzeptieren und umsetzen. Und es brauche auch Sägereien, welche sich zur Übernahme von Rundholz der Waldeigentümer verpflichten, wenn sie dafür entsprechend Bauholz liefern können.