Nein, das «Steuern» beziehe sich nicht auf landwirtschaftliche Maschinen, stellt Ricarda Caderas klar. «Ich persönlich bevorzuge und beherrsche immer noch am besten den Handrechen.» Gleichwohl habe sie grossen Respekt vor Bäuerinnen und Bauern, die ein gutes Geschick im Umgang mit den Steuerrädern ihrer Maschinen haben. In ihrer Arbeit als Coach und Supervisorin beschäftigt sich Ricarda Caderas aber vor allem mit den «Steuermechanismen», die im Inneren ihrer Klientinnen und Klienten wirken, wie sie im folgenden Text erklärt:[IMG 2]
Wir alle werden durch unsere sogenannten «inneren Antreiber», unsere ureigenen Muster, gesteuert. Sie beeinflussen unser Denken, Fühlen und Verhalten. Die fünf inneren Antreiber, die ihre Wurzeln in der Transaktionsanalyse haben und von Eric Berne und Thomas Harris entwickelt wurden, heissen:
- Sei perfekt!
- Sei stark!
- Sei gefällig!
- Streng dich an!
- Sei schnell!
Manche dieser Antreiber sind stärker oder schwächer ausgeprägt und in uns angelegt. Jeder Antreiber ist eine wichtige Antriebskraft. Ohne diese Antreiber würde uns vieles im Leben nicht gelingen.
Auch positive Antreiber
Ein Beispiel: Eine erfolgreiche Bäuerin hat starke Antreiber, die sie zu Durchsetzungskraft und hohen Leistungen antreibt. In diesem Fall sind die Antreiber «sei stark, sei schnell, streng dich an, sei perfekt» positiver Natur.
Wenn jedoch dieselben Antreiber zu stark ausgeprägt sind, können diese zu Belastungen und Stress führen. Dann macht die Bäuerin möglicherweise kaum Pausen. Ihr Perfektionismus ist so stark, dass ihre Latte unerreichbar hoch liegt. Sie muss immer stark sein, unterdrückt ihre Gefühle - obwohl sie in manchen Situationen innerlich verletzt und traurig ist – sie strengt sich übermässig an, selbst dann, wenn es in gewissen Situationen in dem Masse nicht erforderlich wäre.
Innere Antreiber sind also verinnerlichte Muster, die oft in der Kindheit entwickelt werden. Die inneren Antreiber entwickeln sich meist aus Situationen in der Kindheit. Ein Elternteil sagt einem als Kind, dass man aufhören soll zu weinen. Das Kind erlebt sich dann erst als «in Ordnung», wenn es seine Gefühle unterdrückt. Der Antreiber «Sei stark!» könnte die Folge sein.
Oder: Man bekommt von den Eltern nur Aufmerksamkeit, wenn man Leistung erbringt. Daher hat man Angst in der Schule schlechte Noten zu bekommen und will alles perfektionieren, um gute Noten zu erhalten. Man entwickelt den Antreiber «Sei perfekt».
Bis zur Erschöpfung
Ein Mensch mit ausgeprägten Antreibern erlebt sich so lange als «in Ordnung, gut genug, verbunden, wertvoll, gesehen und anerkannt», solange er perfekt, gefällig, stark und so weiter ist. Wenn die Ausprägung sehr stark ist, kann dies zu Belastung und Stress führen bis hin zu einer totalen Erschöpfung. Werden diese Antreiber auf kurz oder lang nicht hinterfragt und entkräftet, steuern die inneren Antreiber uns, sie übernehmen das Steuerrad, und wir funktionieren im Autopiloten.
Wenn wir die - unter dem Antreiber liegende - Thematik auflösen, wird auch die Zwanghaftigkeit des Antreibers nicht mehr benötigt. In der Begleitung meiner Klientinnen und Klienten beobachte ich dann, dass der innere Antreiber in seiner erlösten Form gute Dienste leisten kann. Das bedeutet, dass man zum Beispiel schnell und stark sein kann, wenn man es selbst will und wenn man es als passend erachtet. Dann haben wir selbst das Steuerrad in der Hand und Belastung und Stress lassen nach.
Weitere Informationen: www.potenzials.ch