Das Panaritium hat in jeder Region eine eigene Benennung. Es wird als Grippeli, Igel, Palusa, Schlegel, Umlauf oder Mäte bezeichnet und sicherlich gibt es noch weitere regionale Ausdrücke dafür. Besonders im Herbst, wenn das Wetter unbeständiger wird und die Feuchtigkeit zunimmt, wird das Panaritium vor allem durch das Auftreten morastiger Stellen in den Weiden begünstigt.

Verletzungen als Eintritt

Panaritium entsteht durch kleinste Verletzungen oder Aufweichungen der Haut im Zwischenklauenspalt. Verletzungen können beispielsweise durch unebene Lauf- und Standflächen, raue Untergründe oder auch durch Steine entstehen, die eingetreten wurden. Eine feuchte und schmutzige Umgebung, wie sie in matschigen Tränkeplätzen in Weiden oder auch in Laufgängen im Stall auftreten kann, sorgt dann eher für die Aufweichungen der Haut. Aber auch eine rissige Haut aufgrund einer Trockenheit begünstigt das Problem.

Durch diese Störungen des Zwischenklauenspalts dringen anschliessend verschiedenste Keime (überwiegend Eitererreger) in die Haut ein. Diese vermehren sich dann in diesem für die Bakterien optimalen Milieu und es entsteht eine Entzündung der Haut und des Bindegewebes. Die Entzündung kann sich in tiefer liegendes Gewebe wie Sehnen, Bänder und Knochen ausbreiten und diese angreifen. Weiter können die Bakterien in die Blutgefässe gelangen und im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung oder einer Abszessbildung in Lunge, Leber oder Nieren führen.

Plötzliche Lahmheit

In der Praxis ist das wichtigste Symptom vom Panaritium das plötzliche Auftreten einer Lahmheit. Am Morgen belastet das Tier noch alle vier Klauen normal und bereits am Mittag kann es hochgradig lahm gehen. Da die Entzündung meist im Zwischenklauenspalt beginnt, wird durch die Schwellung die Klaue gespreizt. Oft ist auch der Kronsaum bis zum Fesselgelenk geschwollen. Beim Anfassen ist der Fuss warm und bei hellfelligen Tieren ist eine deutliche Rötung ersichtlich. Fieber tritt bei Panaritium hingegen eher selten auf.

Eine abschliessende Diagnose muss am angehobenen Fuss durch einen Tierarzt gemacht werden, da die Symptome Schwellung und Lahmheit auch von anderen Klauenkrankheiten ausgelöst werden können. Eine Verwechslung mit anderen Klauenkrankheiten wie Ballenfäule, Mortellaro, Klauenrehe, Krongelenksentzündung, Fesselgelenksentzündung oder ein Aufbrechen vom Kronsaum durch einen Weisse-Linien-Defekt ist möglich.

Verbreitung durch Kontakt

Da es eine bakterielle Infektion ist, erfolgt die Behandlung mit Antibiotika. Es ist immer auf eine genügend hohe Dosierung und ausreichend lange Anwendung zu achten, damit eine Resistenzbildung unterbunden wird. Weiter sollte ein Entzündungshemmer eingesetzt werden, damit ein schnelleres Abklingen der Symptome und das Wohlbefinden des Tieres gefördert wird.

Erkrankte Tiere verbreiten allein durch den Kontakt mit dem Untergrund die Erreger überall auf der Weide und im Stall, insbesondere an viel frequentierten und unhygienischen Stellen. Deshalb sollte das Tier von der Herde separiert und auf trockenem Untergrund gehalten werden. Wenn dies nicht möglich ist, ist dem Tier ein Verband anzulegen. Ein Verband schafft aber nur Linderung, wenn dieser täglich gewechselt und die Klauen täglich gereinigt werden. Kann dies nicht gewährleistet werden, wirkt ein Verband durch die auftretende Feuchtigkeit kontraproduktiv.

Unterstützende Pflege

Unterstützend zur schulmedizinischen Behandlung kann die betroffene Klaue wiederholt gründlich, insbesondere der Zwischenklauenspalt, mit warmen und fliessendem Wasser gewaschen werden. Für die Reinigung darf auch Schmier- oder Jodseife eingesetzt werden. Dies hilft, den Keimdruck zu reduzieren. Das Seifenwasser darf grosszügig über die Klaue geschüttet werden, um die Bakterien wegzuspülen. Wird eine Bürste verwendet, sollte diese nach der Anwendung gut desinfiziert werden.

Zur Unterstützung des Heilungsprozesses helfen natürliche Heilmittel wie ein Aufguss aus Heilkräutern, Wickel oder auch Homöopathie.

Trocken und sauber

Tränken auf Weiden sind regelmässig umzustellen. Bei fixen Tränkestellen soll wenn möglich der Boden befestigt werden. Dabei sind die kantonalen Gesetzgebungen zu beachten. Verletzungen auf Weidewegen können durch eine geeignete Materialwahl und regelmässige Instandhaltung minimiert werden. Im Stall sollte man scheuernde Stellen beseitigen. Auch die Pfützenbildung soll an hochfrequentierten Plätzen wie an Futterplätzen und Tränken verhindert werden, indem diese regelmässig abgeschoben werden. In Bezug auf die Tiergesundheit wird empfohlen, den Schieber 10- bis 12-mal laufen zu lassen.

Abschliessend ist eine regelmässige Klauenpflege eine Grundvoraussetzung für gesunde Klauen. Durch eine funktionelle Pflege können die Klauen aufgestellt und somit der Kontakt mit Erregern minimiert werden.