Reaktion auf Bauernproteste in DeutschlandAber warum hängen denn hier Stiefel?Dienstag, 9. Januar 2024Die Bauernproteste in Deutschland sind im Moment allgegenwärtig. Ebenso ist eine grosse Solidaridät für die deutschen Berufskollegen zu spüren – gerade in der Ostschweiz, mit Deutschland als direkten Nachbarn. So sagt etwa Christoph Graf, Präsident des Schaffhauser Bauernverbands: «Dass die Bauern auf die Strasse gehen, ist ein starkes Zeichen und zeigt, dass die wirtschaftliche Situation wirklich sehr schwierig ist.»

Gummistiefel an Ortstafeln

Schaffhauser Bauern waren es denn auch, die mit einer speziellen Aktion anfangs Woche die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sie bekundeten ihre Solidarität zu den deutschen Berufskollegen, indem sie Gummistiefel bei den Ortstafeln aufhängten. Davon liess sich unter anderem das bäuerliche Komitee inspirieren. Und so baumeln immer mehr Gummistiefel an den Ortstafeln in der ganzen Schweiz.

AboDie deutschen Landwirte sind sauer. Die Sparpläne der Bundesregierung treffen sie alle. ProtesteNächste Woche beginnt der grosse deutsche BauernprotestFreitag, 5. Januar 2024 Patrick Monhart aus Wildensbuch, Mitglied des bäuerlichen Komitees, sagt: «Die Aktion ist eine stille Sympathiebekundung – wir stören niemanden und nach einer Woche hängen wir die Gummistiefel wieder ab.» Die Aktion habe aber noch einen anderen Zweck, sagt Monhart. Man wolle ein Zeichen setzen, denn auch in der Schweiz würden jeden Tag Bauernbetriebe eingehen.

«Wenn die Landwirte ihre Gummistiefel an den Nagel hängen, dann ist Schluss mit den regionalen Lebensmitteln. Dessen müssen sich die Leute einfach bewusst sein.»

Patrick Monhart, Landwirt aus Wildensbuch ZH

Für ihn persönlich ist die Gummistiefel-Aktion auch ein stiller Protest gegen die gegenwärtige Agrarpolitik.

ZBV bringt Agrarpolitik ins Spiel

Der Zürcher Bauernverband (ZBV) wandte sich am 5. Januar mit einer schriftlichen Solidaritätsbekundung an die Öffentlichkeit. Im Communiqué schreibt der Verband: «Für die friedlichen Protestaktionen unserer Berufskollegen haben wir vollstes Verständnis und solidarisieren uns mit ihnen.» Gleichzeitig fordert der ZBV einen Neustart bei der Agrarpolitik (AP). 

«Eine Umfrage bei unseren Mitgliedern zeigte deutlich, dass die Zürcher Bauern einen Neustart fordern – und zwar jetzt und gemeinsam mit den Bauern.»

Ferdi Hodel, Geschäftsführer Zürcher Bauernverband

Auf die Frage, was diese Forderung mit den Bauernprotesten in Deutschland zu tun habe, antwortet Hodel: «Es führt uns vor Augen, dass wir in der Vergangenheit solche Aktionen kaum nötig hatten. Wir durften uns auf das Parlament und vor allem auf unsere Bevölkerung verlassen.» Damit dies so bleibe, brauche es eine AP 2030, die zusammen mit den Bauern entwickelt werde. Dieser Forderung wolle man Ausdruck verleihen.

«Nicht mit der Schweiz vergleichbar»

AboInterview zu den Bauernprotesten«Hätten wir kostendeckende Preise, bräuchte es keine Bauernproteste»Mittwoch, 10. Januar 2024Auch Christoph Graf äussert sich zum Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland. «Wir sind in einer ganz anderen Situation, wir blieben von Kürzungen beim Agrarbudget verschont.» Zwar stehe auch die Schweizer Landwirtschaft vor grossen Herausforderungen. «Wir dürfen die Bauernproteste in Deutschland aber nicht auf uns übertragen – das käme bei der Bevölkerung sicher schlecht an», ist er überzeugt.