In den letzten zwei Jahren, aber vor allem in dieser Schausaison, konnte sich
die nationale und internationale Holsteinbranche mit einer neuen aufsteigenden Grösse im Zuchtgeschäft bekannt machen: Gobeli Holstein aus Saanen BE.
Die lange Liste der Schauerfolge, die Gobeli Holstein errungen hat, umfasst unter anderem die Titel Grand Champion Junior-Expo Bulle 2013, Grand Champion an der Swiss Expo 2014 bei den Holstein, Reserve-Grand Champion und Mention Honorable an der Expo Bulle 2014 bei den Holstein und den Grand-Champion-Titel bei den Red Holstein an der Expo Bulle 2014.
Daneben gab es auch viele Klassensiege oder Siegertitel an verschiedenen Regionalschauen. Wie bei den meisten «plötzlichen Erfolgsgeschichten» ist es aber so, dass Gobeli Holstein weitaus mehr zu bieten hat als nur ein paar Schausiegerinnen aus seinem Stall.
Ein eigener Betrieb war immer ein Traum
Einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb zu haben war schon
immer der grösste Traum von Alex Gobeli. «Aufgewachsen bin ich mit drei jüngeren Brüdern in Matten im Obersimmental BE. Es war klar, dass ich später den elterlichen Betrieb nicht übernehmen konnte», so Alex. So lernte er zuerst Zimmermann, später auch noch Maurer. Nachher folgte die Ausbildung als
Polier und Bauführer.
Baunternehmen für Stallbauten
Heute betreiben Alex und seine Frau Margrit ein erfolgreiches Bau unternehmen, das sie 2002 gegründet haben. Sie sind spezialisiert auf Stallbauten und beschäftigen zirka 20 Angestellte. «Da ich im Baugeschäft voll engagiert bin, bleibt mir wenig Zeit, mich gross um die Landwirtschaft zu kümmern. Aber wir haben sehr gute Mitarbeiter», gibt Alex offen zu. Aber bei den Wochenendablösungen oder Mithilfe auf der Alp sind Margrit und Alex immer bei den Kühen oder im Melkstand anzutreffen.
Im Jahr 2009 war es so weit, die Familie Gobeli konnte einen Betrieb in Saanen käuflich erwerben. 2012 wurde dann in einen neuen modernen Laufstall investiert.
Zirka 35 Kühe stehen im Stall
Heute stehen durchschnittlich 35 Kühe im geräumigen, sehr gepflegten Stall. Die Kühe werden in einem 3×3-Tandem-Melkstand gemolken. Ein grosser Teil des Jungviehs wird beim Bruder von Alex aufgezogen. Alles in
allem kommen so rund 100 Stück Vieh zusammen. Zum Talbetrieb gehört auch noch eine Alp dazu, wo zirka 40 Kühe und 50 Rinder gesömmert werden.
In diesen vier Monaten wird die Milch von Käser Erich Zingre zu Alpkäse AOP verarbeitet, im Winter wird diese dann in Gstaad verkäst.
Mit dem Angestellten Erich Zingre hat Alex Gobeli eine Tierhaltergemeinschaft, somit stehen Zingres Kühe in Gobelis Stall,
aktuell die rote Nationalsiegerin Jowis Incas Flavia. Auf dem
Betrieb arbeitet neben Erich Zingre der sehr engagierte und grosse Viehzuchtkenner Markus von Känel als Herdenmanager mit.
Die Swiss-Expo-Siegerin war letzten Sommer auf der Alp
Dem Besucher der «BauernZeitung» fällt sofort die gepflegte, hochstehende Herde im Laufstall auf. Beeindruckend ist vor allem das tolle Exterieur der verschiedenen Schaudiven, obwohl diese an diesem Tag nicht im «Sonntagskleid» sind. Allen voran die imposante 165 cm grosse Swiss-Expo-Siegerin Pagewire Delicieuse, die Nächstens mit dem Stier Atwood gespült werden soll.
«Nach ihrem Sieg in Lausanne herrschte eine grosse Nachfrage nach Embryonen von ihr», bestätigt die Betriebsleiterfamilie. Übrigens verbrachte diese Schönheit den letzten Sommer auf der Alp. Aber auch die roten bekannten Schaukühe Hirsbrunners Absolute Kely, oder Bimouna Big Apple Emmi stechen einem sofort ins Auge.
Nicht zuletzt auch die Mention Honorable von der Expo Bulle, Mattenhof Goldwyn Ronja, von der sich Alex und Markus von Känel noch eine grosse Zukunft erhoffen.
Und welche Stiere werden momentan eingesetzt? «Atwood, Sid, Absolute, Barbwire, Attitude, Armani und Destry kommen zurzeit oft zum Zuge», sagt Markus. Um eine gute Fruchbarkeit zu erreichen ist auch die Fütterung sehr wichtig.
«Tier muss starke Familie im Hintergrund haben»
Und was sagt Alex Gobeli zu dem in der Branche oft gehörten Vorwurf, dass er schöne Kühe aus dem Ausland kaufe? «Ja, das stimmt. Eine Schaukuh zu kaufen ist in der Schweiz sowie im Ausland sehr schwierig. Im Ausland werden Schaukühe jedoch eher an gute Zuchtbetriebe weiterverkauft, heute arbeiten die meisten Züchter in der Schweiz mit Weltweiter Genetik.»
Und auf was schaut Alex Gobeli zuerst wenn er ein Tier kauft? «Für mich muss das Tier ganz klar eine sehr starke Familie im Hintergrund haben. Denn dies kommt früher oder später immer zum Vorschein.»
So sind im Laufstall Kühe aus
der Familie von Holst. Papaux Leader Rebeka, Plattery Rubens Galante, aus der Snow-N Denises Dellia- oder aus der erfolgreichen Skyler-Cherry-Familie, wo auch die Swiss-Expo-Siegerin abstammt, untergebracht.
In Zukunft möglichst mit eigener Zucht auftreten
Aber eines ist klar: ohne Investitionen kann niemand aus dem Nichts so grossen Erfolg haben. Alex Gobeli macht denn auch keinen Hehl daraus, dass er seine Investitionen nur dank seinem Baugeschäft tätigen konnte. Aber die Züchterfamilie will in Zukunft möglichst mit eigener Zucht auftreten.
Daher ist Alex auch nicht abgeneigt, ab und zu ein schönes Tier aus seiner Herde zu verkaufen, wie zum Beispiel ihre Gobelis Alexander Dorina, die für ihren neuen Besitzer den dritten Kategorienrang an der Emmentalischen Starparade erreichte.
Denn eines ist klar, der Betrieb von Gobelis muss rentieren. «Als Erstes wollen wir mit unseren Kühen Geld verdienen, wir betreiben die Landwirtschaft nicht nur als Hobby», sagen Alex und Margrit bestimmt.
Peter Fankhauser