Sobald die Ferkel bei der Geburt ihre Fruchtblase verlassen, werden sie ohne Immunschutz den verschiedensten Umweltkeimen ausgesetzt. Um den Immunschutz herstellen zu können, muss jedes Ferkel in den ersten sechs bis zwölf Stunden genügend Kolostrum aufnehmen. Insbesondere bei grossen Würfen ist das eine echte Herausforderung.

Grosse Ferkel separieren

Die Kolostrummenge der Sau ist mehr oder weniger konstant und hängt nicht von der Wurfgrösse ab. Als Unterstützung können die grösseren Ferkel mehrmals für rund zwei Stunden ins Ferkelnest gesperrt werden, damit die kleineren Ferkel problemlos genügend Kolostrum aufnehmen können. Dieses Verfahren nennt sich «split nursing» oder «split suckling». Dadurch wird unter anderem der Immunschutz schnellstmöglich aufgebaut und die Vitalität erhöht, damit die Ferkel sich beispielsweise besser vor einer sich hinlegenden Muttersau in Sicherheit bringen können.

Zudem ist eine genügende Energieaufnahme für die eigene Wärmeproduktion wichtig. Sobald alle Ferkel genügend Kolostrum (150 bis 200 ml) aufgenommen haben, kann nötigenfalls mit dem Wurfausgleich begonnen werden.

Jedem Stall seine Flora

Jeder Abferkelstall hat seine eigene Erregerflora. Dies kann bei Erstlingssauen zu vermehrtem Saugferkeldurchfall führen, da die Immunabwehrstoffe des Kolostrums noch nicht an die vorherrschende Flora angepasst sind. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken, können Mutterschutzimpfungen durchgeführt werden, wobei eine genaue Verabreichung gemäss Tierarzt oder Packungsbeilage wichtig ist. Nur richtig gelagerte und nicht abgelaufene Impfstoffe ermöglichen eine bestmögliche Immunisierung. Eine konkrete Planung des Impfzeitpunktes hilft, damit keine Jungsauen vergessen werden.

Zugekaufte Jungsauen können nach der im Minimum zwei Wochen dauernden Quarantänezeit beispielsweise mit Altsauen gehalten werden, damit diese mit möglichst vielen Erregern in Kontakt kommen und die entsprechenden Immunabwehrstoffe bilden. Kontaktsuppe, bzw. Kot aus dem Abferkelstall, welcher bei den Jungsauen in die Bucht gelegt wird, kann ebenfalls zur Qualitätssteigerung des Kolostrums führen.

Die häufigsten Erreger

Bei schlechter Immunisierung entsteht öfters Saugferkeldurchfall aufgrund verschiedenster Erreger.

  • E. Coli: Vom Bakterium Escherichia coli (E. Coli) gibt es verschiedene Stämme, wobei der Stamm F4 am häufigsten Saugferkeldurchfall auslöst. Rota-Viren führen ebenfalls zu Saugferkeldurchfall und treten oft in Co-Infektion mit E. Coli auf. Vom Fäkalkeim Clostridium perfringens gibt es ebenfalls verschiedene Stämme, wobei neue Stämme über Jungsauenzukauf, Futter, Stroh, Schadnager oder Kleider und Stiefel etc. in den Stall geschleppt werden.
  • Kokzidien: (Erreger: Isospora suis) gehören ebenfalls zu den häufigsten Erreger von Saugferkeldurchfall. Oft führt die Mischinfektion von verschiedenen Erregern zu Saugferkeldurchfall, was die Behandlung und Diagnostik extrem schwierig macht.

Hygiene im Abferkelstall ist die wichtigste Prophylaxe gegen Saugferkeldurchfall. In diesem Zusammenhang ist zu empfehlen, die Galtsauen zu waschen, bevor sie in den Abferkelstall kommen. So können die Infektionsketten bestmöglich unterbrochen werden. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass die Reihenfolge der Tierbetreuung möglichst eingehalten wird. Beim Betreuungsrundgang sollte bei den Saugferkeln gestartet werden, anschliessend in den Jagerstall und weiter zu den Galtsauen. Kranke Tiere werden am Schluss betreut. Diese Reihenfolge gilt es auch bei Stallbesuchen bzw. Stallführungen mit externen Personen einzuhalten.

Kotprobe einsenden

Um Klarheit über den Erreger zu erhalten, kann einerseits eine Kotprobe untersucht werden oder ein verendetes Saugferkel dem Tierarzt zur Sektion übergeben werden. Damit die Sektion erfolgreich und aussagekräftig ist, muss das Ferkel zwingend schnellstmöglich nach dem Tod dem Tierarzt übermittelt werden können. Die Abbau- und Verwesungsprozesse im Darm laufen extrem schnell ab, was dazu führt, dass bereits wenige Stunden nach dem Tod keine genaue Diagnose mehr erstellt werden kann.