20 Jahre sind ein langes Kuhleben, erst recht, wenn man davon ausgeht, dass in der Schweiz ein Kuh als wirtschaftlich gilt, wenn sie schon sechs bis sieben Jahre alt wird. Die Nutzungsdauer ist im Bereich der funktionalen Merkmale das wirtschaftlich wichtigste Merkmal in der Milchviehhaltung.

Durch eine lange Nutzungsdauer kommt es zu einer vollen Ausnutzung des altersbedingten Leistungsmaximums und zu einer Reduzierung der anteiligen Aufzuchtkosten.


Lisa stellt mit 170'674 kg einen Rekord bei den Roten


In der Schweiz gibt es über alle Rassen hinweg sehr viele Kühe die bereits die 100'000er-kg-Milch-Grenze überschritten haben. Ja, es gibt sogar einige Kuhdamen, welche die unglaubliche Marke von mehr als 140'000 kg realisiert haben.

Neben der Vitalität dieser Kühe hat sicher auch die Betriebsleiterfamilie ihren Beitrag dazu geleistet und versorgt diese Kühe tagtäglich mit Fürsorge und grosser Pflege. Schaut man die Milcheistung dieser Milchproduzentinnen an, so ist ersichtlich, dass diese die erste Laktation eher bescheiden abschlossen. Sich aber dann Jahr für Jahr enorm steigerten. Bei Swissherdbook hat kürzlich die 3000ste Kuh die 100'000er Marke überschritten.

Spitzenreiterin ist hier die 19-jährige Wehribach Joliam Lisa mit 170'674 kg Milch von Hanspeter und Käthi Schmitz aus Wiedlisbach BE. Lisa ist zwar nicht mehr trächtig, gibt aber immer noch 14 kg Milch am Tag. Zu den besten Stierenvätern, die viele 100 00er-Kühe hinterlassen haben, gehören Pickel, Topper, und Stadel.


Bisher 2267 Braunviehkühe überschreiten 100'000er-Marke<


Wie Martin Rust von Braunvieh Schweiz mitteilt, haben bisher 2267 Braunviehkühe die 100'000er-Marke überschritten.  Broch Patric Mirian von Thomas Villiger, Beinwil AG, ist mit

158'140 kg die noch lebende Braunviehkuh mit der höchsten Lebensleistung. Mirian wurde übrigens mit 20 Jahren noch an den Melkroboter gewöhnt.

Sage und schreibe 32 Braunviehkühe gaben bisher mehr als 140'000 kg Milch. Die Stiere Starbuck, Raymo, Jupiter, Dani, Pete Rose und Jinx King haben bisher am meisten 100'000er-Kühe hervorgebracht.


Holsteinkuh mit 
152'130 kg Lebensleistung


Auch die Holsteinkühe können trotz ihren hohen Standardlaktationen auf eine hohe Lebensleistung zurückblicken. Wie Eric Barras vom Holsteinzuchtverband auf Anfrage der «BauernZeitung» mitteilt, haben bis jetzt 716 Kühe aus ihrem Verband die 100'000er-Marke überschritten. Dreizehn Kühe haben sogar 140'000 kg und mehr geleistet.

Den Rekord hält mit 169 '473 kg die Kuh Emils Ranch Chief Mark Clara von Emil Schmid-Schuler aus Baar ZG, die aber nicht mehr lebt. Dicht auf den Fersen ist ihr die noch lebende Kuh Rudolph Haiti von Markus Wyss aus Grasswil BE, die bis jetzt 152'130 kg Milch geleistet hat. Interessant sind auch die Abstammungen der 100'000er Holsteinkühe. Startmore Rudolph führt die Rangliste mit 40 Töchtern an. Gefolgt von Hanover Hill Lincoln mit 17 Töchtern und Ronnybrook Prelude bringt es auf 16 Nachkommen.


Bei guten Kühen drückt man ein Auge zu


Die tatsächliche Nutzungsdauer hängt aber auch ganz entscheidend von der Milchleistung einer Kuh ab, weil einerseits Kühe mit schlechter Leistung früher ausgemerzt werden, andererseits der Landwirt aber Kühen mit besonders hoher Milchleistung eine Sonderbehandlung zukommen lässt (z. . bei der Anzahl der Besamungen). Daraus ist ersichtlich, dass diese direkt beobachtbare Nutzungsdauer nicht als Massstab für die biologische Fitness herangezogen werden kann. Für die Selektion auf Fitness ist es notwendig, die Nutzungsdauer unabhängig von ihrer Leistung zu erfassen.


Ursachen für das Ausscheiden einer Kuh


Bei den möglichen Ursachen für das Ausscheiden einer Kuh ist zwischen leistungs- und fitnessabhängigen Faktoren zu unterscheiden. Eine «freiwillige» (= leistungsabhängige) Ausmerzung liegt vor, wenn eine gesunde, aber unwirtschaftliche Kuh aus der Herde ausscheidet, während der Abgang einer profitablen, aber z.B. unfruchtbaren

Kuh eine «unfreiwillige» (=leistungsunabhängige) Ausmerzung darstellt.

Tierzüchterisch interessant ist die so genannte funktionale oder leistungsunabhängige Nutzungsdauer, bei der der Effekt der leistungsbedingten Ausmerzung im Rahmen der Zuchtwertschätzung rechnerisch ausgeschaltet wird, weil diese als Massstab für Fitness und Vitalität angesehen werden kann.

Peter Fankhauser