Exterieurmässsig unterscheiden sich die drei Milchviehrasssen Brown Swiss, Red Holstein und Holstein nicht mehr gross. Jeder der einmal eine Ausstellung von diesen Rassen besucht hat, kommt förmlich ins Schwärmen. Aber der Strukturwandel in der Landwirtschaft macht auch vor den Viehzuchtverbänden nicht halt. Schaut man die Statistik an (siehe Grafik (Bild 2)), verloren doch in den letzten fünf Jahren Braunvieh Schweiz und Swissherdbook am meisten Tiere.

Markus Zemp fordert bessere Bezahlung für den Milchgehalt


An der kürzlich abgehaltenen Delegiertenverammlung von Braunvieh Schweiz schlug auch die Verbandsspitze Alarm. Denn immer mehr Betriebe im angestammten Braunviehzuchtgebiet wechseln auf schwarze oder rote Tiere.

Markus Zemp, Präsident von Braunvieh Schweiz, fordert deshalb schon lange, dass der Milchgehalt und das Kappa 
Kasein von den Milchkäufern besser bezahlt werden sollte. «Wenn dies einmal zum Tragen kommt, hat die braune Kuh einen grossen Vorteil», ist sich der Präsident sicher. «Auch in der Zucht müssen wir vorwärts machen und nicht nur auf Schönheit züchten, sondern verstärkt auf die Milchleistung selektionieren. Darum freut es mich, dass wir den Züchtern endlich Stiere zur Verfügung stellen können, die einen Milchzuchtwert von über 1000 kg aufweisen.»

Auch durch die genomische Selektion erhofft sich Markus Zemp einen erheblichen Fortschritt. «Von allen Rassen testen wir bei Braunvieh Schweiz am meisten Tiere», sagt er überzeugt. Zemp war übrigens die treibende Kraft, um diese Zuchtmethode im grossen Umfang anzuwenden.

Gutes Exterieur, hohe Gehaltswerte, erwünschtes Kappa Kasein und eine lange Lebensdauer, das sind nur einige Vorteile, die das Braunvieh bietet. «Dank Samensexing können wir die besten Stiere noch besser nutzen. Und ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren auch vermehrt gute Tiere für den Verkauf anbieten können», sagt Markus Zemp überzeugt.

Zu viele Fleischrassenbesamungen


Für den Braunvieh-Sire-Analyst Werner Duss von Swissgentics ist kar, dass sich die vielen Fleischrassenbesamungen beim Braunvieh negativ auswirken. «Diese Kühe fehlen später auf dem Markt und so weichen viele Milchviehbetriebe aus der Ostschweiz automatisch auf die anderen Rassen aus.» Das Angebot bei Holstein und Red Holstein sei deswegen grösser, und man bezahle für eine Holsteinkuh im Durchschnitt schon mal etwas weniger als für eine Braune. «Es ist bekannt, dass das Braunvieh eher eine spätreifere Rasse ist. Dadurch ist die Rinderleistung moderater, da haben die Holsteiner einen Vorteil», sagt Duss.

«Dafür ist das Braunvieh robust, langlebig und steigert sich mit jeder Laktation», ist er überzeugt. Im Weiteren wünscht sich der Sire Analyst, dass die Braunviehzüchter nicht immer nur das Schlechte in der braunen Kuh sehen, sondern die Vorteile mit Stolz nach draussen tragen sollten.

«Aber auch wir Sire Analysten stehen in der Pflicht. Darum setzen wir beim Stierenankauf auch in Zukunft auf eine starke Kuhfamilie, hohe Inhaltsstoffe, funktionelle Merkmale und eine gute Milchleistung. Würden wir nur auf Milch selektionieren, käme vorwiegend ausländische Genetik in Frage, und die Vorteile im Exterieur und den Kuhfamilien würden verloren gehen. Aber das wollen wir nicht. Die Vergangenheit lehrt uns, dass in der Braunviehzucht nichts über starke, abgesicherte Schweizer Kuhfamilien führt. Seit 2008 arbeiten wir vermehrt mit Schweizer Genetik, und den Erfolg hat man gerade vergangene Woche an der Swiss Classic wieder eindrücklich gesehen», sagt Werner Duss klar und deutlich.

«Füllen ihre Camions mit roten oder schwarzen Tieren»

Auch Adrian Arpagaus aus Falera GR, der mit seiner Jongleur Elisa den Grand-Champion-Titel an der Swiss Classic holte, hat seine Meinung dazu: «Da ich nebenbei noch handle, kann ich klar sagen, dass auf dem Markt die gute braune Kuh schwer zu finden ist», so der Züchter. «Ich verkehre viel mit Händlern aus der Ostschweiz, und die wollen manchmal kurzfristig 20 bis 30 Kühe auf einmal. Die kann ich aber nicht liefern. So reisen diese Händler in die Westschweiz und füllen ihre Camions mit roten oder schwarzen Tieren», sagt Adrian Arpagaus enttäuscht.

Bruno Schuler aus Hünenberg ZG war früher Brown-Swiss-Züchter und hält jetzt Jersey-Kühe. «Ich war letzte Woche auch an der Swiss Classic, und die braunen Kühe haben mir sehr gut gefallen», sagte er. «Sie haben mir sogar besser gefallen als die Kühe an der World Dairy Expo in Madison USA.» Und warum hat er dann auf Jersey umgestellt? «Diese Kuhrasse passt einfach am besten auf meinen Betrieb. Für mich setzt die Jersey-Kuh mit ihrer Grösse das Futter am besten um», ist Bruno Schuler überzeugt.  

Peter Fankhauser