Zäune und Weidenetze werden regelmässig zur Todesfalle für wilde Tiere. So hat als jüngstes Beispiel kurz vor Jahresende 2021 ein Jäger im zürcherischen Horgen auf einem Pirschgang die Überreste eines Hirsches entdeckt, dessen Haupt und Geweih mit der Schnur eines Weidezauns eingewickelt war, wie das Onlineportal von Jagd & Natur berichtet

Der mittelalte Hirsch habe sich auf einer Weide an der  Zaunschnur verheddert und sich später im Wald derart verfangen, dass er verendete. Gefunden worden sei der fast schon komplett verwesene Hirsch im Wald, etwa 60 bis 70 Meter vom Waldrand entfernt und regelrecht an einen Baum gefesselt, wie ein ortskundiger Jäger gegenüber der BauernZeitung bestätigt. Jagd & Natur geht aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung davon aus, dass der Tod des Hirsches bereits einige Wochen zurückliegt. Die Zürcher Jagdverwaltung habe zwischenzeitlich Strafanzeige gegen unbekannt eingereicht, heisst es weiter. [IMG 2]

Die Tiere sind gefangen und verdursten schlussendlich 

[IMG 3] Eine Schätzung des Schweizer Tierschutzes STS hat letztes Jahr, basiert auf eine Umfrage bei den Kantonen, ergeben, dass jährlich etwa 3000 bis 4500 Wildtiere wegen einem Zaun umkommen und weitere 10 000 Tiere verletzt werden. Rehe verunfallen gemäss STS mit etwa 70% am häufigsten in Zäunen und ungefähr 70% aller verendeten Tiere kamen in Weidenetzen um. 

Diese Beobachtung bestätigt auch Markus Mehr, Jäger und Mitarbeiter bei Jagd & Natur. Häufig würden Rehe in Weidezäunen gefunden. Sofern das Reh noch lebe, könne man es meist alleine aus dem Netz befreien. Bei einem Hirsch brauche es jedoch schon 2 bis 3 Helfer(innen), sagt Mehr. In zwölf Jahren sei es aber das erste Mal, dass er einen Hirsch gesehen habe, der so verendet sei. Bleibt das gefangene Tier unbemerkt, wie der Hirsch im aktuellen Fall, erleide es wohl meist einen Verdurstungstod, vermutet Mehr. «Welche Qualen so ein Tier erleidet, möchte man sich lieber nicht vorstellen», bedauert er. Er weist darauf hin, dass es wichtig ist, im Wald und in Waldnähe auf Zäune und Weidenetze zu verzichten, um solche Schicksalsschläge vermeiden zu können.

Besonders in der Brunftzeit ist Vorsicht geboten

Dass sich Wildtiere in stehengebliebenen Weidezäunen verfangen, passiert laut Jagd & Natur vor allem während der Brunftzeit. In der Brunftzeit seien Hirsche einerseits oft in Gebieten unterwegs, wo sie nicht ortskundig sind und andererseits derart von Hormonen beeinflusst, dass sie unvorsichtiger werden und Unfälle schneller passieren, weiss Markus Mehr. Bei Hirschen dauert die Brunstzeit laut Mehr etwa von Mitte September bis Ende Oktober.

Im Merkblatt vom Schweizer Tierschutz STS erfahren Sie, welche Sicherheitsvorkehrungen bei Zäunen und Weidenetzen beachtet werden müssen.