Im vergangenen Herbst fiel die Regionalviehschau in Andelfingen infolge der Corona-Pandemie ins Wasser. Der Vorstand der Vereinigung Weinländer Viehzuchtorganisationen, in der über zwei Dutzend Organisationen zusammengeschlossen sind, will aber alles daran setzen, dass der traditionelle Anlass dieses Jahr auf dem Andelfinger Marktplatz über die Bühne gehen kann. Am 29. September soll die Viehschau unter Einhaltung der Covid-Schutzmassnahmen durchgeführt werden.

Bei Verschärfung wegen Corona gibt es eine kurzfristige Absage

«Die Gemeinde Andelfingen hat uns Ende Juni unter Berücksichtigung der aktuellen Vorschriften mitgeteilt, dass die Regionalviehschau mit bis zu 500 Personen ohne Erfassung der Kontaktdaten und Maskenpflicht durchgeführt werden kann», führte Jakob Holderegger, Präsident der Vereinigung Weinländer Viehzuchtorganisationen, vor den Delegierten in Andelfingen aus. Somit steht der diesjährigen Viehschau, die traditionsgemäss am letzten Mittwoch im September auf dem Andelfinger Marktplatz durchgeführt wird, grundsätzlich nichts mehr im Weg.

Sollten sich die Covid-19-Situation und mögliche Beschränkungen bis im Herbst jedoch wieder verschärfen, hat der Vorstand eine klare Linie und die Delegierten tragen den Entschluss mit: Wird die Teilnehmerzahl auf unter 200 Personen beschränkt, eine generelle Maskenpflicht erlassen und eine Eintrittskontrolle nötig, so wird auf die Schau kurzfristig verzichtet.

Das Verschwinden der Viehschauen verhindern

Die Delegieren begrüssen, dass die Regionalviehschau durchgeführt werden soll. «Es besteht nämlich die Gefahr, dass mit einem weiteren Ausfall die Schau still und leise ganz verschwindet», befürchtet der Swiss-Fleckvieh-Züchter Christian Grossniklaus. Auch der Umstand, dass es immer schwieriger wird, aus allen fünf Rassen genügend Tiere an die Schau zu bringen, ist für die Organisatoren eine grosse Herausforderung. Mit zusätzlichen Anstrengungen will man deshalb neue Teilnehmer(innen) gewinnen.

 

Aderlass bei den Zürcher Schauen

In den letzten bald fünf Jahrzehnten hat sich die Milchwirtschaft in der Region markant gewandelt. Das wirkte sich auf das Schauwesen und direkt auch auf die verschiedenen Zuchtorganisationen aus. Zählte man 1975 im Bezirk Andelfingen noch 527 Betriebe, die Milchvieh hielten, sind es aktuell nur noch knapp ein Achtel davon. So wurde früher in Andelfingen nicht nur der Marktplatz, sondern auch der Löwenhof und die Obermühlestrasse jeweils für mehrere hundert Tiere in einen Schauplatz umgewandelt.

Bis zur Jahrtausendwende war es der Kanton, der jeweils die grossen Bezirksviehschauen organisierte. In der Zwischenzeit wurde die Viehschau durch eine neue Trägerschaft organisiert und in eine Regionalviehschau überführt. Sie wurde für alle fünf Rassen geöffnet und der Kreis der Aussteller(innen) weit über das Weinland bis in den Kanton Schaffhausen und den benachbarten Thurgau ausgedehnt.

Erich Walder, der als kantonaler Schauexperte tätig ist und somit die kantonale Schauszene bestens kennt, stellt auch kantonsweit einen Aderlass fest. Im Kanton Zürich sind die Teilnehmerzahlen abnehmend und einige Schauen sind ganz abgesagt respektive gestrichen worden.

 

Weitere Schauen finden in der Region nicht statt. Die beiden Viehschauen Stammheim und Altikon sind mangels teilnehmender Züchter(innen) infolge Aufgabe der Milchviehhaltung ganz verschwunden. Gerade mit letzterer ist in Altikon ausserdem ein schönes Dorffest, das jeweils am 1. Mai stattfand, verschwunden. «Die Viehschau ist für die Milchviehhaltung auch ein Schaufenster für die Konsumenten», rief ein Delegierter in Erinnerung.

Verschiedene Optionen werden geprüft

Das Datum, mitten in der Kartoffel- und Weinernte, ist für einige Milchviehhalter(innen) auch ein Grund, auf die Teilnahme an der Regionalviehschau zu verzichten. Eine Vorverlegung in den Frühling könnte aufgrund verschiedener Wortmeldungen eine Optionen sein. Grundsätzlich wird der einmalige Schauplatz, auf dem idyllischen Marktplatz mitten in Andelfingen, anerkannt und gewürdigt. «Wir geniessen einen grossen Goodwill bei den Geschäften rund um den Marktplatz», führte Jakob Holderegger aus. Trotzdem sollen Alternativstandorte geprüft werden.

Mehrere Vorschläge und Ideen wurden in die Runde getragen, um die Regionalviehschau auch für ein nichtbäuerliches Publikum attraktiver zu machen. Optionen wären dabei möglicherweise eine Angliederung eines grossen Bauernmarkts und die Öffnung für Kleinvieh und Kleintiere. «Wir werden nun im Vorstand eine Auslegeordnung dieser Ideen und Vorschläge vornehmen und alle aufgeführten Optionen detailliert prüfen und abwägen», versicherte Holderegger.

Abschliessend gab Jakob Holderegger mit Blick auf die Delegiertenversammlung im kommenden Jahr bekannt, dass er bei den ordentlichen Vorstandswahlen zurücktreten werde und somit ein Nachfolger für den Vorstand und Verbandsvorsitz gefunden werden müsse.