Der Natur abschauen, wie die ideale Fütterung für das Rindvieh aussieht. Darüber referierte letzten Freitag Tierarzt Michael Neumayer im Restaurant Alpenrose in Alterswil FR, und zwar an einem Infoanlass zum Thema «Fit füttern, anstatt krank hungern» des Futtermittelherstellers Hokovit. Dieser stellte letzte Woche in der ganzen Schweiz seine Fütterungsstrategie «Concept Dairy Pro» vor.

Dem frischen Gras nach

In der Natur ziehen die Herden dem jungen Futter nach, erklärt Michael Neumayer, der sich im Fachbereich Milchwirtschaft spezialisiert hat. Dementsprechend sollte auch das Futter für laktierende Kühe sein: «kurz, klein und jung». Oder wie er es auch ausdrückt: «Ich möchte gerne ein Kraftfutter füttern, das genau dem entspricht, was Milch ist.» Das bedeutet: eine niedere Zellwandmenge und eine hohe Energiedichte.

Nebst der Zusammensetzung ist gemäss Neumayer Kontinuität ein weiteres wichtiges Merkmal für eine Fütterung, die die Kuh gesund hält. Zwar ist das Nahrungsangebot auf der Wiese im Frühling und im Herbst ganz anders, es ändert sich aber nicht von einem Tag zum anderen radikal. «Die Natur füttert extrem konsistent, der geht das Soja nicht aus für zwei Tage, die hat nicht plötzlich für eine Woche keinen Biertreber», erklärt er und empfiehlt eine konstante Futterzusammensetzung auch im Stall.

Biodiversität im Pansen

Das ist wichtig für die reiche Pansenflora der Kuh, denn dort befindet sich eine grosse Diversität an Mikroorganismen. Wenn immer gleich gefüttert werde, stelle sich darin ein Gleichgewicht ein, so Neumayer. Werde es durcheinandergebracht, z. B. wenn kurzfristig Futterkomponenten ausgetauscht würden, bringe dies das ganze System in ein Ungleichgewicht.

«Und dann kommt ein Moment, wo alles anders wird, das Futter ändert sich ganz plötzlich», so Neumayer. Er meint damit den Winter und damit die Phase, wo die Kuh natürlicherweise tragend ist und trocken steht. «Die Trockenstehenden brauchen eine komplett andere Ration als laktierende Kühe», sagt Neumayer. Es sei nicht möglich, diese zusammen zu füttern, «wenn man nicht eine dieser Gruppen schwerst beleidigen möchte».

Struktur oder Faser?

Oft würden die Begriffe Struktur und Faser verwechselt, klärte Michael Neumayer auf. Struktur sei das, was die Tiere brauchen, um die Pansenmatte aufzubauen und so wiederkäuen zu können. Das sei praktisch nie ein Problem, sagt er, denn «alles, was länger ist als 4 mm, baut die Pansenmatte auf». Dafür brauche es nicht 20 cm langes Heu.

Den Fasergehalt im Futter zu bestimmen, sei hingegen nur durch eine Analyse möglich. Kurz gesagt sind die Fasern die Zellwände und hat es zu wenig davon im Futter, kann laut Neumayer weicher Mist entstehen. Auch könne die Milchkuh nur einen begrenzten Anteil an Fasern aufnehmen. Da im Kraftfutter ebenfalls Fasern sind, besteht die Gefahr, dass sie die Fasern aus dem Grundfutter verdrängen. Eine ideale Abstimmung des Fasergehalts im Futter ist also entscheidend, damit die Kuh gesund bleibt.

Beratung für die Berater

Der Österreicher Tierarzt Michael Neumayer bildet seit 1,5 Jahren in einer Zusammenarbeit mit dem Futtermittelhersteller Hokovit die Fütterungsberater der Schweizer Firma aus. Damals entstand das Fütterungskonzept «Concept Dairy Pro», mit der Landwirtinnen und Landwirte die Fütterung ihrer Milchkühe optimieren können. Dazu gehört nebst der Fütterungsstrategie auch eine umfassende Management-Beratung, auch zur Wirtschaftlichkeit des Betriebs.