Von aussen wahrnehmbar sei im vergangenen Jahr nicht viel gelaufen, sagte Andreas Elliker an der Generalversammlung zum zehnjährigen Bestehen der Interessengemeinschaft «Neue Schweizer Kuh». «Intern hingegen ist der Vorstand aktiv gewesen», so der IG-Präsident.
Für den Fortschritt netzwerken
Der Vorstand gleiste eine engere Zusammenarbeit mit der IG Weidemilch, mit IP Suisse, Bio Suisse und FiBL auf. «Wir verfolgen die gleiche Stossrichtung», sagte Andreas Elliker, nämlich die Zucht von effizienten Milchkühen für eine wirtschaftliche Milchproduktion auf der Basis von Grasland mit möglichst geringem Antibiotikaeinsatz. Aber im Vergleich zu den grossen Zuchtorganisationen führt die IG mit 68 Mitgliedern ein Schattendasein.
«Allerdings setzt sich die IG für alle Betriebe ein, die auf problemlose, funktionelle Kühe züchten», sagte Tobias Frei, IG-Geschäftsführer. Die Listen mit den Stierenempfehlungen, die sich zur Zucht auf problemlose, effiziente Kühe eignen, sind auf swiss-cow-index.ch aufgeschaltet. HAFL-Dozent Hannes Jörg lieferte zudem auf wissenschaftlicher Basis einen monetären Zuchtwert (SWI), der den wirtschaftlichen Mehrwert aufzeigt. Die IG will die Züchter dabei unterstützen, funktionelle Kühe mit Schweizer Rassen zu züchten. «Manchmal kommt es mir wie ein Treten an Ort vor», meldete sich ein Teilnehmer zu Wort. Mit den Schweizer Rassen komme man nicht vom Fleck, und auf der SWI-Liste sei das Angebot von gesextem Samen zu klein. «Mein Sohn, der den Hof übernommen hat, setzt nur noch auf Importsperma», sagte Martin Huber, Gründungspräsident der IG. Dabei zieht vor allem die nordische Genetik. Diese Länder, allen voran Norwegen, setzen in der Milchviehzucht seit Jahrzehnten auf Funktionalität und Fitness.
«Heute stimmt vieles nicht»
«Wir verkaufen, was nachgefragt wird», so Urs Wichser von Select Star – und das ist vor allem Genetik für Milchleistung und Exterieur. Aber Funktionalität und Fitness würden wichtiger, so Wichser. Aufgrund des Druckes von Bund und Gesellschaft brauche es Zuchtwerte wie Futtereffizienz, Klauengesundheit oder Stoffwechselstabilität. «Heute stimmt das Verhältnis von Grösse zu Breite bei den Kühen nicht mehr», so Wichser weiter. Der Hinterbeinwinkel dürfe nicht noch gerader werden, die Zitzenlänge nicht mehr kürzer und die Zitzenverteilung nicht enger werden.
Es ist nicht einfach, auf Fitness und Funktionalität zu züchten – und es ist eine Kopfsache. Dies im Gegensatz zur Hochleistungszucht, die mit aufwendig inszenierten Tierschauen Emotionen weckt und alle Alterskategorien begeistert. Bleibt zu hoffen, dass es der IG gelingt, Herz und Verstand gleichermassen anzusprechen – und zwar am 3. Juni am Weidemilch-Anlass bei IG-Mitglied Marcel Ackermann in Zihlschlacht TG.