Gute Stierenväter sind das A und O, um die Viehzucht weiterzubringen. Aber um qualitativ gute, nachzuchtgeprüfte Stiere zu erhalten, braucht es in erster Linie eine grosse Anzahl Prüfstiere, damit sich später auch ein Topkandidat darunter findet. Aber ein Stier durch den Prüfeinsatz zu schicken kostet viel Geld.

Da ist es nicht verwunderlich, dass Swissgenetics die Anzahl Prüfstiere möglichst tief halten will. Dies trifft vor allem die «kleineren» Rassen wie das Swiss Fleckvieh oder die Simmentaler. «Der Samenverkauf bei diesen Rassen ist begrenzt, und es lohnt sich deshalb wirtschaftlich nicht, mehr Prüfstiere zu testen als nötig», so der Genetikanbieter. Wobei sich beide Rassen im Gegensatz zu den anderen Milchrassen gut halten können.


«Wir können nicht vom Ausland Sperma importieren»


Rolf Dummermuth, Präsident der IG Swiss Fleckvieh, aus Fahrni BE versteht Swissgenetics zum Teil. «Ich weiss, dass die KB-Station genügend Stiere beschaffen würde, wenn der Markt es verlangte. Aber wer investiert schon in einen sinkenden Markt? Niemand!», sagt Dummermuth. Aber um die Rasse Swiss Fleckvieh weiterzuentwickeln, sei jeder Prüfstier wichtig. «Wir können nicht ins Ausland gehen und Sperma importieren. Die Rasse Swiss Fleckvieh mit ihren Vorzügen gibt es nur in der Schweiz», so der Präsident weiter.

Zurzeit werden beim Swiss Fleckvieh zirka 18 Prüfstiere pro Jahr ins Rennen geschickt. Bei den Simmentalern sind es noch deren zehn. Im Vergleich zu Red Holstein, wo gut 40 Stiere pro Jahr geprüft werden, hinken diese Rassen hinterher. Und im Zeitalter der genomischen Selektion ist man dabei, die Anzahl Prüfstiere über alle Rassen zu optimieren. Wobei weltweit Programme bestehen, die wegen der Genomik schon keine Prüfstiere mehr testen.

Diese Entwicklung bedauert Rolf Dummermuth. «Die genomische Selektion hat nicht bei allen Rassen den gleichen Stellenwert. Beim Swiss Fleckvieh fehlen zurzeit noch die Vergleichszahlen. Daher ist die Abschaffung der Prüfstiere für mich kein Thema.»


Prüfstiere müssen von den Züchtern eingesetzt werden


Damit die Prüfstiere aber ein nachzuchtgeprüftes Resultat erhalten, müssen sie von den Züchtern auch eingesetzt werden. Und hier liegt ein weiteres Problem. Prüfstiere sind nur den sogenannten Prüfbetrieben vorenthalten. Viele Züchter wünschen sich aber, dass diese Stiere für alle Betriebe zugänglich sind. So könne man einerseits mehr Stiere prüfen und andererseits wären die Resultate mit mehr Töchtern erst noch umfangreicher.

Peter Fankhauser