«Selbst wenn die Technik vorhanden ist, um die Spritze auf dem Feld zu reinigen, wird sie oft nicht angewendet. Der Grund: Die korrekte Reinigung dauert lange – oft länger als die Spritzzeit», sagt Stephan Berger, Lehrer und Berater für Landtechnik am Strickhof ZH. Im letzten Jahr hat er einige Informationsveranstaltungen zum Thema «Feldspritzen reinigen» durchgeführt. «Es gibt gute technische Möglichkeiten. Voraussetzung für eine hohe Reinigungsqualität ist aber, dass man den Wasserlauf seiner Spritze bestens kennt.»
Ziel: Reinigung auf dem Feld
Langfristig müsse das Ziel sein, vermehrt auf dem Feld zu reinigen. «Die Spritze soll auf dem Feld gespült und das Spülwasser mit höherer Geschwindigkeit dort auf dem Feld versprüht werden, wo mit der Spritzarbeit begonnen wurde.» Ist trotzdem eine spezielle Reinigung nötig, muss diese auf einer aktiven Güllegrube (nicht Hofplatz!) oder Waschplatz mit Anschluss an die Güllegrube erfolgen. Das Spülwasser kann auch auf ungenutzter Grünfläche ausgebracht oder über eine Anlage entsorgt werden.
Einfache Nachrüstung
Es gibt bereits verschiedene Beispiele für Osmofilm- oder Biobac-Anlagen in der Schweiz. «Allerdings ist die Technik vorhanden, um die Feldspritze professionell auf dem Feld zu reinigen», kommentiert Berger. «Ich plädiere dafür, zuerst alle technischen Möglichkeiten auf der Maschine auszuschöpfen, bevor man sich um den Bau einer Anlage tut.»
Ein erster Schritt ist bereits gemacht. Seit 2011 müssen alle Feldspritzen über einen Spülwassertank verfügen, der 10% der Menge des Spritztanks umfasst. «Das war ein Schritt hin zur Reinigung auf dem Feld», kommentiert Berger. «Sinnvoll wäre allerdings gewesen, gleichzeitig auch Tankinnenreinigungsdüsen und zwei Dreiweghähne zu installieren.» Über den einen können so die Innenreinigungsdüsen erreicht werden. Über den andern kann der Rücklauf beim letzten Spüldurchgang in die Ansaugleitung geleitet werden.
«Mit diesen simplen Ergänzungen lässt sich die Spritze auf dem Feld reinigen – vorausgesetzt, man kennt den Wasserkreislauf und macht alle Handgriffe richtig.» Das bedeutet: Vom Traktor absteigen und die Spritze auf Reinigen stellen, spülen, Spritze auf Spritzbetrieb umstellen, wieder aufsteigen und Spülflüssigkeit ausspritzen. Und das zwei- bis dreimal, Dauer 20 bis 30 Minuten. Fazit: hohe Reinigungsqualität, aber aufwändig.
Kontinuierliche Innenreinigung
Eine zweite Möglichkeit der Nachrüstung älterer Feldspritzen ist die sogenannte kontinuierliche Innenreinigung. Dabei wird ein unabhängiger Spülkreislauf aufgebaut. Dazu braucht es neben Innenreinigungsdüsen vor allem eine zweite Pumpe. «Wenn die Spritze leer gespritzt ist, schaltet man zusätzliche die Spülwasserpumpe ein und fährt einfach weiter. Die Brühreste werden sozusagen aus der Spritze herausgedrückt», erklärt Stephan Berger. Dauer der Reinigung: fünf bis zehn Minuten.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Spülwasser gelangt nicht über die Hauptpumpe zu den Tankreinigungsdüsen, sondern stellt einen eigenen Spülwasserkreislauf darf. Durch die Einfachheit sind weniger Fehler möglich, es braucht weniger Zeit und man muss nicht absteigen. «Allerdings muss man auch hier wissen, wie der Wasserkreislauf funktioniert, damit alle Leitungen gespült werden», so Berger.
Automatisierte Systeme
Wird zukünftig eine neue Spritze angeschafft, sollte unbedingt eine automatische Innenreinigung ins Auge gefasst werden. Natürlich können auch neue Spritzen mit einer kontinuierlichen Innenreinigung gekauft werden. Zudem werden auch Halb- und Vollautomaten angeboten. Bei einem Halbautomaten werden alle Stufen des Reinigungsablaufes von der Kabine aus manuell durchgeschaltet. Beim Vollautomaten hingegen braucht es nur einen Knopfdruck und die Maschine reinigt selbständig. Achtung: Nicht alle Anbieter haben alle Varianten im Angebot.
«Es gibt für jeden Betrieb die passende Lösung», versichert Berger. «Wenn man weiss, wie der Wasserkreislauf funktioniert, spielt das Reinigungssystem keine Rolle. Das ist die Voraussetzung für eine hohe Reinigungsqualität.» Berger ist realistisch: «Es braucht Mut, die Spritze mal auf dem Feld zu reinigen. Aber nur so sieht man, dass es auch wirklich funktioniert.»