Im Jahr 2019 brachten die Firmen KWS und Bayer mit Conviso Smart ein neuartiges System für die Unkrautkontrolle in Zuckerrüben auf den Markt. Anfangs sei die Kritik wegen möglicher Herbizid-Toleranzen gross gewesen, erinnert sich KWS-Geschäftsführer Lucas Vogt.

Saatgut und dazu gehörendes Herbizid

«2018 haben wir mit den ersten Versuchen und 100 ha angefangen. 2021 wurden über 7000 ha unserer Conviso-Sorten angepflanzt. Das entspricht einem Marktanteil von 44 Prozent in der Schweiz», führte er an einer Feldveranstaltung aus. Zu Gast war man am 9. Juni bei Thomas Meyer. Er baut 11 ha Zuckerrüben an, sein Betrieb liegt in unmittelbarer Nähe zur Zuckerfabrik Frauenfeld TG.

Conviso Smart besteht aus Sulfonylharnstoff-toleranten Rübensorten sowie dem zugehörigen Herbizid Conviso One. Dank dem breitem Wirkungsspektrum und der hohen Wirksamkeit wird für ein sauberes Rübenfeld nur ein Liter pro Hektare benötigt. Wenn die Bedingungen ideal sind, reicht eine Behandlung aus. «Wenn es sehr trocken ist, empfehlen wir, die Menge auf zwei Applikationen aufzuteilen», sagte Lucas Vogt. Die Zugabe von Öl, zum Beispiel Mero, verbessert die Wirkung zusätzlich und wird insbesondere bei trockenen Bedingungen empfohlen.

Resistenzen nicht aus den Augen lassen

Die Smart-Technologie ist für die KWS und Bayer ein Erfolgsprodukt. «Die Gefahr von Resistenzen bei den Unkräutern ist vorhanden», räumte Vogt ein. In der Schweiz könne dieses Risiko wegen der breiten Fruchtfolgen jedoch tief gehalten werden. Dennoch sollten in der Folgekultur Herbizide aus der Resistenzgruppe B nur in Kombination mit einer anderen Resistenzgruppe angewendet werden. Eine Schwäche hat Conviso One gegen den Ehrenpreis. Für dessen Bekämpfung muss auf klassische Rübenherbizide zurückgegriffen werden. Disteln und Winden sollten in der Vorkultur bekämpft werden.

Erich Schildknecht von der Firma Bayer berichtete, dass man am Thurgauer Seerücken Probleme mit Herbizidresistenzen beim Ackerfuchsschwanz habe. Conviso habe immer noch eine hundertprozentige Wirkung. «In der Schweiz gibt es erst wenig Resistenzen gegen Sulfonylharnstoff, in Deutschland hat man lokal damit bereits ein Problem.»

Durchwuchsrüben müssen raus

Ein grosses Augenmerk muss man laut Lucas Vogt auf Durchwuchsrüben legen. Eine Umfrage der KWS bei den Zuckerrübenproduzenten ergab, dass bei etwa einem Drittel der Anbauer Durchwuchsrüben auftreten. «Meist sind es wenige, wir sprechen da von null bis 30 Durchwuchsrüben pro Hektare», berichtete Vogt. Er empfiehlt, im Frühling die Felder, auf denen im Vorjahr Zuckerrüben angebaut wurden, zu kontrollieren und die Schosser von Hand auszureissen. «Die Rübe selbst wird sonst in den Nachkulturen zum grössten Unkraut.» Bei minimaler Bodenbearbeitung, zum Beispiel im Mais bei Direktsaat, treten mehr Durchwuchsrüben auf. «Hier ist jeder selbst gefordert, eine chemische Patentlösung gibt es nicht», so Vogt.

Züchtung und Fortschritt gehen weiter

Fabian Roth, KWS-Berater für die Region Nordostschweiz, stellte die Conviso-Sorten vor:

  • Smart-Belamia: Konstant im Ertrag und Zucker, auch in trockenen Jahren; gute Jugendentwicklung; beste Blattgesundheit.
  • Smart-Manja: Ertragreicher als Belamia; hoher bereinigter Zuckerertrag; hoher finanzieller Hektaren-Ertrag; anfälliger auf Cercospora.
  • Smart-Arosa: Noch nicht auf der Sortenliste; besserer Zuckerertrag als Smart-Manja; leicht bessere Cercospora-Toleranz.

Lucas Vogt verkündete, dass KWS mit einer neuen Resistenzquelle die Cercospora-Toleranz bei Zuckerrüben massiv verbessern kann. Schon im Herbst könnte die Sorte Escadia KWS auf die neue Sortenliste kommen. Sie verfügt über eine deutlich bessere Blattgesundheit, die nicht an den Ertrag gekoppelt ist. Vogt verspricht sich viel von der neuen Genetik. Er rechnet damit, dass es diese Cercospora-Toleranz in vier bis fünf Jahren auch bei Conviso-Sorten geben wird. Des Weiteren arbeite man daran, dass diese Sorten beim Ertrag aufholen. Und auch bei der Herbizidtoleranz bleibe man dran, diese müsse hoch bleiben.