[IMG 2] «Die Aussaat von «Getreide in weiten Reihen» ist die einfachste und produktivste Massnahme, um die ab 2024 geltende Vorschrift von 3,5 % Acker-Biodiversitätsförderfläche zu erfüllen», ist Pius Fleischmann von der Omya (Schweiz) AG überzeugt. Bei allen übrigen BFF-Massnahmen bestehe die Gefahr, dass man Unkräuter heranzüchte, was längerfristig grosse Probleme verursachen würde. «Die Feldhygiene in weiten Reihen funktioniert mit einer angepassten Herbizidstrategie und der Minderertrag lässt sich kalkulieren», so Fleischmann.

Getreide in weiter Reihe ist auch die einzige BFF-Massnahme, wo die Unkrautbekämpfung flächendeckend mit Herbiziden behandelt werden kann – allerdings im Frühjahr nur bis zum 15. April. Einschränkend ist, dass man maximal 50 % der geforderten BFF mit Hasengassen erfüllen kann. Es braucht also noch zusätzliche Massnahmen wie Buntbrache, Rotationsbrache, Saum auf Ackerfläche, Ackerschonstreifen oder Nützlingsstreifen.

Wie «weite Reihe» am besten mit einer angepassten Herbizidstrategie funktioniert, wollte Pius Fleischmann auf einem 6-ha grossen Demofeld in Egnach aufzeigen. Der Praxisversuch wurde gemeinsam von der Omya (Schweiz) AG und Otto Hauenstein Samen (OHS) bewirtschaftet. Fleischmann säte sieben Gersten-, fünf Dinkel- und acht Weizensorten in weiten Reihen aus. Der Anbau erfolgt nach den Richtlinien von IP-Suisse ohne Fungizide und Insektizide. Für die «weite Reihe» musste er bei der Aussaat 40 % der Säscharen schliessen. Der Reihenabstand bei den geschlossenen Säscharen betrug vorschriftsgemäss mindestens 30 cm. [IMG 3]

Das Fazit von Pius Fleischmann in diesem ersten Versuchsjahr:

  • Die Standfestigkeit und die Pflanzengesundheit werden durch mehr Licht und Luft in den weiten Reihen positiv beeinflusst.
  • Eine Verunkrautung in «Getreide in weiten Reihen» lässt sich verhindern.
  • Weite Reihe lässt sich am besten in der Gerste und beim Dinkel realisieren. Diese kompensieren sehr gut.
  • Der Weizen kompensiert etwas weniger stark und daher ist die Gefahr einer Spätverunkrautung grösser. Mit der richtigen Herbizid-Strategie jedoch bestens lösbar.
  • Geeignete Blattdünger haben ihre Berechtigung zur Unterstützung der Kultur.
  • Bei der Aussaat die Saatmenge den Sorteneigenschaften anpassen.

Auch wenn 40 % der Säscharen geschlossen sind, solle man die Saatmenge nicht ebenso um 40 % reduzieren. Bei bestockungsarmen Sorten sollte man also die Saatmenge erhöhen.

Gerste besser intensiv

[IMG 4] Bei der Gerste war die Gefahr einer Spätverunkrautung gering, weil die «weite Reihe» auf dem Versuchsfeld gut kompensieren konnte. Im Herbst behandelte Pius Fleischmann die Gerste mit 2 l/ha Trinity gegen Unkräuter. Das hat gut funktioniert, sodass die Gerste bis zur Ernte unkrautfrei war. Zudem setzte Fleischmann Blattdünger wie Sulfix und Epso Compitop ein.Der Ertragsverlust durch die Aussaat in weiten Reihen hielt sich in Grenzen und betrug je nach Sorte 5 bis 15 %. Der Durchschnittsertrag betrug 70 dt/ha. Obenauf schwangen die Sorten Esprit, Baracooda und Kingston aus der Liste der empfohlenen Sorten.

«Ich empfehle, Gerste intensiv anzubauen», sagte Fleischmann. Gerste ist anfällig für Lagerfrucht. Aber bei einer intensiv geführten Kultur kann man Halmverkürzer einsetzen, das sorgt für bessere Standfestigkeit. 

Dinkel kompensiert Ertragsverlust

Auch der Dinkel kompensiert die Aussaat in weiten Reihen sehr gut und schloss die Lücken fast vollständig. Am 22. März 2023 führte Pius Fleischmann eine Herbizidbehandlung durch. Verwendet wurden die Produkte Sprinter als Netzmittel und Pixxaro EC. Aufgelaufene Unkräuter wie Klettenlabkraut, Ehrenpreis-Arten, Ausfallraps sowie Vogelmiere wurden selbst bei grosser Dichte gut erfasst. Zusätzlich kamen in weiteren Herbizid-Varianten die Proudkte Hysan Aqua oder Legacy als Mischpartner zum Einsatz. Diese verbesserten die Wirkung gegen einjähriges Rispengras sowie spätkeimende Knötericharten und Bingelkraut. Als Blattdünger wurden wie bei der Gerste Sulfix und Epso Combitop eingesetzt. Mit diesen Massnahmen waren die Versuchsreihen trotz einer sehr starken Verunkrautung im Frühjahr bis zur Ernte sauber. [IMG 5]

Auch das Demofeld war Wind und Wetter ausgesetzt. Kurz vor der Ernte malträtierte ein Sturm das Feld, sodass bei fast allen Dinkelsorten, mit Ausnahme von Gletscher, die Ähren abgeworfen wurden. In der Auswertung wurden der Verlust hochgerechnet.

Der Ertragsverlust durch die Aussaat in weiten Reihen betrug zwischen 5 und 10 %. Bei den Erträgen schwang die Sorte Copper obenauf. Abgeschlagen auf den hinteren Plätzen sind die Urdinkelsorten Oberkulmer und Ostro zu finden. 

Weizen: Saatmenge und Sorteneigenschaften

[IMG 6] Die Herbizid- und Blattdüngungsstrategie basierte bei Weizen auf die gleichen Produkte wie beim Dinkel. Die Weizensorten kompensierten optisch sehr unterschiedlich. Nara beispielsweise bestockte sehr schlecht, hingegen Montalbano oder die Hybridsorte Hymonta erwiesen sich als bestockungsfreudig. Im Ertrag differenzieren die Sorten hingegen weniger stark. Der Durchschnittsertrag über alle Weizensorten betrug rund 64 dt/ha. Ertragsmässig erreichte Nara rund 63 dt/ha mit einem Proteingehalt von 14,5 %. Einen Spitzenertrag brachte der Hybridweizen Hymonta mit 78 dt/ha. In der EU ist Hymonta eine Brotweizensorte, in der Schweiz hingegen gilt er aufgrund des tiefen Proteingehalts als Futterweizen. Insgesamt betrug der Ertragsverlust zwischen 10 bis 15 %.

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