Weniger chemischer Pflanzenschutz scheint angesichts der Forderungen aus Politik und Gesellschaft und aus ökologischen Überlegungen das Gebot der Stunde zu sein. Ein Gerät für den Gemüsebau, das dank Kamera gezielt Pflanzenschutzmittel (PSM) ausbringt (Spotspraying) und gleichzeitig innerhalb der sowie zwischen den Reihen hacken kann, passt da gut. Lohnend ist es aber bisher nicht, wie eine Untersuchung von Agroscope zeigt.

Zeitaufwändiger als auf konventionelle Art

Die Forschenden beschäftigten sich mit einem Prototyp, der in einem von AgriQNet unterstützen Projekt entwickelt worden ist und auf einem Pilotbetrieb mit Feldanbau von Salat im Einsatz war.

Anders als man vielleicht erwarten würde, lässt sich mit dem neuartigen Gerät zwar PSM, bisher aber keine Zeit einsparen. Tatsächlich müsse der Produzent deutlich mehr Zeit einrechnen als bei konventionellen Methoden wie Feldspritze und Hackgerät.

Langsamer und kleiner

Als Gründe dafür nennen die Autoren hauptsächlich technische Umstände:

  • Tiefere Fahrgeschwindigkeit (1,2 statt 6,5 km/h)
  • Geringere Arbeitsbreite (1,5 statt 3 m)
  • Änderungen im Arbeitsablauf (derzeit fahren zwei Personen zur Parzelle, um zu Arbeitsbeginn die Einstellungen am Spritzrahmen vorzunehmen)

Knackpunkt sind die Maschinenkosten

Mit dem geringeren PSM-Einsatz sinken gemäss der Fallstudie die Ausgaben für diese Mittel um die Hälfte (von 829 auf 411 Franken pro Hektare). Der mit 135'000 Franken hohe Anschaffungspreis für den Roboter treibe aber die Maschinenkosten in die Höhe und verhindere aktuell die Wirtschaftlichkeit der Spotspraying-Technologie.

Gemeinsame Nutzung würde Kosten senken

Würde der Roboter auf einem deutlich grösseren Betrieb oder aber überbetrieblich eingesetzt, liessen sich die Kosten klar senken. Agroscope hat berechnet, dass bei einer Einsatzfläche von 80 statt 20 Hektaren je Hektare 45 Prozent weniger Geld investiert werden müsste (2757 statt 4625 Franken). Eine weitere Kostenreduktion versprechen technische Weiterentwicklungen wie eine höhere Fahrgeschwindigkeit und grössere Arbeitsbreite.

«Eine neue Perspektive bekommt der Einsatz des Prototyps, wenn damit manuelle Hackarbeit ersetz werden kann», schreiben die Autoren. Ein Beispiel wäre der Bio-Landbau. Ausserdem könnte sich die Technologie als attraktiv erweisen, wenn die entsprechenden Signale vom Markt kommen – sprich, wenn Mehrpreise für eine umweltschonendere Produktion bezahlt werden. Alternativ könnte der Staat diese ökologischen Leistungen speziell vergüten.

Abhänhig von der Verunkrautung 

Wie der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) in einer Mitteilung zu bedenken gibt, hänge die Wettbewerbsfähigkeit des Pflanzenschutz-Roboters im Vergleich zu Standardverfahren vom Unkrautaufkommen ab. Bei starker Verunkrautung lasse sich dank eingesparter Handarbeit ohne deutliche Kostensteigerung die eingesetzte PSM-Menge strak reduzieren.

Die vollständige Fallstudie finden Sie hier.

Der Roboter wird leichter und agiler

Weiter teilt der VSGP mit, es werde in einem Folgeprojekt ein weiterentwickeltes Modell des Roboters getestet. Dieses sei nur noch fürs Spotspraying konzipiert und daher leichter und agiler, weshalb unter optimalen Bedingungen eine Fahrgeschwindigkeit bis zu 6 km/h möglich sein soll. «Dies wird die Schlagkraft deutlich erhöhen und somit die Wirtschaftlichkeit stark verbessern», zeigt sich der Verband zuversichtlich. Im Frühling werden weitere Tests durchgeführt und man wolle ebenso die PSM-Einträge in die Umwelt weiter erforschen.

 

Ansprüche an Betriebsleiter(in) und Support
Agroscope legte einen Schwerpunkt auf die Faktoren, die eine erfolgreiche Einführung neuer Technologien begünstigen würden. In einem ausführlichen Interview mit dem Leiter des Pilotbetriebs kristallisierten sich folgende Punkte heraus:
- Generelle Haltung gegenüber technischer Entwicklung und Digitalisierung
- Lernbereitschaft
- Risikobereitschaft
- Fertigkeiten im Umgang mit neuen Technologien
- Umgang mit Schwierigkeiten
Neben einer technologieaffinen Haltung und grundsätzlichem Interesse an digitalen Entwicklungen nannte der Befragte einen unkomplizierten und schnell verfügbaren Support als wichtige Voraussetzung.