«Nach einem aktiven, gut laufenden Winter ist auf dem Heumarkt wieder Ruhe und Ausgeglichenheit eingekehrt.» So fasste Fabian Gut, Präsident des Schweizerischen Raufutterverbands, an der Sommerversammlung vom 9. Juni 2023 die Situation auf dem Heumarkt zusammen. Die Heuernte in den tiefen Lagen ist bis auf das Ökoheu grösstenteils abgeschlossen.
Es fehlt ein Schnitt
Lange musste man diesen Frühling aufs Heuwetter warten. Die rund zwei Wochen verspätete Ernte zeigt sich sowohl in der Qualität wie auch in der Quantität des ersten Schnittes. Die Erntemengen sind sehr hoch – allerdings nicht in der gewünschten Qualität. In den tiefen Lagen war das Gras alt und überständig und die Gehalte von Eiweiss und Zucker tief. «In den hohen Lagen haben wir sehr gutes Heu», so Fabian Gut. Er wies darauf hin, dass auch im süddeutschen Raum gutes Heu geerntet wurde, sofern es trocken gepresst worden war.
Angesichts der grossen Erntemengen stimmten die Mitglieder einer Senkung der Richtpreise zu. Beim Heu wurden folgende Richtpreise festgesetzt:
- Stockbelüftetes Heu in Grossballen gepresst, verladen, ab Hof: Fr. 30.- bis Fr. 33.-/dt
- Feldgepresstes Heu in Grossballen, verladen, ab Hof: Fr. 19.- bis Fr. 22.-/dt
- Feldgepresstes Heu in Kleinballen, verladen, ab Hof: Fr. 23.- bis Fr. 26.-/dt
- Bio-zertifizierte Ware: plus 10 bis 15 %
Die Preisspannen dienen dazu, den verschiedenen Qualitäten besser Rechnung zu tragen.
Heu wird für die Bauern teurer
Hans Hug, ehemaliger Präsident des Verbands, merkte an, die 30 Franken seien ein sportlicher Preis für die Händler, um alle Kosten zu decken. «Wenn man das Abholen, Pressen, Einlagern und den Transport miteinberechnet, bräuchte man sicher 40 Franken, um die Kosten zu decken.» Wenn man das Heu sofort verkaufe, komme man mit 30 Franken schon durch. Bezüglich der gestiegenen Energiekosten war man sich einig: Bauern, die belüftetes Heu kaufen wollen, müssen tiefer in die Tasche greifen.
Wie die Situation bei den Zöllen aussehe, wollte ein Mitglied wissen. Fabian Gut teilte mit, dass das Bundesamt die Zölle ohne Rücksprache mit dem Raufutterverband festlegt. «Man sucht das Gespräch mit uns nicht mehr.»
Bei Luzerne ist mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen. Dies aus verschiedenen Gründen. Vorstandsmitglied Simon Gerber berichtete, dass es aufgrund der Trockenheit in den Anbaugebieten Südeuropas praktisch einen Totalausfall gab. Frankreich hat als Reaktion darauf die Preise erhöht. Aber auch hier fehlen die Mengen.
«Nachdem letztes Jahr die Getreidepreise so hoch waren, haben viele französische Bauern ihre Luzernebestände gepflügt und Getreide angebaut.»
Simon Gerber zur Anbausituation in Frankreich
Auch aus Norditalien wird kaum Luzerne importiert werden können. Der erste Schnitt ergab aufgrund der Trockenheit kaum Ertrag und dann kamen die schweren Überschwemmungen. Hans Hug glaubt nicht, dass es bei Knappheit am Markt einen Run auf Luzerne in der Schweiz gäbe. «Eiweiss kann man bei uns günstiger ersetzen.»
Wetter macht Stroh
Kurz und bündig waren die Diskussionen zum Strohmarkt, der letztes Jahr trotz Befürchtungen einer Verknappung relativ ausgeglichen war. Fabian Gut ist für die Ernte 2023 vorsichtig optimistisch: «Die Felder sehen gut aus.» Bedenken hat er beim Anbau im süddeutschen Raum. «Wenn der Mais nichts wird, geht das Getreide in die Biogasanlage.» Dann könnte Importstroh knapp werden.
Einstimmig gutgeheissen wurden die Richtpreise:
- Grossballen gepresst, verladen, ab Hof: Fr. 14.-/dt
- Kleinballen gepresst, verladen, ab Hof: Fr. 18.-/dt
- lose ab Schwad: Fr. 6.-/dt
- Bio-zertifizierte Ware: plus Fr. 3.- bis Fr. 4.-/dt
Energiekosten treiben Preise in die Höhe
Die Nachfrage nach Trockenschnitzeln konnte dank Importen gedeckt werden. Inländische Maiswürfel hat es noch genügend am Lager. Ein Problem für die Trocknungsanlagen ist, dass sich die Ware aufgrund der hohen Trocknungskosten stark verteuert hat. In den nächsten Jahren wird sich zeigen, welche Trocknungsanlagen finanziell noch in der Lage sind, für den Handel zu produzieren.
Abschliessend informierte Fabian Gut, dass man Silagelabel auf die GV im November auslaufen lässt, da die Qualität mit der heutigen Technik kaum mehr ein Problem darstellt.

