DossierDossierGraswachstumMittwoch, 26. April 2023 Regenwolken, soweit die Prognosen reichen, und kein Heuwetter in Sicht. Wenigstens wurde diese Woche bekannt, dass sich Seen und Grundwasserstände an den meisten Orten aufgefüllt haben. Gleichzeitig geht aber die Angst um, dass der erste Schnitt dieses Jahr nicht im optimalen Stadium abgeschlossen werden kann.

Zumindest auf intensiv gedüngten Wiesen ist das Heugras schon lang, so dass die letzten stürmischen Niederschläge es zu Boden gedrückt haben. Das Graswachstum bleibt trotz wenig Sonnenschein vorerst auf ­einem hohen Niveau.

Überschuss an Stickstoff im Boden

Landauf, landab sieht man ­lagernde Heuwiesen, aber auch in Getreideparzellen wurde die Düngerwirkung dieses Jahr teilweise unterschätzt. Vermutlich haben der vergangene Dürresommer und der warme Winter zu überdurchschnittlichen Nmin-Gehalten im Boden geführt. Zusammen mit den Frühjahrsgaben wurden die Pflanzen richtig mit Stickstoff überschwemmt und zeigten ein starkes Längenwachstum. 

Allerdings: Alle Leitgräser aus­ser dem Wiesenfuchsschwanz beginnen dieser Tage erst langsam mit dem Rispenschieben, wie eine kleine Umfrage in den Regionen zeigt. In der Folge werden sich die abgelegten Wiesengräser mindestens teilweise wieder aufrichten. Was bleibt, sind Verschmutzungen an den am Boden liegenden Pflanzenteilen. 

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Silieren anpassen

Umgeknickte Grasbestände sind kein Notfall. Gerade auf Kunstwiesen kann es noch 7 bis 10 Tage dauern, bis die Leitgräser das optimale Stadium 3 (Beginn Rispenschieben) erreichen, obwohl der Löwenzahn verblüht ist. ­Sobald sich trockeneres Wetter ankündigt, den ­Boden möglichst gut abtrocknen lassen. 

Für das Silieren nach Möglichkeit ein bis zwei Sonnentage abwarten, damit der Zuckergehalt in den Pflanzen ansteigt. Auch ein gründliches Anwelken auf mind. 35 % TS trägt dazu bei, dass die Gärung trotz etwas älterem Futter gut verläuft. Zu bedenken ist, dass verschmutztes Futter oft auch mehr Sporen von Buttersäurebakterien enthält – der vorsorgliche Einsatz von ­geeigneten Siliermitteln wird empfohlen.

Auf ganztägigen Weidegang verzichten

Das Damoklesschwert der Direktzahlungsprogramme (RAUS/Weidebeitrag), aber auch sich leerende Futterlager führen seit Anfang Mai dazu, dass viel mehr Tiere auf der Weide zu sehen sind. Gerade auf nicht weidegewohnten Wiesen sind schon jetzt erhebliche Trittschäden zu beobachten. Weil die Niederschläge die Verdunstung weiterhin übersteigen,  ist es besser, die Tiere nur zum Fressen auf die Wiesen zu lassen und nach Stark­regen ein paar Stunden zu warten, bis wieder geweidet wird. 

Bei schweren Böden und um dauerhafte Bodenschädigungen vorzubeugen, kann gemäss Direktzahlungsverordnung während oder nach starken Niederschlägen den Tieren der Auslauf auf einer Auslauffläche statt der Weide gewährt werden (DZV Anhang 6, B Spezifische Anforderungen an die RAUS-Beiträge, Ziffer 2.5). Diese Ausnahmeregelung gilt sowohl für das RAUS-Programm als auch den Weidebeitrag. Die Anforderung an die Anzahl von 26 Tagen Auslauf ist dabei einzuhalten.

Tipps für Weidegang bei anhaltenden Regenschauern

Koppeln bei weiterhin niedriger Bestandeshöhe (max. 15cm) bestossen, damit sie möglichst sauber abgefressen werden:

Weidedauer pro Koppel/Portion auf max. 12 Stunden beschränken, um die Grasnarbe nicht zu überbeanspruchen. Futter, welches innerhalb dieser Zeit nicht gefressen wurde, ist oft verschmutzt.

Bei schwierigen Wetterbedingungen ist es wichtig, bei der Weideplanung folgende Prioritäten zu setzen:
         1. 
Genügend gefütterte Kühe
         2. 
Geringe Landschäden
         3. 
Tiefe Abtriebshöhen (< 5 cm)

Bei grösseren Trittschäden Übersaat mit Säwalze vorsehen, sobald Boden befahrbar aber noch feucht ist.