Kürzlich fand der traditionelle Medienrundgang des Verbands der Schaffhauser Waldeigentümer, «Wald Schaffhausen», sowie dem Schaffhauser Kantonsforstamt statt. Schauplatz war der Wald im westlichen Kantonsteil bei Schleitheim und Hallau, der vor dreissig Jahren vom Sturm «Vivian» heimgesucht wurde. Der Kanton Schaffhausen ist immer wieder von heftigen Gewitterstürmen betroffen. Auch in diesem Jahr kam es regional zu einzelnen Sturmschäden in Laubbaumbeständen.

Holzpreise fielen nach dem Sturm

Der Hallauer Förster Markus Fotsch, Geschäftsführer von Wald Schaffhausen, sowie Christoph Gasser, Förster von Beggingen, Merishausen und Schleitheim, zeigten in ihren unterschiedlichen Revieren, wie sich der Wald nach dem Sturm «Vivian» entwickelt hat, der im Februar 1990 mit über 200 Stundenkilometer über die Schweiz zog. «Solchen Windgeschwindigkeiten kann auch ein gesunder Wald nicht standhalten», sagte Urban Brütsch, Nachfolger des langjährigen Kantonsforstmeisters Bruno Schmid. Der kantonale jährliche Hiebsatz betrug damals 67'000 m³ und nach der Winternutzung fielen im Kanton zusätzliche 40'000 m³ Sturmholz an. Dieses konnte nicht mehr als Bauholz verkauft werden und die Holzpreise fielen um bis zu 25 Prozent. Brütsch bemerkte, dass ein grossflächiger Sturmschaden aber auch eine Chance für Baumarten sein könne, die auf grosszügige Flächen und Lichtverhältnisse angewiesen sind.

Die Fichte kann dem Borkenkäfer nicht standhalten und die Buche hat Mühe mit der Trockenheit. Weil die Eiche gut mit dem milden Klima zurechtkommt, ist sie die zukunftsträchtige Alternative im Schaffhauser Wald. Gasser hat seine Sturmfläche «Wösterholz» bei Schleitheim mit Naturverjüngung aufgeforstet. Weil der dichte Opalinuston den Fichten als Flachwurzler eine zusätzliche Hemmschwelle bietet und sie dadurch alle 30 bis 40 Jahre umfallen, fördert er die Eiche als Pfahlwurzler. Er pflegt den Jungwuchs und durchforstet das eine Hektare grosse Stück alle sieben Jahre. «Bei dieser Bewirtschaftungsform fallen keine direkten Investitionen an, aber es gehört auch Glück dazu», sagte Gasser. Der Förster will mit einer Vielfalt von gesunden, vitalen Baumarten das Risiko verteilen. «Die Elsbeere ist mein Traumbaum», so Gasser, der auch Föhren und Birken in seinem Bestand hat.

Mit hohem Arbeitsaufwand verbunden

Markus Fotsch erklärte am Standort im Hallauer Gebiet Seebenhau, dass der Sturm Vivian rund 1800 m³, das sind etwa 90 Prozent vom damaligen Fichtenbestand, weggefegt hat. Wenn nichts gemacht worden wäre, hätte sich ein Eschenwald entwickelt. «Heute hätte ich vermutlich nichts mehr», sagte Fotsch, und bemerkte, dass bezüglich der Eschenwelke der letzten Jahre die richtige Entscheidung getroffen wurde. Damals wurden 13 000 Eichen gepflanzt, die überwuchernden Eschen durchforstet und 3000 Fichten als Christbäume geschlagen.

Bei der diesjährigen Wertholzsubmission hat Fotsch für eine alte Eiche einen Kubikmeterpreis von 900 Franken bekommen. Eichen fordern im Jungwuchs allerdings einen hohen Arbeitsaufwand und bleiben bis 200 Jahre stehen, bevor sie geschlagen werden. Vom Kanton Schaffhausen gibt es für den Hektar Eichenverjüngung 25'000 Franken Hilfsbeiträge. Bis die ersten Stämme mit einem Durchmesser von rund 40 Zentimetern geschlagen werden, wird ein Aufwand von rund 40'000 Franken pro Hektare eingerechnet. Auf dem drei Hektaren grossen Waldstück wurden bisher rund 100'000 Franken investiert. «Gemeinden, Kanton und Bund müssen in Sachen Biodiversität Hand in Hand gehen, nur so bringen wir die Sache hin», sagte Fotsch. Urban Brütsch fügte hinzu, dass an Standorten, ohne geeignete Mutterbäume, investiert werden müsse.

Bäume sind vitaler geworden

Nico Schwager, neuer Abteilungsleiter Wald bei der Stadt Schaffhausen, erläuterte die Situation am Holzmarkt und erklärte, dass Fichten im Jahr 2018 durch verschiedene Stürme geschwächt wurden. In den beiden heissen Folgejahren haben sich dann die Borkenkäfer explosionsartig vermehrt und grosse Schäden angerichtet. Durch das feuchte Wetter in diesem Jahr hat sich die Borkenkäferplage entspannt, das Holzlager ist geleert und frisches Käferholz wird wieder vom Markt aufgenommen. Die Bäume sind vitaler und widerstandsfähiger geworden.

Die Nachfrage für Sägereiprodukte ist extrem gestiegen und es wird auf einem hohen Niveau produziert. Schwager bemerkte, dass sich die Rundholzpreise bei den Fichten nahezu wieder normalisiert hätten. Zudem hätten sich ausländische Grosssägereien im letzten Jahr auf den amerikanischen Markt konzentriert, auf dem die Holzpreise explosionsartig gestiegen sind. Auf dem europäischen Markt sei so ein Vakuum entstanden, wodurch die Preise ebenfalls stark gestiegen sind. Schweizer Sägereien hätten davon profitieren können, indem sie ihre Abnehmer an sich binden konnten. «Ob es sich nachhaltig auswirkt, wird sich zeigen», sagte Schwager.