Jammern ist nicht das Ding der Thurgauer Kartoffel- und Zwiebelproduzenten. Lieber nehmen sie das Heft selbst in die Hand. So gründeten die Landwirte Rolf Kuhn, Tobias Neuenschwander und Silvan Ziegler im November 2023 mit weiteren engagierten Produzenten die Interessengemeinschaft (IG) Kartoffel- und Zwiebelproduzenten.

Nur für Mitglieder

An ihrer ersten Tagung, die vergangene Woche im Landgasthof Löwen in Sulgen stattfand, präsentierte IG-Präsident Tobias Neuenschwander denn auch schon das Jahresprogramm mit interessanten Flurbegehungen und Praxisversuchen. Diese stehen ihren Mitgliedern exklusiv zur Verfügung. [IMG 2] Themen im Sommer 2024 sind die Bekämpfung von Kartoffelkäfern und die Besichtigung der Praxisversuche zu den Pflanzabständen bei der Kartoffelsorte Fontane. Die Mitgliedschaft bei der IG Kartoffel- und Zwiebelproduzenten kostet 300 Franken. Dazu kommen weitere 50 Franken. Mit diesem Beitrag unterstützen die Mitglieder das Terrafood-Projekt.

Neues PRE mit Fokus Kartoffeln, Zwiebeln und Chicorée

Bei Terrafood handelt es sich um ein neues Projekt zur regionalen Entwicklung (PRE), mit dem der Kanton Thurgau die Kartoffel-, Zwiebel- und Chicoréebranche fördern und stärken will. «In den kommenden Wochen schliessen wir die Grundlagenetappe für das PRE Terrafood ab», sagte Brigitte Süess, Projektleiterin Agro Marketing Thurgau.[IMG 3] Dabei sei auch der Aufbau einer digitalen Vermarktungsplattform geplant sowie eine Sensibilisierungskampagne zum Thema «Food Waste», beispielsweise indem deklassiertes Gemüse zu Suppen verarbeitet werde. «Es geht darum, dass wir hier im Thurgau, wo ideale Produktionsbedingungen herrschen, langfristig erfolgreich produzieren können. Dazu ist ein starkes Netzwerk von Produzenten und Spezialisten wichtig», fügte Tobias Neuenschwander an und weiter: «Kontakte unter Produzenten und mit Fachleuten sind Gold wert.»

Fokus Pflanzenschutz: Kartoffelkäfer und Audienz

An der IG-Tagung ging es aber allein um Pflanzenschutz bei Kartoffeln. Berater von sechs Pflanzenschutzfirmen präsentierten die Spritzpläne, um Krankheits- und Schädlingsbefall zu verhindern. Dabei unterliessen sie es nicht, den Bund für die langsame Gangart bei der Zulassung von Mitteln und Wirkstoffen zu kritisieren.

Zahlreiche Produkte seien in der Pipeline und vielfach handle es sich um solche, deren ökologischer Fussabdruck um einiges geringer sei als bei den heute zugelassenen Mitteln, hiess von den Firmenvertretern. Bemängelt wurde seitens der Firmen und der Anwender zudem, dass die Anwendungsbestimmungen von Jahr zu Jahr ändern. Sie werden immer ausgefeilter und spezifischer auf einzelne Kulturen herunter gebrochen. Bei Unklarheiten lohnt sich ein Anruf beim Pflanzenbauberater.

Viel zu diskutieren gab diesem Nachmittag das Mittel Audienz zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers. Der Befallsdruck war im vergangenen Jahr enorm. «Es gab Meldungen wegen ungenügendem Wirkungsgrad», hielt Pius Fleischmann von der Omya fest. Während einige von Resistenzen sprachen, betonte Fleischmann, dass die Wirksamkeit von Audienz gegen den Kartoffelkäfer parzellenspezifisch reduziert war. Fakt sei, dass Spinosad einem starken Selektionsdruck ausgesetzt ist. Ende Jahr wird man aber mehr wissen, denn die Omya plant, für 2024 ein Monitoring zu starten, um eine erste, genauere Übersicht über die Situation zu erhalten.

Käferstrategie 2024

Hansjörg Meier von der Agroline wies darauf hin, dass Audienz nur gegen Larven und Adulte wirksam sei und keine Wirkung auf die Eier habe. Darüber hinaus hob er weitere Wirkstoffeigenschaften hervor, wie zum Beispiel den raschen Abbau von Spinosad unter starkem Sonnenlicht. «Zur Verhütung von Resistenzen darf man nicht unterdosieren», legte Hansjörg Meier den Landwirten nahe.

Als Strategie 2024 zur Kartoffelkäferbekämpfung empfahl Fleischmann: «Zuerst Audienz, gefolgt von Coragen 60 ml/ha oder Pistol/Gazelle 100 g/ha.» Pistol/Gazelle wirken mit einer Dosierung von 200 g/ha auch gegen Blattläuse. Für Coragen und Pistol/Gazelle braucht es eine Sonderbewilligung. Zu beachten sind die schädlingsspezifischen Schadschwellen. Die Pflanzenschutzberater betonen die Wichtigkeit einer korrekten Applikation von Audienz, um den Kartoffelkäfer optimal zu kontrollieren.»

Weitere Informationen: IG Kartoffel- und Zwiebelproduzenten: Tobias Neuenschander, tobias_neuen(at)hotmail.com