«Wir haben ein ereignisreiches Jahr. Momentan haben die Rüben am Wetter richtig Freude», hielt Luzi Schneider am Strube-Zuckerrübenfeldtag im thurgauischen Warth fest. Trotzdem haben die letzten nassen Monate an den Rüben ihre Spuren hinterlassen. Zugleich zog er eine erste Bilanz des Rübenjahrs: Sehr früh gesäte Rüben blieben nach dem Auflaufen lange stehen. Erdflöhe und Blattläuse waren teilweise ein Problem. Bezüglich der Cercospora-Blattflecken sprach Luzi Schneider von der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) von einem eher tiefen Befall. Hier scheint die Temperatursumme eine gewisse Rolle zu spielen. Zugleich stellte man stellenweise Echten Mehltau fest.

Rübenfäule ist ein Problem

Im kommenden Herbst wird die Rübenfäule zum Teil eine Herausforderung. «Wir verzeichnen trotz langen Fruchtfolgen teilweise einen starken Befall. Dieser ist auf Sauerstoffmangel im Boden zurückzuführen», stellte Luzi Schneider fest. Wer einen Befall hat, soll dies entsprechend kommunizieren, damit diese Rüben zuerst abgeführt und verarbeitet werden können. Sind einzelne Abschnitte in einer Parzelle voll befallen, ist auf eine entsprechende Rodung gar zu verzichten. Auf dem Versuchsfeld hat auch der Pflanzenschutzanbieter Stähler einen grösseren Versuch angelegt. «Wir haben bisher drei Spritzungen gegen Blattflecken durchgeführt», sagte Thomas Steiner, welcher die Versuche betreut. Die Wirkung lässt sich zeigen, da kaum Blattflecken auszumachen sind. Er zeigte sich mit Blick auf die Rübenvergilbung etwas besorgt. Denn diese ist bereits westlich von Solothurn angekommen.

Mehr Zucker statt Ertrag

Ronald Fischer definierte als gewichtige Zuchtziele die Ertragsstabilität, Qualitätseigenschaften sowie Toleranzen gegenüber Krankheiten. Zugleich plädierte er mit Blick auf Ertrag und Zuckergehalt dafür, dass sich nicht der Ertrag, sondern der Zuckergehalt wirtschaftlich besser auszahlt. Bis anhin wurde der hohe Zuckergehalt bei einem Ertrag von 100 Tonnen mit 500 Franken belohnt. Fischer zeigte sich nun etwas enttäuscht, dass die Gehaltszahlung von bisher 50 auf 30 Rappen gesenkt wird. Er sieht hier eine gewisse Benachteiligung jener Sorten, die hohe Zuckergehalte aufweisen, aber ertragsmässig etwas schwächer sind.

Zwischen Effizienz und Natur

Im Fachreferat sprach Ronald Fischer mit Blick auf die Züchtung davon, dass Lösungen für sich verändernde Produktionsbedingungen gefunden werden müssen. Diese haben dabei einen Spagat zwischen Effizienz, den gesellschaftlichen Anforderungen und Biodiversität zu erfüllen. Zugleich müssen die politischen Rahmenbedingungen erfüllt und muss der Nachhaltigkeit Rechnung getragen werden. Dabei stellen auch die eingeschränkten Pflanzenschutzmassnahmen neue Herausforderungen dar. Daneben müssen die wesentlichen Zuchtziele eingehalten werden. Hier stehen der Rüben- und Zuckerertrag und mit Blick auf Qualitätseigenschaften auch die Saftqualität im Fokus. Zugleich müssen neue Sorten Toleranzen gegen abiotische Faktoren wie Trockenheit oder Hitze aufweisen. Auch die Toleranz bezüglich Cercospora, Syndrome Basses Richesses, Vergilbungsviren, Rizomania und einige Schädlinge ist gefordert. Bezüglich der Sortenwahl präsentierte Ronald Fischer die neue Sorte Tesla, die gewisse grüne Zuchtziele erfüllt. Sie zeichnet sich durch einen raschen Feldauflauf und schnelle Jugendentwicklung aus. «Sie ist die Sorte für einen umweltschonenden Anbau, empfohlen für Biorüben, IP-Suisse sowie für die Bundesprogramme mit reduziertem Pflanzenschutz», sagte Fischer. Bei der Sorte Caroll sprach er von einer zuckerreichen Spitzensorte für höchste Gelderlöse, welche auch eine homogene und schnelle Jugendentwicklung zeigt. Zugleich hat Strube mit Dunant eine neue vielversprechende Sorte im Köcher. Fischer sprach dabei von einem Ertragstyp, der einen sehr hohen bereinigten Zuckerertrag und bezüglich der Blattgesundheit viele Vorteile bringt.

Als weiterführende Strategie von Saatgutanbieterinnen gehört die Suche nach technischen Lösungen zur Bekämpfung der Virösen Vergilbung. Zugleich liegt der Themenfokus auf der Überwachung, Phänotypisierung, Abwehr und Nutzung der genetischen Ressourcen und Selektionen.

Es wird kein Spitzenjahr: Die Zuckerrübenkampagne hat begonnen. In der Fabrik in Frauenfeld beginntdie Verarbeitung von Zuckerrüben bereits am 17. September mit Biorüben. Ab 5. Oktober bis Weihnachten werden dann in Aarberg und Frauenfeld rund1,5 Millionen Tonnen Rüben verarbeitet. Die Branche erwartet kein Spitzenjahr, die Wetterkapriolen setzten den Rüben zu. «Zwar bringt der September noch etwas Sonnenschein und Wärme, aber zu einem guten Jahr wird es nicht mehr reichen», so Peter Imhof von der Schweizer Zucker AG. Dafür müssten 80 Tonnen pro Hektare erreicht werden. Die Zuckergehalte liegen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Nach einem weiteren Rückgang der Anbaufläche und trotz tieferer Erträge keimt Hoffnung in der Branche. Zum einen steigt der Zuckerpreis auf dem Weltmarkt und zum anderen ist die Nachfrage nach Schweizer Zucker ungebrochen.