Blick auf den Stall des Gutbetriebs Arenenberg, der gegenwärtig durch einen Neubau ersetzt wird. Mit dessen Inbetriebnahme im Jahr 2020 erfolgt auch die Umstellung auf Bio. (Bild Christian Weber)ArenenebergBBZ Arenenberg stellt seinen Gutsbetrieb auf Bio umFreitag, 21. Juni 2019 Nachdem der Arenenberg im thurgauischen Salenstein die zweijährige Umstellung auf den Bio-Knospe-Standard erfolgreich bestanden und schon ein Jahr entsprechend produziert hat, wurde nun das Zertifikat von Bio Suisse aberkannt. Das teilten der Kanton Thurgau und der Arenenberg am Donnerstag, 9. Februar 2023, in einem gemeinsamen Statement mit.

Mängel betrafen nicht den landwirtschaftlichen Bereich

Die Labelorganisation Bio Suisse begründet den Entscheid damit, dass für den nicht landwirtschaftlichen praxisorientierten Lehr- und Lernauftrag Mittel am falschen Ort eingesetzt wurden.

Konkret heisst dies, dass beispielsweise im Rahmen von externen Kursen nicht erlaubte Pflanzenschutzmittel und Substrate in der Gärtnerei eingesetzt wurden. Weiter sei festgestellt worden, dass man auch für die Parkanlage des Arenenbergs nicht biokonforme Mittel verwendet habe.

Nichts bemängelt wurde dagegen beim landwirtschaftlichen Bereich, also auf dem Gutsbetrieb und dem Weingut. Dass dennoch auch die Landwirtschaft von der Aberkennung der Knospe betroffen ist, wird mit der von Bio Suisse geforderten Gesamtbetrieblichkeit begründet.

Fehler in der Kommunikation

Jack Rietiker, Geschäftsleiter des Arenenbergs, nimmt gegenüber der BauernZeitung wie folgt Stellung.

«Die Mängel wurden bei Kontrollen festgestellt und wir haben mit einer differenzierten Stellungnahme darauf reagiert. Daher war es für uns überraschend, dass Bio Suisse nun diesen drastischen Entscheid gefällt hat.»

Jack Rietiker, Geschäftsleiter Arenenberg

Rietiker räumt ein, dass Fehler passiert seien. So sei intern zu wenig kommuniziert worden und man habe die Komplexität des Arenenberg unterschätzt. Die Schwachstellen im Qualitätsmanagement seien erkannt und erste Sofortmassnahmen in den betroffenen Bereichen bereits umgesetzt. Damit künftig eine korrekte Qualitätssicherung gewährleistet werde, seien die entsprechenden Prozesse umgehend anzupassen.

«Zurzeit ist noch hängig, ob wir gegen den Entscheid Rekurs einlegen», so Rietiker. «Klar ist jedoch, dass wir die Wiederanerkennung der Bio-Knospe in die Wege leiten.» Das bedeute, dass sich der Arenenberg rückwirkend per 1. Januar nun wieder in der zweijährige Umstellungsphase befinden werde.

«Areneberg hat vorbildlich kommuniziert»

Maja Grunder, Präsidentin des Verbands Thurgauer Landwirtschaft, glaubt nicht an einen Imageschaden für die Thurgauer Landwirtschaft. «Man sieht klar, wo die Fehler passiert sind und dass es im landwirtschaftlichen Bereich keine Mängel gab.» Positiv sei, dass der Fall gezeigt habe, dass die Kontrollen funktionieren.  Das sei für den Konsumenten wichtig, denn es zeige, dass in Bioprodukten wirklich Bio drin sei.

«Im Hinblick auf die Gesamtbetrieblichkeit stelle ich den Anspruch, dass Betriebe im Ausland, die unter dem Knospe-Label produzieren, genauso streng kontrolliert werden, wie die Betriebe in der Schweiz.»

Maja Grunder, Präsidentin Verband Thurgauer Landwirtschaft

Peter Schweizer, Co-Präsident von Bio Ostschweiz, der Produzentenorganisation der Thurgauer und St. Galler Biobauern, sagt, das Beispiel zeige, wie schwierig die Umsetzung der Bio-Suisse-Richtlinien in einem grossen und komplexen Betrieb, wie es der Arenenberg ist, sei.

«Es ist wichtig, dass die Gesamtbetrieblichkeit im Biolandbau hochgehalten wird.»

Peter Schweizer, Co-Präsident Bio Ostschweiz

Vertrag verlängertAgroscope und der Kanton Thurgau wollen langfristig zusammenarbeitenFreitag, 7. Oktober 2022 Lobende Worte gibt es von Schweizer und Grunder für die Kommunikation des Arenenbergs. «Es wurde klar und deutlich kommuniziert, was Sache ist und die Fehler wurden eingeräumt. Auch wenn der Vorfall unangenehm ist, wurde nichts vertuscht», hält Grunder fest. Schweizer glaubt nicht, dass dieser Fall dem Image des Biolandbaus schade.  «Ich freue mich, dass der Arenenberg nun einen neuen Anlauf nimmt, um die Knospe wieder zu erlangen.»