Gerade in Zeiten der Pflanzenschutz-Initiativen steigt der Druck nach Alternativen. Um Unkraut zu unterdrücken, können Mulchfolien eine Lösung sein. Mulchfolien werden vor oder zu der Saat oder Pflanzung direkt über die Erde gespannt. Lediglich da, wo die Kulturpflanzen durchwachsen, gibt es eine Öffnung. Doch warum Plastik in die Landschaft bringen? Ist das wirklich sinnvoll? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel nach.

Wasser geht trotzdem durch

Mulchfolien bringen vielfältige Vorteile:

  • Sie unterdrücken das Unkraut unmittelbar um die Kultur herum physikalisch.
  • Herbizide können eingespart werden.
  • Die Wasserverdunstung wird verringert.
  • Die Bodenfeuchtigkeit bleibt länger erhalten.
  • Dank Perforierung kann das Wasser durchsickern.
  • Der Boden wird schneller aufgewärmt.
  • Die Temperatur im Boden ist ausgeglichener …
  • … dadurch entwickelt sich die Kultur schneller.
  • Eine Ernteverfrühung ist in gewissen Kulturen möglich.
  • Nährstoffe werden weniger ausgewaschen,
  • das bewirkt eine Einsparung von Dünger.
  • Die Mineralisierung ist besser.
  • Die Kulturen sind sauberer und werden weniger von Fäulnis befallen.
  • Bessere Gemüse-/Früchte-Qualität ist das Ergebnis.

Mulchfolien werden bisher hauptsächlich in Gemüsekulturen und im Erdbeerenanbau eingesetzt. Aber auch Rebbauern und Beerenproduzenten verwenden solche.

Warme Füsse für Zucchetti

Einer davon ist Thomas Wyssa aus Galmiz FR im Seeland. Im Grossen Moos baut Wyssa Zucchetti an. Um diese vor Unkraut zu schützen, verwendet der Gemüsebauer Mulchfolien. «Zucchetti sind wärmeliebend», ­erklärt Wyssa. «Dank der Mulchfolien haben die Pflanzen warme Füsse.

Die Folien werden auf dem Betrieb mit einem speziellen Verlegegerät vor dem Pflanzen über die Erde gespannt. An der Seite wird die Folie mit Rädern in die Erde gedrückt und beschwert. Hinten am Gerät befestigt Wyssa jeweils ein Velorad mit einem Nagel, der die Setzstellen markiert. So sehen die Feldarbeiter direkt, wo sie die jungen Zucchettipflanzen setzen müssen. Es gibt aber auch spezielle Pflanzgeräte. Wyssas Mulchfolien sind vollständig mit ganz feinen Löchern perforiert. So kann das Wasser von der Sprinklerbewässerung gut durchsickern, versichert der Bauer.

Nach wenigen Wochen sind die Folien weg

Für seine Zucchetti setzt Thomas Wyssa biologisch abbaubare Mulchfolien ein. Diese sind auf der Basis von Maisstärke hergestellt. Direkt nach der Ernte werden die Pflanzen gemulcht und danach werden die Folienreste mit der Scheibenegge in den Boden eingearbeitet. «Da sieht man schon nach wenigen Wochen nichts mehr», erklärt Wyssa. Diese speziellen Folien werden auch Bio-Mulchfolien genannt. Sie sind so aufgebaut, dass Bodenlebewesen sie verdauen und abbauen können.

 

Was sagt die Forschung?

Für die EN Zertifizierung werden Bio-Mulchfolien im Labor untersucht. Doch sind solche Experimente ins Feld übertragbar? Wie wirkt sich der Boden auf die Abbaubarkeit aus? Welche Rolle spielen Boden-Mikroorganismen? Hier erfahren Sie mehr

Herkömmliche Mulchfolien bestehen oft aus Polyethylen (PE) und müssen nach der Ernte umständlich wieder geborgen und entsorgt werden. Das ist kostenintensiv. Ausserdem ist es auch bei sorgfältiger Bergung nicht möglich, zu 100  Prozent alle Plastikfetzen von PE-Folien einzusammeln. So verbleibt immer mehr Plastik in der Umwelt.

Maisstärke als Basis

Momentan sind vor allem zwei unterschiedliche biologisch abbaubare Folientypen im Einsatz. Zum einen die auf Stärkebasis aufgebaute «Mater-Bi»-Mulchfolie (Hersteller Novamont,Italien) und zum anderen die sogenannte BI-OPL-Folie (Oerlemans Plastic, Niederlande), die auf Basis eines kompostierbaren Gemischs von Polymilchsäure (PLA) und einem Co-polyester (PBAT) hergestellt wird. Die Folien sind dabei in unterschiedlichen Stärken erhältlich, je nach angestrebter Kulturdauer.

In der Schweiz werden diese Mulchfolien insbesondere von drei Anbietern vertrieben:

Wachsende Beliebtheit

In der Schweiz werden ge-mäss den Schätzungen der ­Agrarforschung einige wenige 100 Tonnen Mulchfolien eingesetzt. Dabei liegt der Anteil der biologisch abbaubaren Materialien zwischen 20 und 50 Prozent. Die Tendenz zu diesen Materialien sei steigend, gibt Thomas Bucheli von der Agroscope Auskunft. Dank biologisch abbaubaren Materialien können Plastik-Rückstände im Boden vermindert werden.