«Es hat von Anfang an gepasst, und wir hatten viel Vertrauen», sagt Edith Gassmann. Sie und Peter Brem haben nach 30 Jahren ihren kleinen Bauernbetrieb Reukliweid ob Wolhusen ausserfamiliär übergeben, weil ihre beiden Kinder kein Interesse an einer Übernahme hatten.

Seit drei Jahren hier

1991 konnten Edith Gassmann und Peter Brem den Betrieb kaufen, als Quereinsteiger. Nun leben und arbeiten Anja Pyttlik und Weriand Koch seit drei Jahren hier. Das junge Paar mit drei Kindern war vorher während zehn Jahren im Aargau auf einem Landwirtschaftsbetrieb als Angestellte tätig. Sie wollten sich aber selbständig machen und suchten nach einem eigenen Betrieb, zur Pacht oder zum Kauf.

Kontakt dank der Anlaufstelle

Edith Gassmann und Peter Brem meldeten sich Ende 2019 bei der Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergaben an und bekamen bald Profile von Hofsuchenden zugeschickt, darunter auch des Paares Pyttlik und Koch. Nach einigen Besuchen und vielen Abklärungen wurde der Betrieb im Februar 2021 an Pyttlik und Koch verkauft.

«Eine ausserfamiliäre Hofübergabe muss auf vielen Ebenen stimmen.»

Weriand Koch über den langwierigen Prozess.

Die abtretenden Edith Gassmann und Peter Brem sind in die Stadt Luzern gezogen, helfen aber bei Bedarf immer noch auf der Reukliweid aus und stehen auch für Fragen der Bewirtschaftung, oder danach «wo denn nun die Wasserleitung genau durchläuft», zur Verfügung. «Wir sind gute Freunde geworden, die Jungen sind für uns wie eigene Kinder», sagt Edith Gassmann.

Bis es zur Übergabe gekommen sei, seien allerdings sehr viele Fragen zu klären gewesen, und teils sei es recht hektisch gewesen, meinte Weriand Koch. «Eine solche ausserfamiliäre Hofübergabe muss auf vielen Ebenen stimmen, emotional, finanziell, rechtlich», bestätigte Miriam Bühler, Projektverantwortliche bei diesem Dienstleistungsangebot der Kleinbauernvereinigung.

Eine neue digitale Plattform

Die Anlaufstelle wurde vor zehn Jahren gegründet und nun um eine digitale Plattform erweitert. Die Anmeldungen der Hofabgebenden und Hofsuchenden hätten in den letzten Jahren markant zugenommen, vor allem seitens der Abgebenden. Bühler führt dies auf die begonnene Pensionierungswelle von älteren Betriebsleitenden zurück.

Hier gehts zur Plattform: www.hofuebergabe.ch 

Gleichzeitig nähmen die landwirtschaftlichen Berufsabschlüsse und das Interesse von Leuten zu, die gerne einen eigenen Hof führen würden, aber keine familiäre Beziehung zu einem Betrieb hätten. Nun hätten interessierte Abgeber und Übernehmer die Möglichkeit, sich ab sofort auf einer Website in einem geschützten Bereich und anonym zu suchen und zu kontaktieren.

Die Hofplattform sei offen für alle Betriebe, egal welche Grösse oder Ausrichtung. Für Hofsuchende wird eine landwirtschaftliche Ausbildung vorausgesetzt.  Auf der neuen Website gibt es auch viel Fachwissen zu finanziellen, rechtlichen und sozialen Fragen zu finden. Und ein Selbstcheck dient als Vorbereitung auf den komplexen Prozess.

Jährlich werden 500 Betriebe abgegeben

An der Medienorientierung am Dienstag auf der Reukliweid wurde darauf hingewiesen, dass schweizweit jährlich 500 Betriebe aufgegeben werden, vor allem kleinere und mittlere, und dass sich die Anzahl seit 1980 halbiert habe. Bei mehr als der Hälfte der Betriebe sei die interne Hofübernahme ungewiss. Ende Januar 2024 standen auf der Anlaufstelle 184 Profile von Hofsuchenden 63 Landwirtschaftsbetrieben gegenüber.