Im Rahmen des Doppeljubiläums von «die grüne» und der BauernZeitung schreiben wir den Jubiläumspreis 2024 aus. In den drei Kategorien Betriebsumstrukturierung, Brückenbauer-Projekte und Nachhaltigkeit vergeben wir je 10'000 Franken. Der Preis würdigt nicht nur herausragende Projekte, sondern auch die Menschen, die mit ihrem Engagement und ihrer Innovationskraft die Landwirtschaft vorantreiben.

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Expertise, Erfahrung und Engagement

Das Ziel ist es, wegweisende Initiativen und Projekte zu identifizieren und zu würdigen. Die Jury, unter der Leitung von Urs Schneider, setzt sich aus internen und externen Experten zusammen, die mit ihrer umfangreichen Erfahrung und ihrem Engagement die eingereichten Projekte beurteilen. Das sind die Mitglieder der Jury.

Steckbrief von Jury-Präsident Urs Schneider
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Ich wuchs in Friltschen im Thurgau in einer Bauernfamilie auf, absolvierte die landwirtschaftliche Lehre und Schule und schloss 1983 das Studium als Agraringenieur ab. Nach Tätigkeiten auf dem Landwirtschaftsamt und als Bauernsekretär im Thurgau wurde ich 2000 zum Schweizer Bauernverband berufen. Hier wirkte ich bis zu meiner Pensionierung Ende des letzten Jahres als stellvertretender Direktor und als Leiter Departement Kommunikation und Services. Als solcher verantworte ich Abstimmungskampagnen und die Basiskommunikation «Gut, gibt’s die Schweizer Bauern» (heute «Schweizer Bäuerinnen und Schweizer Bauern») und diverse weitere Bereiche. Einige Mandate in der Land- und Ernährungswirtschaft übe ich weiter aus.

Hoher Stellenwert

Während meiner Karriere im Dienst der Bauernfamilien habe ich es stets bewundert, mit welch grosser Flexibilität und wie proaktiv diese auf stets neue Herausforderungen und veränderte Rahmenbedingungen reagierten. Der Vorwurf, die Landwirtschaft sei nicht zu Veränderungen bereit, ärgert mich daher sehr. Kaum ein Wirtschaftszweig hat in den letzten Jahrzehnten so viele Änderungen erfahren wie die Landwirtschaft. Das zeigt schon der Blick auf den Strukturwandel. Gab es 1980 noch gegen 100'000 Betriebe, sind es heute noch die Hälfte. Zudem räumen die Landwirtinnen und Landwirte dem Tierwohl und der Ökologie einen hohen Stellenwert ein, setzen Innovationen um, besetzen Nischen und arbeiten überbetrieblich zusammen. Sie erschliessen neue Einnahmequellen und realisieren Kosteneinsparungen, wo immer möglich.

Hervorragende Gelegenheit

Ich bin überzeugt, dass die Landwirtschaft diesen Weg weitergeht. Der lancierte Jubiläumspreis ist eine hervorragende Gelegenheit, die Zukunftsorientierung der Landwirtschaft aufzuzeigen. Gleichzeitig kann der Mut von Bäuerinnen und Bauern für zukunftsorientierte Projekte in den Bereichen Umstrukturierung, Kommunikation und Nachhaltigkeit honoriert werden.

Es ist für mich eine Ehre die hochkarätige Jury zu präsidieren, welche die Gewinnerinnen oder Gewinner bestimmen wird. Ich bin überzeugt, dass es Hunderte von Beispielen gibt, die in eine Kategorie des Jubiläumswettbewerbs passen. Ich ermuntere alle Bäuerinnen und Bauern, Projekte einzureichen.

Steckbrief von Jurymitglied Urs Brändli
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Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Samstagern ZH, der Sonnenterasse am Schattenufer des Zürichsees, begannen direkt nach Schulabschluss meine Wanderjahre. Die beiden Bauernlehrjahre absolvierte ich in der Romandie, die Winterschule in Pfäffikon SZ.

Nach erfolgreichem Abschluss folgte eine Reise rund um die Welt mit längeren Aufenthalten in Australien und Neuseeland. Von dort brachte ich ein bleibendes Souvenir mit in die Schweiz – meine Frau Joanne. 1985 durften wir den Gibelhof (BZ II) in Goldingen SG übernehmen. Nach erfolgreicher Meisterprüfung 1993 folgte ein Jahr später die schon länger geplante Umstellung auf Bio. Als Initiant des ersten Bio-Tilsiters und weiteren Engagements habe ich die Entwicklung des aufstrebenden Bio-Milchmarktes aktiv mitgestaltet.

Den Gibelhof konnte ich 2015 in die Geschicke von Sohn Leon übergeben. Dank Mit- und Aushilfe bleibt mir der Bezug zur Praxis erhalten. Seit 2011 amte ich als Präsident von Bio Suisse. Ein Amt, das mir Einblicke und Kontakte in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ermöglicht. Es ist immer wieder fordernd, aber auch ungemein bereichernd.

Es ist mir eine Ehre, in der Jury des Jubiläumspreises mitzuwirken. Ganz besonders, weil alle drei Kategorien nach zukunftsgerichteten Ideen oder Projekten verlangen. Unsere Umwelt verändert sich immer schneller, ob uns dies passt oder nicht. Umso wichtiger ist es, nach vorne zu schauen, Erfolgversprechendes zu prüfen und überzeugende Ideen umzusetzen. Die Jury wird sich mit Zukunftsbildern befassen müssen, um die eingereichten Projekte fair beurteilen zu können – darauf freue ich mich besonders. Und «die grüne» und die BauernZeitung werden viele dieser Ideen bekannt machen; nicht nur die Siegerprojekte. Sie sollen inspirieren und anregen. Denn nicht nur, wer selbst gute Ideen hat, sichert seine oder ihre Existenz, man darf auch erfolgreich kopieren.

Liebe Bäuerinnen und Bauern, euer Ideenreichtum ist bekannt. Nutzt den Jubiläumspreis, reicht eure Projekte ein und fordert die Jury. Ich wünsche viel Glück!

Steckbrief von Jurymitglied Andreas Stalder
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Schon sehr früh habe ich bemerkt, dass Eigenständigkeit mein oberstes Gebot ist. Aufgewachsen auf einem Bauernhof, war mir rasch klar, dass genau dieser Beruf mir diese Selbstbestimmung auch bieten kann. An der Landwirtschaft hat mich bereits damals in erster Linie die praktische Tätigkeit fasziniert – an der Agrarpolitik war ich stets nur so viel interessiert, dass sie mich in meiner praktischen Tätigkeit nicht behindert.

Neben Lehre und Meisterprüfung war ich viel im Ausland. Die prägendste Zeit erlebte ich in Frankreich. Man sprach damals noch nicht von der EU, sondern von der EWG – der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Die Bauern waren sehr verunsichert, ob sie dieses Monster meistern würden, wenn es denn käme. Ich erlebte diese Stimmung als junger Mann damals auf einem ganz einfach strukturierten Betrieb mit. Mein Chef hatte dazu eine klare Haltung: «Es wird vielleicht jetzt ganz schwierig, und der Milchpreis wird halbiert, aber dann richte ich mich mit meinen Gebäuden und meinen Maschinen eben danach.» An ebendiesem Prinzip habe ich mich schliesslich als Bauer orientiert.

Es war auch eine Zeit, in der die Grossverteiler immer mehr Labels schufen und ich mich zunehmend auf verlorenem Posten sah. So befahl mir – als damals gut zwanzigjähriger Bauer – der Müller, wann ich Kartoffeln zu setzen hatte. Ich wollte aber nicht Kartoffeln im Diktat anbauen, sondern sie so pflanzen, dass dies dem Boden und der Konsumgesellschaft dient. Alle befahlen uns. Es gab nichts, das den Bauern gehörte und ihnen Entscheidungsgewalt gegeben hätte. So wurde ich in meiner Wunschvorstellung von eigenständigem Denken sehr stark eingeschränkt.

Dann kam bei mehreren Bauern in meinem Umfeld das Gedankengut auf, selbst etwas zu gestalten, an dem sich die Gesellschaft orientieren kann, das die Produktion beinhaltet und den Bauern gehört: IP-Suisse. Genau das hat mich durch die Zeit getragen und hat meinem Verständnis von Selbstbestimmung in unserem Beruf extrem Rechnung getragen: Eine eigene Botschaft kreieren und diese nach aussen tragen und dabei etwas in Wert setzen. Heute bin ich Präsident dieser Organisation, die sich total der Innovation verschrieben hat.

Die Ausschreibung des Jubiläumspreises sehe ich genau dort angesiedelt. Ich möchte den Bäuerinnen und Bauern Mut machen, hier Projekte anzumelden, deren Nutzen man heute vielleicht noch nicht vollständig erkennen kann. Die Jury, an der ich teilnehmen darf, wird die Herausforderung haben, den Nutzen dieser Projekte für die Zukunft herauszufiltern. Diese Aufgabe ist für mich eine von vielen Motivationen, mich hier einzugeben.

Steckbrief von Jurymitglied Eliane Berner
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Aufgewachsen bin ich im Dorf Engelberg im Kanton Obwalden. Weder wir noch meine nähere Verwandtschaft hatten einen Landwirtschaftsbetrieb. Trotzdem hatte ich von klein auf Interesse und Freude an der Landwirtschaft. Nach der Ausbildung als Geomatikerin EFZ habe ich gleich anschliessend die Ausbildung als Landwirtin EFZ abgeschlossen.

Nach einiger Zeit als landwirtschaftliche Mitarbeiterin im Thurgau sowie einem Einsatz als Betriebshelferin, einem Sommer z Alp und einem halben Jahr in Neuseeland habe ich im Sommer 2021 erfolgreich meine Weiterbildung als Agrotechnikerin HF abgeschlossen. Durch meine Diplomarbeit zum Thema «Stallbaukosten», die ich bei der Egger Partner AG geschrieben habe, bin ich zu meiner heutigen Tätigkeit gelangt. Seit bald drei Jahren plane ich landwirtschaftliche Bauten und begleite die Projekte vom ersten Gespräch bis und mit Baubewilligung.

Mein Berufsalltag zeigt mir täglich auf, vor welche Heraus- und Anforderungen die Landwirtschaftsbetriebe gestellt werden und wie schnell diese immer wieder ändern können. So sind stets neue kreative Lösungen gesucht und nötig, um die neuen Rahmenbedingungen zu erfüllen. Dabei steht die Landwirtschaft oftmals zwischen den Vorgaben der verschiedenen Ämter und es muss mit grossem Aufwand ein Kompromiss gesucht werden, um auch die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen.

Es ist für mich eine grosse Ehre, dass ich als Jurymitglied angefragt worden bin und Teil dieses tollen Projekts sein darf. Ich hoffe, dass sich viele Betriebe mit innovativen Projekten für den Wettbewerb anmelden und so die Chance auf das grosszügige Preisgeld wahrnehmen. Wichtig finde ich aber auch, dass diese Projekte denjenigen Betrieben, die aktuell vor einer solchen Herausforderung stehen oder eine Idee von einem vielleicht nicht ganz alltäglichen Projekt im Kopf haben, Ideen zur Umsetzung und Mut für den teilweise nicht ganz einfachen Weg geben.

Steckbrief von Jurymitglied Simon Bernhard
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Mein Name ist Simon Bernhard, ich bin 31 Jahre alt. Seit 2023 leite ich einen Landwirtschaftsbetrieb in Alchenstorf BE, der Ackerbau, Schweinezucht und Schweinemast umfasst. Mein Werdegang führte mich von der Ausbildung zum Landwirt EFZ über ein Studium der Nutztierwissenschaften an der HAFL bis hin zu einer fünfjährigen Tätigkeit als Projektleiter bei der Firma Schauer Agrotronic in Schötz LU.

Die Einladung, Mitglied der Jury des Jubiläumspreises zu werden, erfüllt mich mit Freude und Stolz. Mich treiben vor allem die Neugierde an, neue Ideen kennenzulernen, und die Begegnung mit interessanten Persönlichkeiten. Es gibt eine Vielzahl junger, talentierter Landwirte, und ich sehe es als eine grosse Chance, ihre Arbeit zu würdigen und zu fördern.

Ich selbst bin immer bestrebt, Neuerungen voranzutreiben und Prozesse zu optimieren. Daher ist es mir ein besonderes Anliegen, junge und innovative Landwirt(innen) zu unterstützen, die neue Wege gehen möchten.

Der Jubiläumspreis steht für die Landwirtschaft und ehrt die Leistungen sowie Innovationen von Bäuerinnen und Bauern. Als Mitglied der Jury freue ich mich darauf, dazu beizutragen, die Talente der Branche zu würdigen und zu fördern.

Steckbrief von Jurymitglied Simone Barth
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Ich kam zur Landwirtschaft, wie die Jungfrau zum Kinde. Aufgewachsen in der «Grossstadt» Zürich war mein Weg zum Bauernhof mit Steinen übersät. Ein Agronomiestudium, die ungebrochene Liebe zu Tieren und nicht zuletzt der Wunsch, einer Arbeit mit Sinn nachzugehen, brachten mich schliesslich ins Bernbiet. Heute lebe ich auf einem Hof mit Milchwirtschaft und Ackerbau im Berner Mittelland, der von meinem Mann bewirtschaftet wird.

Jeden Morgen bin ich im Stall bei den Kühen oder den Pferden anzutreffen, bevor ich zur BauernZeitung nach Münchenbuchsee BE fahre. Und ohne das Versorgen der Kälber starte ich nicht in den Tag. Natürlich helfe ich auch überall mit, wo es gefragt ist, und wo es die Zeit neben meinem mittlerweile grossen Engagement als Chefredaktorin zulässt.

Der Jubiläumspreis ist eine wunderbare Gelegenheit für unseren Verlag – die Schweizer Agrarmedien AG – den Leserinnen und Lesern unserer beiden Produkte BauernZeitung und «die grüne» etwas zurückzugeben.

Die Landwirtschaft muss sich nicht neu erfinden, aber stets weiterentwickeln. Ein Blick zurück zeigt, dass aus Ideen und Konzepten, die ihrer Zeit vielleicht voraus waren, tragbare und gangbare Wege für die Schweizer Bauernfamilien entstanden sind. Beispiele sind sicherlich die beiden Organisationen Bio Suisse und IP-Suisse, deren aktive Präsidenten auch Einsitz in die Jury nehmen.

Die Landwirtschaft ist mehr denn je gefordert, ihre eigene Zukunft aktiv mitzugestalten. Mut, unkonventionelles Denken und die Bereitschaft, Rückschläge hinzunehmen und daraus zu lernen, gehören auf diesem Weg dazu. In diesem Sinne freue ich mich auf die Beurteilung der eingereichten Projekte und bin sicher: Wir werden staunen.