AboTränkermarktWelcher Preis für Tränkekälber ist nun eigentlich der richtige?Sonntag, 29. Oktober 2023 In Zukunft soll für die Preisbildung die phänotypische Erscheinung von Tränkern besser berücksichtigt werden. Das geht aus einer gemeinsamen Mitteilung der IG Kalbfleisch, Swiss Beef und des Schweizerischen Viehhändlerverbands hervor. Um den Veränderungen des Marktes gerecht zu werden und «die zukünftige Qualitätsproduktion zu optimieren», seien die Handelsusanzen in Überarbeitung.

Mehr weibliche Kälber, mehr Angus

Die Marktakteure zitieren in ihrer Mitteilung Statistiken von Identitas, die zwei deutliche Trends zeigen:

Geschlecht: Zunahme der weiblichen Geburten (von 51,69 Prozent 2018 auf 54,22 Prozent 2023)

Fleischrassen: Zunahme der Angus-Geburten (um 73 Prozent von 2018 bis 2023), Zunahme der Limousin-Geburten (im gleichen Zeitraum um 4,8 Prozent)

Diese Entwicklungen würden dazu führen, dass Tränker frühreifer Rassen – insbesondere weibliche Tiere – immer schwieriger im Markt platzierbar seien. «Es bestehen jedoch je nach Handelsunternehmen und Absatzmöglichkeiten grosse Unterschiede.»

Handelsklassen nach Abstammung und Zeitpunkt

Weiter stellt man in der Mitteilung fest, dass die Handelsklassen der Tränker weitgehend aufgrund der Abstammung der Tiere festgelegt werden. Dabei komme die Beurteilung von Erscheinung und Qualität zu kurz oder finde gar nicht statt. Ausserdem habe der Zeitpunkt der Vermarktung einen grossen Einfluss auf die Handelsklasse des Tränkers: Der Preis eines AB-Tränkers richte sich nach Mitte August für sechs Monate nach dem A-Preis und für die übrigen sechs Monate nach dem AA-Preis.

Die Anwendung von Patentrezepten sei bei Tränkern überdies schwer, so die Marktakteure. Denn der Ein- und Abverkauf dieser Tiere gestalte sich individuell und es gebe zahlreiche Geschäftsmodelle.

Differenziertere Betrachtung

Die Überarbeitung der Handelsusanzen und der Wochenpreistabelle der Tränker soll den Veränderungen des Marktes gerecht werden. «Die Fleischrassentypen sollen dabei differenzierter betrachtet werden, was bedeutet, dass vor allem mittel-fleischbetonte Tränker (z. B. weibliche Tiere der frühreifen Rassen) nicht generell als AA-Tränker gehandelt werden», so die Mitteilung.

Geburtsbetriebe, Handel und Mäster seien überzeugt, dass so eine Optimierung der Produktion gelingen kann. Gerade in der laufenden Besamungssaison gelte es, diese Marktsignale zu erkennen und bei der Besamung mit einem Fleischrassenstier die richtige Rasse zu wählen.