Basierend auf Ertragserhebungen geht Swisspatat davon aus, dass in diesem Jahr in der Schweiz rund 10 Prozent weniger Verarbeitungskartoffeln geerntet werden können. Entsprechend würden 40'000 Tonnen fehlen, was Zusatzimporte nötig mache.

Neue Fristen einzuhalten

Die Branchenorganisation räumt ein, dass zum jetzigen Zeitpunkt der Importbedarf noch nicht definitiv abschätzbar sein. Man bedauere daher, schon vor Ende der Einlagerungskampagne einen Antrag für Zusatzkontingente stellen zu müssen, heisst es in einer Mitteilung. Angesichts neuer administrativer Fristen von Seiten des Bundesamts für Landwirtschaft (Änderung der Agrareinfuhrverordnung) sei man aber dazu gezwungen. Bis spätestens am 7. September 2022 müssten Anträge für Zusatzkontingente für das laufende Jahr und solche mit Laufzeit ab dem 1. Januar 2023 eingereicht werden.

Einstimmig für 20'000 Tonnen

Den neuen Vorschriften folgend hat Swisspatat nach einstimmigem Entscheid ihrer Trägerorganisationen vorerst Importe über 20'000 Tonnen beantragt. Die Menge werde in zwei Tranchen unterteilt, wovon die ersten 15'000 Tonnen zwischen Mitte Oktober und Ende Dezember 2022 in die Schweiz kommen sollen. Weitere 5'000 Tonnen folgen im Januar 2023.

Weitere Entscheide nach Ende der Kampagne

Diese Importe decken etwa die Hälfte der fehelenden Veredelungskartoffeln. Basierend auf den effektiven Lagermengen nach Ende der Einlagerungskampagne soll über weitere Zusatzkontingente entschieden werden. «Durch dieses Vorgehen ist gewährleistet, dass die Versorgung vorerst sichergestellt ist und die Zusatzkontingente bestmöglich auf die effektiven Erntemengen abgestimmt sind», versichert Swisspatat.  

Schweizer Kartoffeln für später einlagern

Die fehlenden Knollen verteilt über die ganze Kampagne zu importieren, ist nach Angaben der Branchenorganisation für Handel und Industrie vorteilhafter als erst in der zweiten Hälfte der Kampagne Auslandware einzuführen. So sei möglich, Schweizer Kartoffeln von guter Qualität vorerst einzulagern und zu einem späteren Zeitpunkt zu verarbeiten. «Diese Massnahme hält Wertschöpfung in der Schweiz und ermöglicht es den Verarbeitungsbetrieben, während der ganzen Saison Schweizer Kartoffelprodukte anzubieten».

Kulanz bei der Übernahme zugesichert

Bereits hat die Branche die Kalibergrenze bei Chips-Kartoffeln auf 40 mm gesenkt, um eine möglichst gute Verwertung der Inlandernte zu erzielen. Auch die Verarbeitungsbetriebe haben laut Swisspatat zugesichert, Schweizer Kartoffeln wo immer möglich prioritär zu behandeln. «Abnehmer haben signalisiert, bei der Übernahme von Kartoffeln in diesem Jahr tolerant zu sein», heisst es weiter. Für die Produzenten sei diese Zusicherung und deren Umsetzung eine Grundvoraussetzung, um hinter den beantragten Zusatzkontingenten stehen zu können.