Auch 2024 sehen sich laut einer Mitteilung des Verbands Schweizer Energieunternehmen (VSE) die meisten Grundversorger gezwungen, die Strompreise zu erhöhen. Als Gründe nennt man die Auswirkungen der Energiekrise und die noch immer überdurchschnittlich hohen Marktpreise. Die Hälfte der Versorger rechnet mit einem Anstieg um 12 Prozent oder mehr, so das Ergebnis einer Umfrage des VSE.
«Kolossal hohe Gewinne»
Die Stiftung für Konsumentenschutz hält wenig von der Argumentation des VSE. Stromunternehmen würden kolossal hohe Gewinne einfahren und stark von der Krisensituation an den Energiemärkten profitieren, kritisiert Geschäftsleiterin Sara Stalder. Weiterhin werde aber die «gefangene Kundschaft» übermässig zur Kasse gebeten und die Grundversorgung mit Strom sei zur Geldmaschine für die meist halbstaatlichen Stromfirmen geworden.
Auch die Elcom sieht ein Problem
Im Zusammenhang mit den Beratungen zum Energie-Mantelerlass im Parlament hat die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) Ähnliches festgestellt: Das geltende Recht biete «nicht gerechtfertigte Möglichkeiten zur Gewinnoptimierung zulasten der grundversorgten Endverbraucher». Dies sei in der Gesetzesrevision zu korrigieren.
Laut dem Konsumentenschutz stellt sich der Bundesrat aber hinter die Stromunternehmen. Auf eine Frage von Nadine Masshard, SP-Nationalrätin und Präsidentin des Konsumentenschutzes, hat er Anfang Jahr ausweichend geantwortet und auf die sich bessernde Lage an den Grosshandelsmärkten verwiesen.
Versorger mussten bereits einkaufen
Der VSE macht geltend, die Stromunternehmer hätten trotz der historisch hohen Preise 2022 bereits Energie für das Jahr 2024 und die Folgejahre einkaufen müssen. Ausserdem seien die Marktpreise trotz einer gewissen Entspannung noch immer überdurchschnittlich hoch und die weitere Entwicklung ungewiss, «zumal die europäische Energiekrise noch nicht ausgestanden ist».
Kosten für Notfallmassnahmen
Ausserdem, so der VSE weiter, fliessen in die Strompreise für das kommende Jahr erstmals auch die Kosten für die energiepolitischen Notfallmassnahmen des Bundes ein. Die Schaffung von Winterreserven für die Versorgung 2022/23 trage daher auch zu den steigenden Preisen bei.
Der Konsumentenschutz fordert von Bundesrat und Parlament umgehend Massnahmen zugunsten der Bevölkerung. «Die Politik ist in erster Linie der Bevölkerung verpflichtet und nicht den Stromkonzernen», doppelt Sara Stalder nach.