«Seit dem 25. April können wir unsere Hofläden in Wabern und Köniz-Liebefeld mit frischen Bio-Erdbeeren beliefern», erzählt Stefan Niederhauser, der im bernischen Zimmerwald auf rund 800 m ü. M. die beehrten Früchtchen anbaut. Die ersten reifen Früchte kommen aus dem geschützten Anbau, werden aber nicht beheizt. Gerade die Hofladenkunden seien den einheimischen Beeren treu und warteten im Frühling sehnsüchtig darauf. Darum hat Stefan Niederhauser so seine Tricks, um den Pflanzen im Frühling etwas auf die Sprünge zu helfen.

Aber das kühle und nasse Wetter stellt die Erdbeerproduzenten vor Herausforderungen. Die Kulturen sind anfällig auf Pilzkrankheiten, und gerade im Biolandbau ist es nicht einfach, diese in Schach zu halten. Familie Niederhauser hat darum in diesem Jahr einen zusätzlichen mobilen Tunnel im Einsatz, um einen Teil der Freilandkulturen vor Wind und Wetter zu schützen.

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Freie Importphase endet

Mit namhaften Mengen gestartet ist die Erdbeersaison in diesem Jahr Anfang Mai. In diesen Wochen kommen nun trotz Wetterpech grössere Mengen in den Handel. Das liegt auch daran, dass immer mehr Produzenten auf geschützten Anbau setzen. Der Schweizer Obstverband (SOV) rechnet damit, dass zum Pfingstwochenende der Markt gut mit einheimischen Erdbeeren versorgt werden kann. «Bisher wurden 456,3 t geerntet und die Prognose für diese Woche beläuft sich auf 414,3 t, ein Anstieg, der unseren Erwartungen entspricht und durchaus mit dem Anstieg der Erntemengen für 2021 vergleichbar ist», schreibt der SOV diese Woche in seinem Marktbericht.

Mit dem Einsetzen der inländischen Haupterntezeit endete am 23. Mai 2023 auch die freie Importphase für Erdbeeren. Bis Ende Mai wird über ein Importkontingent die fehlende Menge importiert werden können. Die aktuelle Wetterlage habe keinen Einfluss auf das Erntepotenzial. Es gebe aufgrund der Wetterbedingungen jedoch eine Verzögerung der Produktion von sieben bis zehn Tagen, schreibt der SOV auf Nachfrage der BauernZeitung. Das laufende Jahr sei mit dem Jahr 2021 zu vergleichen, welches ebenfalls einen späteren Produktionsstart hatte.

Regionale Unterschiede

Der aktuelle Stand der Erdbeerernte ist nicht in allen Regionen der Schweiz gleich. Sicher ist jedoch, dass dank steigender Temperaturen und zunehmend sonniger Tage die Erdbeermengen wieder zunehmen werden.

Ostschweiz (TG, SG): In den Gewächshäusern und in den leicht beheizten Tunneln hält die Vollernte an. In den unbeheizten Tunneln steigt das Erntevolumen an und auch in den Freilandkulturen, die unter Vlies standen, beginnt die Ernte. Bei den herkömmlichen Freilandkulturen wird die Ernte am kommenden Wochenende starten.

Westschweiz: Im Wallis, das von sehr guten Sonnenscheinbedingungen und hohen Temperaturen profitiert, wird der Mengenanstieg sehr stark sein. Der Beginn der Vollernte wird für das Ende der Woche angekündigt. Im Kanton Waadt wird die Ernte in den Tunneln und in den verfrühten Freilandkulturen fortgesetzt.

Bern: In den Tunnelkulturen wird die Ernte mit qualitativ hochwertigen Erdbeeren fortgesetzt. Die Ernte der Erdbeeren im Freiland und in den verfrühten Kulturen hat begonnen. Die Vollernte wird für Ende der nächsten und Anfang der übernächsten Woche angekündigt.

Aargau, Luzern, Zürich, Graubünden: Die Ernte geht wie in den anderen Regionen weiter und wird sich gegen Ende der nächsten Woche der Vollernte nähern.

Zurzeit schätzt der SOV, dass die Schweizer Erdbeerernte bei rund 7000 Tonnen liegen wird, was im Rahmen vom letzten Jahr ist. Die Produzenten befinden sich derzeit in der Anfangsphase der Ernte, die noch zwanzig Wochen andauern wird. Wie bei allen Sommerobstkulturen werden die Erntemengen stark vom Wetter beeinflusst. So wurden im Jahr 2020 fast 7300 Tonnen Erdbeeren auf etwa denselben Flächen geerntet wie 2022, als lediglich 6700 Tonnen auf den Markt kamen.

Schwierige Bedingungen

Bei den Erdbeeren ist ein Flächenrückgang von 3,5 % zu verzeichnen. Es sei bei dieser Kultur normal, dass die Anbaufläche jährlich schwanke, erklärt der SOV auf Nachfrage. Tatsache sei aber, dass es für einige Produzenten immer schwieriger werde, die Produktionskosten zu decken, so dass einige in der Folge den Anbau einstellen. Währenddessen nehmen jedoch beispielsweise bei Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren die Flächen zu.

Weitere Informationen: www.swissfruit.ch

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