Es ist ein spezielles Bild, das sich im Burgerwald im bernischen Höchstetten zeigt: Auf 1,8 ha wurden hier 3700 Eichen und 300 Kirschbäume gepflanzt. Nicht absichtlich, sondern weil es nötig war, denn auf diesem Gebiet wütete 2020 das Eschentriebsterben. Der aus Asien eingeschleppte Pilz stellte Förster und Waldeigentümer damals vor grosse Herausforderungen.

Die Eschen waren eine grosse Unfallgefahr, sie mussten gefällt werden. Im Hinblick auf eine Neuanpflanzung wollte man der nächsten Generation wieder eine Waldnutzung ermöglichen, und zwar mit der Eiche. Letzte Woche trafen sich nun die Berner Waldbesitzer (BWB) vor Ort. Nicht nur, um sich selbst ein Bild zu machen, sondern auch, um ihre Generalversammlung abzuhalten.

Für die nächste Generation

Die Burgergemeinde Höchstetten, der die Waldparzelle gehört, hat sich bei der Neuanpflanzung für die Eiche entschieden. Nicht nur wegen ihres Holzes, sondern auch, weil die Eiche am besten an diesem Standort und am besten mit den zukünftigen Umweltbedingungen zurechtkommen wird.

«Hätten wir keine Eichen gepflanzt und nur die Naturverjüngung walten lassen, würden jetzt hier nur Traubenkirschen wachsen», sagt Revierförster Marc Mäder. Die Traubenkirsche sei fast wie ein Unkraut und stelle immer noch eine grosse Konkurrenz zur Eiche dar. Aber nicht nur die Traubenkirsche konkurrenziert diese, sondern auch der Wildverbiss: «Von allen Baumarten ist die Verbissintensität bei der Eiche am höchsten», warnt Mäder. Landesweit belaufe sie sich auf 33 Prozent, was bedeutet, dass jede dritte junge Eiche verbissen wird. «Deshalb schützen wir diese Eichen mit sogenannten Einzelschützen», sagt der Revierförster.

Ein Förderprogramm

Die Burgergemeinde Höchstetten hat sich vor der Neuanpflanzung entschieden, beim Förderprogramm «Klimaangepasste Waldverjüngung» des Kantons Bern mitzumachen. Dieser unterstützt die Waldeigentümer, Investitionen zu tätigen, um ihre Wälder klimafit zu machen. Ziel ist es, im Kanton Bern bis zum Jahr 2025 Waldflächen von insgesamt 500 Hektaren an die Klimaveränderung anzupassen.

So erntet ein Forstbetrieb im ersten Schritt alte, nicht mehr standortgerechte Bäume, die ihr Wachstumspotenzial ausgeschöpft haben oder die bereits stark geschwächt oder abgestorben sind. Damit wird Platz und Licht geschaffen für bereits vorhandene Jungbäume.

In einem zweiten Schritt pflanzt der Betrieb Baumarten an wie eben die Traubeneiche, die Douglasie oder auch den Kirschbaum. Dieses Engagement wird dann mit einer Pauschale von bis zu 18 000 Franken pro Hektare honoriert, vorgängig gilt es aber ein Gesuch zu stellen. Je nach Zielsetzung der Waldbesitzer kann zwischen zwei Optionen gewählt werden. «Zum einen steht die Option ‹vielfältige klimaangepasste Waldbestände› und zum anderen die Option ‹klimaangepasste Eichenwaldbestände› zur Verfügung», hält Marc Mäder fest.

Auf jeden Fall hat die Burgergemeinde Höchstetten grosse Hoffnung, dass in 150 Jahren auf dieser Parzelle die ersten grossen Eichen gefällt werden können.

Wild, Mountainbiker und das Klima – das sind die Probleme

Die Wildproblematik, der erhöhte Druck der Mountainbiker in den Wäldern und der Klimawandel seien die grössten Herausforderungen für die Waldbesitzer, heisst es an der Generalversammlung der Berner Waldbesitzer (BWB).
«Wegen der hohen Schalenbestände hat sich die Wildschadensituation im Kanton Bern verschlimmert», hält BWB-Präsident Beat Zaugg fest. Auf rund 80 000 ha Wald – das sind rund 50 Prozent der Waldfläche des Kantons – können laut Untersuchung klimataugliche Baumarten nicht ohne Schutz gegen das Schalenwild aufwachsen. «Das bedeutet nichts anderes, als dass die Walderhaltung in grossen Teilen des Kantons Bern gefährdet ist», so Zaugg. Die Branche begrüsste es daher sehr, dass der Berner Grosse Rat letztes Jahr eine Motion zur Erarbeitung einer Strategie «Wald-Wild-Lebensraum» angenommen habe. Wildverbiss ist das eine, das andere ist der Klimawandel. Hier referierte Nils Hählen, Leiter Abteilung Naturgefahren: «Waldbrände werden zunehmen, trockene Böden sind an der Tagesordnung», so der Fachmann. Aber nicht nur das: Murgänge oder Hochwassergefahr – das seien Szenarien, mit denen man häufiger rechnen müsse. «Der Grund liegt in den starken Niederschlägen, die uns um 10 bis 20 Prozent häufiger treffen werden», glaubt Hählen. Das einzige Positive beim Klimawandel sei, dass die Vegetationszeit um einige Wochen verlängert werde.

Aber nicht nur politisiert wurde an der Versammlung, in den statutarischen Geschäften wurden auch der Jahresbericht und die Rechnung genehmigt, obwohl diese mit einem Minus von 40 248 Franken abschloss. Damit in Zukunft die Rechnung wieder im Lot ist, wurden die Mitgliederbeiträge um 40 Rappen auf 1.40 Franken pro ha Wald nach oben angepasst.

Die Situation auf dem Holzmarkt

«Man kann es nicht beschönigen: Obwohl die Nachfrage nach Holz recht gut ist, bleiben die Preise eher stagnierend», sagt Jonas Lichtenhahn, Holzmarktverantwortlicher beim Staatsforstbetrieb des Kantons Bern, enttäuscht. Gefragt sei weiterhin schönes Holz, der Markt für weniger schöne Holzarten komme nicht so recht in Schwung:

Nischenmarkt: Hölzer wie Eiche oder Esche laufen gut
Industrieholz: gefragt, aber mittelmässig bezahlt
Energieholz: gute Preissituation, punkto Verbrauch sehr witterungsabhängig
Starkholz: Hölzer wie Fichte und Tanne sind gefragt

Die Nachfrage nach Schweizer Holz sei vorhanden, aber sicher nicht in grossen Volumen. «Obwohl die Importe den Preis drücken, decken diese die Nachfrage nach Holz nicht», sagt Jonas Lichtenhahn. Wegen des Preises seien einige Werke über den Winter mangelhaft mit Holz versorgt, was die Nachfrage ankurbeln könnte. «Es wird Holz verlangt, doch gerecht bezahlen will es niemand», lautet die Zusammenfassung von Lichtenhahn. Beim Brennholz komme es darauf an, ob es einen strengen Winter gebe oder nicht.