Unter  Beisein von Nationalratspräsident Res Aebi tagen die Bio Suisse-Delegierten nach längerem Unterbruch erstmals wieder mit persönlicher Präsenz. Im Oltener Stadttheater stand eine Reihe von brisanten Themen auf dem Programm. In seiner Eröffnungsrede bereitete Präsident Urs Brändli die Delegierten schon mal auf die heissen Auseinandersetzungen vor. «Unterschiedliche Meinungen gehören seit ihrer Gründung zu Bio Suisse», so Brändli, «betrachten wir sie als Bereicherung, denn sie zwingen uns immer wieder, zu reflektieren». Die gesammelten Unterlagen finden Sie unter diesem Link. 

Die wichtigsten Beschlüsse

Die folgenden Beschlüsse wurden gefasst: 

Keine Senkung der Produzent(innen)beiträgen und Lizenzgebühren um 10 %: 
[IMG 3] Res Bärtschi beantragte im Rahmen der Budgetberatung gemeinsam mit 50 Einzelmitgliedern eine Senkung der Beiträge und Lizenzgebühren. Davon erhoffte er sich u. a. eine Senkung der Margen auf Bioprodukten bei den Grossverteilern. Die Bergheimat beantragte ihrerseits eine Senkung, aber nur bei den Produzentenbeiträgen. Der Vorstand lehnt beide Anträge ab und erhielt die Unterstützung der Mehrheit der Delegierten, man gebe kein gutes Bild ab, wenn man wegen ca. 50 Franken Einsparungen pro Betrieb eine solche Kürzung durchziehe. In der Ausmehrung setzte sich der Antrag der Bergheimat im zweiten Wahlgang durch, anschliessend lehnte die Versammlung diesen mit 65 zu 19 Stimmen ab.   

Ja zum Verbot Kükentöten:
[IMG 1] Mit einer vierjährigen Übergangsfrist will die Bio Suisse per Ende 2025 aus der  Kükentötung aussteigen. Das Thema fand am Dienstag auch im Kassensturz von SRF Beachtung. Im Vordergrund sollen die Zweinutzungsrassen und die Bruderhahnmast stehen. Die Geschlechtsbestimmung im Ei soll ab dem genannten Datum ebenfalls verboten werden. Der Vorstand erhielt für diesen Plan ein klares Mehr von den Delegierten, denen zunehmend der Magen knurrte, was auch die Diskussionen verkürzte. Die Delegierten sagen klar Ja zum Verbot.  

Nein zur Aufhebung des Spermasexing-Verbots:
Ein weiterer Antrag fordert die Aufhebung des seit den 1990er-Jahren in den Richtlinien verankerten Spermasexing-Verbots. Dieser wurde von den Mitgliedorganisationen Appenzellerland, Graubünden, Liechtenstein und Schwyz gestellt. Im Gegensatz zum Huhn verfüge man hier bereits über die nötigen Zweinutzungsrassen, sagte Urs Brändli zur Begründung der Ablehnung. Er erinnerte auch daran, dass die neue Technologie den Bio-Konsument(innen) nicht einfach zu verkaufen wäre. Ad-hoc brachte die Bergheimat einen weiteren Antrag ein, deren Delegierter verlangte, dass künftig nur noch Natursprung zugelassen sein soll (der immerhin 7 Ja-Stimmen erhielt). Der Antrag auf Wiederzulassung des Spermasexings wurde schliesslich klar mit 66 Nein zu 28 Ja abgelehnt.  

Ja-Parole zur Massentierhaltungs-Initiative

Im Verschiedenen erwähnte Urs Brändli fast beiläufig, dass der Vorstand eine Ja-Parole zur Massentierhaltungs-Initiative gefasst habe. Das Tierwohl sei zentraler Bestandteil der Richtlinien. Man wolle sich aber nicht im grossen Stil für im Abstimmungskampf engagieren, ergänzte Brändli.

Knospe ab Mitte 22 in der Migros

Weitere interessante Fakten aus der Versammlung:

  • Die Marketingausgaben steigen mit dem Markteintritt von Migros (neu mit Knospe) von 4,15 Mio Fr. auf 5,79 Mio Fr. 
  • Die Einnahmen aus Lizenzgebühren steigen ebenfalls aufgrund der Knospepräsenz bei Migros von 12,4 auf 16,5 Mio Fr.
  • Das Budget 2022 sieht bei einem Aufwand von 21,9 Mio Fr einen Ausgabenüberschuss von 1,3 Mio Fr vor.
  • Der Durchschnittslohn der Bio Suisse-Angestellten beträgt 8500 Franken.
  • Die ersten Migros-Produkte mit Knospe werden ca. im Sommer 2022 in den Regalen stehen. Vorher muss Migros die gesamten Verarbeitungsprozesse gemäss Knospe-Anforderungen umbauen.
  • Die IG Bio Zugerland holt den Grand Prix Bio Suisse 2021.
  • Die DV verabschiedet einstimmig ein Zielpapier Bio-Grundbildung, welches die biospezifische landwirtschaftliche Bildung stärken soll. 
  • Der Verband verabschiedete den langjährigen Marketingchef Jürg Schenkel. Seine Abteilung wurde gesplittet, Marketingkommunikation wird unter der Leitung von Timo Pekgüçer mit der Kommunikation fusioniert. Die Abteilung Märkte wird neu von Alex Meier geführt. Beide nehmen Einsitz in der Geschäftsleitung von Bio Suisse.
  • Der Verband feiert heuer sein 40-jähriges Bestehen, was anschliessend an die DV mit einem Fest unterstrichen wird.